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So zeigt ein Image-Video richtig Wirkung

Das Prinzip Abschreckung

Wie kommt man an die richtigen Kunden – an solche, die zum Betrieb passen? Zum Beispiel mit einem Video, das alle anderen abschreckt. Was hat sich die Tischlerei Holzvisionen dabei nur gedacht?

Eine Szene im Wald – ein wenig düster, genauso wie die Musik. So könnte auch ein Krimi anfangen. Fehlt nur noch die Leiche im Laub. Zwei Gestalten tauchen auf: lange Haare, Dreitagebart, ernster Blick. Die Kommissare? Nein, das sind Tim Scholtes und Marco Pelzer, die Chefs der Tischlerei Holzvisionen. Das Video ist clever gemacht. Wie clever? Das sollten Sie sich ansehen!

Herr Scholtes, Sie haben sich auf individuelle Möbel und exklusiven Innenausbau spezialisiert. Warum ist davon in Ihrem Video so wenig zu sehen?
Tim Scholtes: Wenn wir in dem Video mehr Produkte gezeigt hätten, würden uns Interessenten gleich in eine bestimmte Schublade stecken. Wer eine weiße Küche sieht, denkt „die machen nur weiße Küchen“.

Unsere Produkte kann man in den Bilder-Galerien auf unserer Internetseite sehen, das genügt. Aber im Video wollten wir das nicht. Da sagt unser Firmenname doch schon alles. Holzvisionen.

Stattdessen sehen die Zuschauer jetzt nur zwei Produkte im Wald: einen rosa Kinderstuhl mit schwarzen Punkten und einen edlen Sessel aus dunklem Holz mit grünem Bezug.
Tim Scholtes: Auf die sich ein Mädchen im rosa Kleid und eine Frau im grünen Pulli setzen. Genau darum geht es bei uns: um individuelle Möbel, die genau auf den Kunden abgestimmt sind.

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Abschrecken? "Man muss schon Stellung beziehen!"

Das Video wirkt ein bisschen düster und ernst. Dass sie lächeln können und Sinn für Humor haben, merkt man erst nach 90 Sekunden. Soll das Video etwa Kunden abschrecken?
Tim Scholtes: In gewisser Weise soll es abschrecken. Wenn Mercedes eine Werbung macht, wollen die ja auch nicht jeden erreichen. Man muss schon Stellung beziehen.

Warum so deutlich?
Tim Scholtes: Wir fahren zu 90 Prozent zum Ersttermin raus zu den Kunden. Wenn die Kunden dann erst feststellen, dass wir eigentlich gar nicht zueinanderpassen, ist das vertane Zeit. Darum wollen wir Interessenten mit dem Video eine Möglichkeit geben, uns als Menschen etwas kennenzulernen, bevor sie uns anrufen.

Warum haben Sie im Wald gedreht und nicht im Betrieb?
Tim Scholtes: Wir wollten nicht den klassischen Imagefilm. Was viel Firmen zeigen, ist grausam: schlechter Ton, schlechte Musik und immer die gleichen Bilder und Sprüche: „Wir verarbeiten hochwertige Materialen“ – und dazu fährt eine Spanplatte durch die Kreissäge. Unsere Kunden interessiert überhaupt nicht, ob wir mit alten oder neuen Maschinen arbeiten, das Ergebnis zählt.

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5000 Euro für ein Image-Video - lohnt sich das?

Das Video ist sehr gut gemacht: eine klare Idee, technisch perfekt umgesetzt. Was haben Sie dafür ausgegeben?
Tim Scholtes: Gedreht hat das ein Profi. Wir haben insgesamt rund 5000 Euro investiert. Inklusive unsere eigene Arbeitszeit für Vorbereitung, Dreh, Nachvertonung usw.

Wie sind Sie vorgegangen?
Tim Scholtes: Wir haben aus drei Angeboten ausgewählt. Als wir die Angebote eingeholt haben, hatten wir noch kein Konzept, keine fertige Idee für den Film. Aber wir hatten ein paar gute Beispielfilme aus anderen Bereichen und viele negative Beispiele für das, was wir auf keinen Fall wollten. So hatten die Anbieter eine Grundlage für ihre Kalkulation. Dann haben wir uns für einen Anbieter entschieden und gemeinsam mit ihm das Storyboard entwickelt, also die Idee und den Aufbau des Films. Gedreht haben wir an einem Tag im Wald und dann noch einen halben Tag nachvertont.

Hat sich der Aufwand gelohnt?
Tim Scholtes: Das Video steht seit einem Jahr auf unserer Internetseite und ich habe den Eindruck, dass wir seitdem seltener Ersttermine haben, bei denen die Chemie nicht stimmt. Wir haben unser Ziel mit dem Video erreicht.

(jw)







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