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Fiat Ducato Doppelkabine im Test

Die dicke Berta aus Turin

Neben sperrigem Utensil müssen noch sieben Handwerker ihr Ziel erreichen. Und zwar pronto! Sie haben kein passendes Gefährt parat? Na, dann mal genau hergeschaut!


von Lutz Odewald

Eigentlich kommt Berta ja gar nicht aus Italien. Doch die Pausbackigkeit, mit der der Fiat Ducato in seiner Doppelkabine mit sieben Sitzplätzen auf den Hof rollt, passt genau.

Und ein Geschoss, wie es die legendäre dicke Berta in ihrem kriegerischen Original durch die Gegend fliegen ließ, ist der Ducato dank seines „180 Multijet Power“-Motors allemal. Der Name ist Programm, denn fast 180 Pferde wuchten bei Bedarf 400 Newtonmeter Drehmoment auf die Kurbelwelle.

Die rasende Espressomaschine
Wer will, der kann den Ducato mit mehr als 160 Stundenkilometern über die Autobahn scheuchen. Wobei dies in der Ausführung mit Pritsche nur dann Sinn macht, wenn entweder die Ladung sehr sicher verzurrt, oder gar nicht vorhanden ist.

Mehr Sinn macht es aber, die vorhandene Leistung sinnvoll einzusetzen und auch mit voller Ladung zügig von A ins weiter entfernte B zu gelangen. Wer den Drehmomentgipfel clever ausnutzt, der ist mit 140 Kilometern pro Stunde recht spritsparend unterwegs. Im Test genehmigte sich der Vielsitzer respektable rund 10,9 Liter pro gefahrene 100 Kilometer, und das mit relativ hohem Autobahnanteil.

Es gibt natürlich auch kleinere Versionen des turboaufgeladenen Diesels. Mit 115 PS startet der „115 Multijet“, dann geht es mit 130 („130 Multijet“) und 150 PS („150 Multijet“) weiter. Für die beiden mittleren Versionen werden Start/Stopp-Automatiken angeboten, die den Verbrauch um bis zu 15 Prozent senken sollen. Ebenfalls dem Verbrauch ­zuträglich sind die Sechsgang-Getriebe. Der 180 Multijet hat mit dem optionalen automatisierten Schaltgetriebe „Comfort-Matic“ noch ein besonderes technisches Bonbon im Gepäck.

Was ebenso völlig in Ordnung geht, ist das Platzangebot im Siebensitzer. Während vorn auch drei ausgewachsene Handwerker ihren Platz finden, wird es allerdings für die hinteren Passagiere gemütlich eng. Was solange kein Problem ist, wie die Strecke kurz bleibt. Wird sie länger, dann wird die Luft knapp.

Das liegt nicht an zu wenig Platz, sondern an den schlichten Schiebefenstern, die die hinteren Türen zieren. Denn die schmalen Schlitze sind nicht gerade für eine üppige Ventilation geeignet. Und so kann sich die Doppelkabine mit voller Besatzung in Sachen Geruch in einen Tigerkäfig verwandeln.

Leider hilft gerade bei tropischen Temperaturen die Klimaanlage wenig. Denn die präsentiert sich überraschend sparsam ausgelegt. Doch das muss kein Nachteil sein, schließlich will man sich ja nicht erkälten. Und eine zu große Temperaturdifferenz führt nur zu lästigen Krankheitstagen im Betrieb.

Wieso das Interieuer ein Hauch von Ferrari hat, lesen Sie auf Seite 2.

Willkommen im Salon

Immer wieder ein Hingucker ist der Innenraum der Fiat Nutzfahrzeuge. Das trifft besonders dann zu, wenn die Stoffbezüge der Sitze in „Crepe Rot“ ausgeführt sind. Ein Hauch von Ferrari schwingt dann selbst bei der großen Doppelkabine vom Ducato mit. Das wird noch unterstrichen, wenn – wie im Topmodell – schwarzer Klavierlack die Instrumententafel ziert.

Während die Optik also in bester italienischer Manier daherkommt, verhält sich dies mit der Ergonomie etwas zwiespältiger. Dass die Beifahrersitze nicht verstellbar sind und daher zu sehr aufrechter Sitzposition zwingen, ist aus orthopädischer Sicht vielleicht empfehlenswert, allerdings nicht wirklich bequem. Doch auch der Fahrer kann sich nicht nur bequem zurücklehnen. Denn wenn es um das Bedienen der vielen Schalter und Knöpfe geht, die sich über das Armaturenbrett angesammelt haben, dann ist Bewegung angesagt.

Das optionale Tomtom-Navi verlangt zwar keinen Körpereinsatz, kostet aber reichlich Hirnschmalz, bevor man sich mit seiner Bedienung angefreundet hat. Doch hat man sich einmal eingefuchst, dann ist das preiswerte Routensystem schnell ein unverzichtbarer Helfer.

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und viel Platz auf der Ladefläche

Der Rücken kann entzücken


Und sei der Motor noch so stark und die Sitze noch so bequem: Geld verdient wird hinten. Die Pritsche ist mit genial einfach bedienbaren und dreiseitig abklappbaren Alu-Ladebordwänden verziert. Und die in der Maxi-Version knapp 3,60 Meter lange Ladefläche ist auch für Messebauer oder Fensterfirmen mit großen Formaten ein ausreichend großer mobiler Lagerplatz. Zumal es im Zubehör auch die passenden Verdecke gibt, die aus dem ansonsten zugigen Open-Air-Abteil einen wetterfesten Laderaum zaubern.

Bleibt als letztes der Blick auf das Thema Wirtschaftlichkeit. Der preiswerteste Ducato Pritschenwagen mit Doppelkabine startet bei 25 540 Euro (exkl. MwSt.), für den getesteten Ducato Maxi Pritschenwagen Doka 35 mit dem 180 Multijet Power-Antrieb ruft Fiat 32 470 Euro (exkl. MwSt.) auf. Kein Wunder, dass man den flotten Ducato immer öfter im Straßenbild sieht. Wenn auch nicht jedesmal in strahlendem Feuerrot!

Technische Daten:
Fiat Ducato Pritschenwagen
Doppelkabine 35
Motor: 130 kW / 177 PS
Getriebe: 6-Gang
Verbrauch: 10,9 l/100 km (Testwert)
Zul. Gesamtgewicht: 3500 kg
Nutzlast: 1270 kg
Fahrzeuglänge: 6678 mm
Innenlänge Pritsche: 3599 mm
Preis: ab 28 820 € (exkl. MwSt.),
Testfahrzeug 32 470 € (exkl. MwSt.)



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