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E-Government

Bund setzt auf digitale Ausschreibungen

Wer Aufträge der Öffentlichen Hand will, wird künftig nicht mehr ohne Internet auskommen. Ab 2006 sollen alle Behörden ihre Ausschreibungen übers Netz abwickeln. Einige setzen schon jetzt auf digitale Auftragsvergabe.

Die Bediensteten des Bundes sind bald von einer Last befreit: Sie müssen keine dicken Postpakete mit Ausschreibungsunterlagen mehr versenden. Nach den Plänen der Berliner Regierung sollen nämlich sämtliche Bundesbehörden bis Ende 2005 ihre Beschaffung auf elektronische Vergabeverfahren umgestellt haben. Für Unternehmen, die einen Auftrag des Bundes ergattern wollen, bedeutet das im Klartext, dass sie dabei künftig um das Internet nicht mehr herum kommen.

Unter der Adresse www.evergabe-online.de können sie die kompletten Leistungsverzeichnisse aus dem Netz ziehen, ihre Angebote digital erstellen und via Internet zurücksenden. Die Auftragsvergabe wird so zum durchgängigen, papierlosen Prozess.

Der Blick ins Netz lohnt sich schon jetzt, denn ein Teil der Bundesbehörden schreibt bereits über die Vergabeplattform aus, darunter zum Beispiel das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) und das Amt für Technik und Beschaffung (ATB). Entwickelt und erprobt wurde die Plattform vom Beschaffungsamt des Bundesinnenministeriums im Rahmen des Projektes Öffentlicher Eink@uf Online. Im Mai 2002 stellte das Projektteam die erste Ausschreibung ins Netz - als Testlauf für die Online-Vergabe von der Bekanntmachung bis hin zum Zuschlag.

Zwei Jahre sind seither vergangen, das System ist erprobt, und dennoch tun sich viele Unternehmen noch schwer damit: Wir bekommen leider nur sehr wenige elektronische Angebote, rund 90 Prozent der Firmen bevorzugen nach wie vor die Papierform, sagt der Direktor des Beschaffungsamtes, Roderich Egeler. Ein Hemmnis seien veraltete IT-Systeme, die in den Betrieben zum Einsatz kommen. Wir sind jedoch bemüht, unsere Schnittstellen so offen zu halten, dass sie mit möglichst vielen Systemen kompatibel sind, betont er. Auf mangelnde Akzeptanz stößt Egeler zufolge bislang auch die elektronische Signatur, die zur Angebotsabgabe notwendig ist.

Über fünf Millionen Euro hat der Bund allein in die technische Entwicklung der Vergabeplattform gesteckt. Damit sich der Aufwand auch lohnt, will Egeler nun möglichst viele Länder und Kommunen dazu bewegen, die Plattformtechnik zu nutzen. Alles andere wäre auch ein Drama für die Auftraggeber, weil die sich immer wieder in unterschiedliche Systeme einarbeiten müssten, so der Beschaffungsexperte. Um das zu verhindern, muss er allerdings noch viel Überzeugungsarbeit leisten: Das Land Bayern will Egeler zufolge eine eigene Lösung für den Baubereich entwickeln und auch einige Städte ziehen den Alleingang vor.

Astrid Funck

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Weitere Informationen zum Projekt Öffentlicher Eink@uf Online gibt das Beschaffungsamt des Bundesinnenministeriums auf seiner Website unter www.bescha.bund.de Die Ausschreibungen des Bundes finden sich unter www.evergabe-online.de

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