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Netz der Zukunft

Breitbandmonopoly: Magenta schlägt Glasfaser

Mehr Kupfer, weniger Wettbewerb – diesen Antrag der Telekom will die Bundesnetzagentur durchwinken. Für die Kunden hat das vor allem Nachteile.

Der Breitbandausbau ist ein komplexes Vorhaben mit vielen Interessen. Der Bund will ihn schnell und günstig. Und die Telekom bietet ihm dafür eine Lösung an. Die heißt Vectoring im Nahbereich und funktioniert mit etablierten Kupferleitungen statt Glasfaser. Das Vectoring-Verfahren erhöht die Leistung der Kupferleitung für schnellere Internetleitungen. Ihre Zukunftsfähigkeit ist, im Gegensatz zu Glasfaser, allerdings begrenzt. Gleichzeitig würde sie der Telekom einen nahezu exklusiven Zugriff auf knapp sechs Millionen potenzielle Breitbandkunden sichern.

Im Gegenzug sichert die Telekom zu, eine Milliarde Euro in den Breitbandausbau mit Vectoring-Technik zu investieren. Die Bundesnetzagentur ist geneigt, diesem Antrag zuzustimmen. Ende November hat sie ihren Entscheidungsentwurf veröffentlicht. Der liegt noch bis Januar zur Konsultation aus.

Breitbandausbau in Gefahr
Die Wettbewerber der Telekom, vertreten durch den Bundesverband Breitbandausbau (Breko) laufen Sturm gegen den Entwurf. Auch der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) sowie zwölf andere Verbände warnen „vor den negativen Folgen eines Vectoring-Monopols der Deutschen Telekom“. Er würde den Breitbandausbau und den Wirtschaftsstandort Deutschland gefährden.  

Das Vectoring im Nahbereich betrifft rund 8000 Hauptverteiler und die dazugehörigen Anschlüsse im Umkreis von 550 Metern – größtenteils im Zentrum von Städten. Zurzeit herrscht hier Wettbewerbsoffenheit. Die Telekom-Konkurrenz hat hier etliche VDSL-Anschlüsse gelegt – Anfang 2015 waren es 135.000.

Seite 2: So schadet Vectoring dem Breitbandausbau

Weniger Produktvielfalt, höhere Preise

Bekommt die Telekom nun den Zuschlag für das Vectoring, müssen die Wettbewerber ihre Technik an den Hauptverteilern wieder abbauen. „Eine solche Verpflichtung fügt dem Infrastrukturwettbewerb großen Schaden zu“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung der 13 Verbände aus Wirtschaft und Kommunen.

So erklärt auch der Internetprovider HTP – er beteiligt sich in der Region Hannover aktiv am Glasfaserausbau – der Telekom-Antrag würde dafür sorgen, dass sich einige Investitionen an den Hauptverteilern in den letzten Jahren nicht mehr amortisieren würden. Ähnlich dürfte es vielen Wettbewerbern gehen. Was hier an Geld fehlt, kann nicht in den Glasfaserausbau investiert werden. Dabei schultern diese Wettbewerber der Telekom laut Erklärung der Verbände rund drei Viertel der Glasfaseranschlüsse bis zum Haus oder Endkunden.

Folgt die Regierung dem Telekom-Antrag, darf die Konkurrenz nur noch virtuell an den Hauptanschluss. Und nur ein einziger Wettbewerber pro Hauptverteiler, der den Zugang natürlich kostenpflichtig von der Telekom mieten muss. Diesen Preis muss er auch im Kundenangebot einkalkulieren. Und da der physische Anschluss bei der Telekom bleibt, haben Wettbewerber nicht die Möglichkeit, frei eigene Produkte für ihre Kunden zu konfigurieren. „Das verhindert die individuelle Produktgestaltung durch Wettbewerber, was sich insbesondere auch negativ auf Geschäftskundenanschlüsse auswirkt“, erklärt Breko-Sprecher Marc Kessler.

Diese Telekom-Exklusivität sieht zwar eine Ausnahme vor, die allerdings ist mit hohen technischen Hürden verbunden. Laut Breko-Sprecher Kessler dürften Wettbewerber sie aktuell nur an wenigen Hauptanschlüssen erfüllen.

So sieht der Verband langfristige Investitionen in den Breitbandausbau gefährdet. „Werden jetzt vor allem kurzfristig günstigere, kupferbasierte Übergangslösungen gefördert, wird schon in wenigen Jahren ein weiterer, kostspieliger Netzausbau notwendig“, fürchtet der Breko.

(deg)

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