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Da ist Feuer drin

Heiß her geht es in deutschen Wohnzimmern. Seitdem die Energiepreise stetig steigen, haben Ofenbauer alle Hände voll zu tun.

Von Carmen Rigbers

Bei Rita Kröger Schlüter ist der Funke längst übergesprungen. Denn sie mag die wohlige Wärme. Deshalb entschied sie sich wieder für einen Skandinavier. Früher war es ein Däne, jetzt hat sie sich für einen Schweden erwärmt. Seit mehr als vier Jahren beheizt sie ihr 160 Quadratmeter großes Haus in Mechtersen mit einem schwedischen Kachelofen. Die angenehme Wärme des Feuers bedeutet für sie Gemütlichkeit pur. Für Handwerks-unternehmer Ulrich Prieß-Buller ist das Feuer der Schlüssel zum Erfolg.

Foto: Carmen Rigbers

Seit mehr als 25 Jahren verzaubern "BullerÖfen" kalte Kammern in mollig warme Stuben. Wenn es draußen kalt und ungemütlich wird, beginnt für den Ofenbauer aus Lüneburg die Hochzeit des Jahres. "Seit einem halben Jahr erleben wir einen richtigen Boom", sagt Prieß-Buller stolz. Immer mehr Menschen wünschen sich einen handwerklich gefertigten Ofen oder Kamin für ihr Wohnzimmer. Den Grund dafür sieht Christiane Osterhof im Wandel der Zeit. "Die Realität wird immer kälter. Die Menschen fühlen sich durch Terrorismus bedroht und haben Zukunftsängste. Viele möchten ihr Heim deshalb besonders kuschelig ausstatten", verrät die Redakteurin des Wohnmagazins "Living at home".

Und der Blick auf die aktuellen Gas- und Heizölpreise liefert einen weiteren Grund. Hier kann Prieß-Buller punkten: Das Heizen mit Scheitholz koste pro Kilowattstunde nur etwa ein Viertel soviel wie mit herkömmlichen Brennstoffen, weiß der Diplomingenieur. Und das ist nicht alles. Auch umwelttechnisch brennt bei Buller-Öfen nichts an. Denn bei der Holzverbrennung entsteht im Vergleich zu Gas und Öl kaum Kohlendioxid.

Mit Solarenergie und Förderungen punkten

Als Umwelt- und Verfahrenstechniker ist Prieß-Buller ein Experte, wenn es um ökologische Energieformen geht. Und damit hat er sich seine ganz eigene Nische gesucht. Mit Holz-Solar-Heizsystemen schafft er die Möglichkeit, ein komplettes Haus ganzjährig mit Energie zu versorgen. Der akkreditierte Solarberater weiß nur zu genau, dass erneuerbare Energien in den nächsten Jahren zunehmend an Bedeutung gewinnen werden. Schon jetzt fördert der Staat umweltfreundliche Heizsysteme ein weiterer Pluspunkt, mit dem er Kunden überzeugt. Haben die dann erst mal Feuer gefangen, müssen Detailfragen geklärt werden. Kann auf dem Dach eine Solaranlage angebracht werden? Ist bereits eine Heizungsanlage vorhanden? Welche Holzheizung wird gewünscht?

Für Rita Kröger Schlüter stand fest: Es muss ein Kachelofen sein. Eine kluge Entscheidung, denn "offene Kamine sind Energieverschwender", weiß Prieß-Buller. Ein Kamin oder Kaminofen gebe nur dann Wärme nach außen ab, wenn er auch befeuert wird. Der Mantel eines Kachelofens hingegen strahle nach Ende des Betriebs noch mehrere Stunden aus. Auf den Anblick eines prasselnden Feuers muss Kröger Schlüter trotzdem nicht verzichten. Ihr Kachelofen hat eine eingebaute Glastür.

Im Notfall springt die Heizung ein

Damit der Ofen nicht nur die Gemüter der vierköpfigen Familie erhitzt, sondern auch für eine heiße Dusche sorgt, steht auf dem Spitzboden des Hauses ein Warmwasserspeicher. Er wird während der Heizperiode vom Kachelofen mit Wärme gespeist. Ist der Ofen aus, übernimmt dies in den Sommermonaten die Solaranlage. "Wenn die Leistung des Speichers nicht ausreicht, springt zusätzlich unsere Gasheizung an", erklärt die Mutter zweier Kinder ihr handwerkliches Heizsystem.

Eine bestehende Heizungsanlage sei Voraussetzung, wenn ein ganzes Haus über den Ofen beheizt werden soll. Dieser ist dann mit den Heizkörpern in den einzelnen Räumen verbunden, beschreibt Prieß-Buller sein Konzept. Für die heiztechnische Montage seines Systems arbeitet er mit einem Heizungsbaubetrieb zusammen. "Für Kunden ist es wichtig, nur einen Ansprechpartner zu haben", weiß der Energieexperte. Und wird von Kröger Schlüter bestätigt: "Wir wollten, dass alles aus einer Hand kommt."

Obwohl die Kosten für eine Komplett-Heizanlage mit rund 15 000 Euro nicht zu unterschätzen sind, hat Kröger Schlüter nichts bereut. Dank ihrem Buller-Ofen sparen sie und ihre Familie mehrere hundert Euro im Jahr. Nur einen kleinen Nachteil hat ihr Schwede: Seitdem er da ist, verschwindet ihr Mann ziemlich häufig im familieneigenen Wald, um Holz zu holen.

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