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Jetzt mal ehrlich

Das Buch der Ausreden ist ein Wälzer

Wer bewirbt sich auf ein Stelleninserat? Nicht einmal die "Restposten der Arbeitswelt"! Das klingt zynisch, stimmt, aber handwerk.com-Kolumnistin VauKa hat schrille Erfahrungen machen müssen.

Krokodil

Sie ist die heimliche Chefin, die Mitarbeiter nennen sie zärtlich "VauKa" – das "Vorzimmerkrokodil". In der dritten Folge ihrer Kolumne befasst sich VauKa damit, was so alles nach einer Stellenanzeige NICHT passiert. 

Chef: Moin, hat sich schon was getan?
VauKa: Moin, Zeitung war null. Und die Tante vom Arbeitgeberservice bei der Arge war auch nicht sehr optimistisch. 
Chef: Wieso?
VauKa: Na ja, sie sagte, sie verwaltet derzeit sozusagen die „Restposten!“
Chef: Wat? 
VauKa: Naja, die Kunden, die in den letzten Jahren schon nicht zu vermitteln waren, aber noch nicht in Hartz 4 sind und…
Chef: ...das heißt?
VauKa: Langzeitkranke, die wieder anfangen wollen oder müssen, ehemalige Selbstständige, sehr alte und sehr junge Kunden.
Chef: Kann doch was dabei sein. 

Das stimmt, man kann auch im Lotto gewinnen – theoretisch. Lesen Sie Seite 2. 

Erstatten Sie die Bewerbungskosten?

VauKa: Das hier ist der Ordner mit den Vermittlungsvorschlägen. Boah, ist der schwer.
Chef: Da ist ja richtig was drin.
VauKa: Das sind nur die Vorschläge, die ich zur Arge zurückgefaxt habe, weil die Kunden sich hier nicht gemeldet haben. Ich hatte sogar den einen oder anderen angeschrieben.
Chef: Und?
VauKa: Das Buch der Ausreden ist ein Wälzer. „Ist mir zu weit, bin gerade wieder krank geschrieben, ich muss meine Oma pflegen, melde mich, wenn ich im Internet geguckt habe, ob das bei Ihnen im Betrieb was für mich ist.“ Und dann ist da noch die Fraktion, die gleich gefragt hat, „was verdiene ich und erstatten Sie mir die Auslagen für das Bewerbungsgespräch“.
Chef: Hallo, da muss was passieren, der Geselle nimmt Erziehungszeit. Auch so ein Problem, das es vor der Emanzipation nicht …
VauKa: ...CHEF!
Chef: Ist doch wahr. Was machen wir, noch 'ne Zeitungsanzeige schalten?
 
Oder die Scheine für das Inserat gleich aus dem Fenster werfen? Lesen Sie nächste Seite.

Chauvis nehmen keinen Erziehungsurlaub

VauKa steht auf und öffnet das Bürofenster: Die 250 Euro plus Steuer können wir auch gleich aus dem Fenster werfen. Oder ich mach damit Origami. Aber wissen sie was, Chef, lassen Sie uns den Azubi übernehmen, der ist zwar kein Überflieger, kann aber noch einer werden.
Chef: Der telefoniert mir zu viel.
VauKa: Der telefoniert nicht, der chattet über Facebook.
Chef: Ach, ich weiß nicht.
VauKa: Der kriegt 'nen Passus in den Arbeitsvertrag und gut ist: Chatten nur in der Pause. Wissen Sie, seine Freundin ist schwanger, der hat den Kopf voll momentan.
Chef: Nachher nimmt der auch noch Erziehungszeit.
VauKa: Keine Angst, Chef, das ist ein Chauvi, der hat sich ein Motorrad gekauft, damit er nicht mit dem Pampersbomber vorfahren muss.
Chef: Was Sie so alles wissen.
VauKa: Ja, hier vorne hat man eben das Ohr am Volk. Soll ich jetzt Kaffee bringen?
Chef: Ja, und machen Sie die Zusage für den Lehrling fertig – hätte ja auch was sagen können der Junge.


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