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"Das Geld kam ja immer"

Eine komplette Million Euro. Ein bestechlicher Ex-Chef eines Immobilienunternehmens. Handwerker, die mit Schmiermittel an der zähen Auftragslage drehen. Das sind die Zutaten für einen Bestechungsskandal in Niedersachsen.

Eine komplette Million Euro. Ein bestechlicher Ex-Chef eines Immobilienunternehmens. Handwerker, die mit Schmiermittel an der zähen Auftragslage drehen. Das sind die Zutaten für einen Bestechungsskandal in Braunschweig.

Vor dem Braunschweiger Landgericht werden derzeit 594 Fälle von "Untreue und gewerbsmäßiger Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr" verhandelt. Das berichtet die Braunschweiger Zeitung. Zwischen 2002 und "bis zu seinem Ruhestand 2005" sollen Betriebe das Geld an den 66-Jährigen gezahlt haben.

Offenbar wurden die illegalen Sonderausgaben durch "fingierte Rechnungen an die Wohnungsgenossenschaft refinanziert". Die Staatsanwaltschaft habe einen Unternehmensschaden in Höhe von rund 1,4 Millionen Euro errechnet.

Interessant sind die Details der Geldübergabe, die der Angeklagte laut Braunschweiger Zeitung im Gerichtssaal zum Besten gibt. Mit einem Gas- und Wasserinstallateur habe er sich "bei einem Glas Bier geeinigt, dass auch mal Geld fließen" könne. Welche Summen in Kuverts den Besitzer wechselten, sei davon abhängig gewesen, welche Beträge der Handwerker unbemerkt auf die Rechnungen an die Genossenschaft aufschlagen konnte. Monatlich habe er "mal 1000, mal 5000 Euro" erhalten.

Als er eine Hypothek ablösen wollte und ein "bisschen mehr" Geld benötigte, habe er 40.000 Euro auf einen Schlag bekommen. Insgesamt soll allein der Installateur 841.000 Euro gezahlt haben. Druck musste der Angeklagte scheinbar nicht auf den Handwerker ausüben. "Das war gar nicht nötig. Das Geld kam ja immer."

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(sfk)

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