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Corona

Corona-Krise: So ist die Lage im Bäcker- und Fleischerhandwerk

Aufträge für Events, Messen und Catering fallen weg, aber die Umsätze in den Ladengeschäften nehmen zu. Diese Herausforderungen sehen Bäcker und Fleischer.

Auf einen Blick:

  • Weniger Veranstaltungen und Menschen, die in Kantinen essen, machen es dem Bäcker- und Fleischerhandwerk in Corona-Zeiten schwer.
  • Bei den Bäckern schwankt die Lage je nach Bereich zwischen heftigen Umsatzeinbußen und teilweisem Umsatzwachstum. Der Verband fordert für eine reibungslose Beantragung von Staatshilfen weniger Bürokratie für die Betriebe.
  • Der Fleischerverband fordert, dass das Kurzarbeitergeld auch für geringfügig Beschäftigte gezahlt wird. Die Betriebe im Event-Bereich leiden massiv unter der Krise, manche Läden hingegen haben Umsatzzuwächse.

In Zeiten der Corona-Krise hat sich die Lage in den Gewerken verändert. So reagiert das Bäcker- und Fleischerhandwerk auf die Herausforderungen, die momentan zu bewältigen sind. Fünf Fragen und Antworten der Verbände:

Bäckerhandwerk

1. Wie stark ist Ihre Branche von der Corona-Krise betroffen?

Die Innungsbäcker sind weniger stark betroffen als andere Branchen, weil unsere Wirtschaftskreisläufe regionaler sind. Vorteile sind die dezentrale Struktur und die kurzen Lieferwege. Dennoch haben auch wir Umsatzeinbrüche zum Teil heftigen Ausmaßes dadurch, dass viele im Homeoffice arbeiten.

2. In welchen Bereichen spüren die Betriebe das besonders deutlich?

Es brechen wichtige Märkte weg, beispielsweise Cafés, Catering und Snacks. Die Kontaktsperre sorgt für deutlich weniger Laufkundschaft, Verkaufsstellen an Flughäfen wurden gleich komplett geschlossen.

3. Gibt es Bereiche, die weniger stark betroffen sind oder die sogar Zuwächse verzeichnen?

Wir erleben einen großen Zuspruch der Kundinnen und Kunden gegenüber ihren Bäckereien. In Teilbereichen wächst der Umsatz auch, beispielsweise wird Brot auch auf Vorrat eingekauft und dann eingefroren.

4. Was raten Sie Unternehmen in der aktuellen Situation?

Wir haben unsere Internet-Präsenz um die Seite baeckerhandwerk.de/corona/ ergänzt. Dort tragen wir – ständig aktualisiert – Informationen zur Krise zusammen.

5. Was muss jetzt aus Ihrer Sicht passieren, damit möglichst viele Unternehmen diese Krise überstehen können?

Die zahlreichen Hilfsmaßnamen sind alle gut gemeint. Unsere Bäcker melden uns aber, dass vieles noch hakt, (zu) bürokratisch ist oder die örtliche Arbeitsagentur nicht erreichbar ist. Das wichtige KfW-Programm scheint erst im April anzulaufen. Wenn es nicht gelingt, die Hilfe jetzt wirklich schnell und unbürokratisch auf die Straße zu setzen, könnte es für manche Innungsbetriebe schwierig werden. Die Gewinnmargen lassen monatelange Liquiditäts-Engpässe nicht zu.

Fleischerhandwerk

1. Wie stark ist Ihre Branche von der Corona-Krise betroffen?

Generell sind unsere Betriebe stark betroffen, aber es wirkt sich unterschiedlich aus. Der Grad der Betroffenheit hängt davon ab, in welchen Bereichen sie sich positioniert haben. Überall aber fallen Mitarbeiter krankheitsbedingt aus oder könnten ausfallen. Zudem gibt es im Mittagsbetrieb weniger Laufkundschaft und die Umsätze sinken.

2. In welchen Bereichen spüren die Betriebe das besonders deutlich?

Im Bereich des Partyservice und des Caterings – im Veranstaltungsservice sind die Umsätze deutlich eingebrochen. Für Betriebe, die sich darauf spezialisiert haben, sieht es derzeit sehr schlecht aus – deren Umsätze gehen praktisch auf Null runter.

3. Gibt es Bereiche, die weniger stark betroffen sind oder die sogar Zuwächse verzeichnen?

In den Ladengeschäften sind die Umsätze gut. Teilweise ist die Nachfrage dort sogar gestiegen. Viele Menschen und ihre Familien sind jetzt zuhause. Dass die Verbraucher mehr kaufen, hat aus unserer Sicht auch nichts mit Hamstern zu tun, sondern mit dem gestiegenen Anteil an Mahlzeiten, die zuhause eingenommen werden.

4. Was raten Sie Unternehmen in der aktuellen Situation?

Wir haben Betrieben, bei denen Hilfen noch etwas retten können, angeboten, betriebliche Abläufe so zu organisieren, dass wenn Verdachtsfälle auftreten, so gut wie möglich Vorsorge getroffen werden kann. So können sie beispielsweise in getrennten Räumen arbeiten, dass nicht die komplette Belegschaft ausfällt. Wir appellieren, Vorsorgemaßnahmen umzusetzen, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren. Denn Mitarbeiter der Betriebe haben viel Kontakt zu anderen Menschen.

5. Was muss jetzt aus Ihrer Sicht passieren, damit möglichst viele Unternehmen diese Krise überstehen können?

Betrieben, die stark betroffen sind, raten wir dazu, Kurzarbeitergeld zu beantragen. Wir fordern, dass das auch auf geringfügig Beschäftigte ausgeweitet wird. Denn in unserer Branche arbeiten viele Teilzeitkräfte.

Der Bund hat zwar bereits Hilfen für kleine Betriebe beschlossen, aber viele unserer Mitgliedsbetriebe rutschen durch das Raster: Die meisten Fleischereien haben etwa 12 bis 15 Mitarbeiter und können die Hilfen nicht in Anspruch nehmen. Wir fordern die Bundesregierung auf, die Grenzen nochmal zu überdenken.

Zudem muss die Versorgungslage der Land- und Ernährungswirtschaft weiterhin gut gewährleistet bleiben. Es darf nicht zu Engpässen kommen. Momentan sind wir damit zufrieden und hoffen, dass es bei den kleinen Zeitverzögerungen bleibt, die die außerordentlichen Umstände in der Corona-Krise mit sich bringen.

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