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Mappe persönlicher

Digital riecht nun mal nicht

Keine Papierberge, keine Portokosten, schnelle Absagen: Digitale Bewerbungen haben eine Menge Vorteile für Arbeitgeber. Doch genügt das? Manchmal sind es ganz andere Werte, die Bewerbungen im Handwerk auszeichnen. Ein Praxisbericht.

Digitale Bewerbungen gewinnen im Arbeitsleben die Oberhand, zumindest scheint das für Großunternehmen zu gelten: Dort gehen mittlerweile zwei Drittel aller Bewerbungen auf elektronischem Weg ein, belegt die Studie "Recruiting Trends 2009". Ganz vorne liegen demnach Bewerbungsformulare auf der Unternehmenswebsite, gefolgt von E-Mail-Bewerbungen.

30 Prozent bewerben sich online

Der Trend geht am Handwerk nicht spurlos vorbei, zumindest nicht an den Betrieben, die offen sind für digitale Bewerbungen: "Wir erhalten 20 bis 30 Prozent der Bewerbungen per E-Mail", schätzt Meike Deuschle, Personalleiterin der Karl Westermann GmbH im schwäbischen Denkendorf. Die auf Innenausbau spezialisierte Schreinerei schreibt offene Stellen auf der eigenen Website und auf den Seiten der Arbeitsagentur aus: Erste Kontaktaufnahmen per E-Mail sind ausdrücklich erwünscht. Doch spätestens im nächsten Schritt will Deuschle "richtige Bewerbungsmappen" in der Hand halten.

"Eine E-Mail-Bewerbung vorab mit Anschreiben und Lebenslauf -  das macht für uns Sinn", sagt Deuschle. So könne sie sich von den Kandidaten einen ersten Eindruck verschaffen. Bewerber, die unpersönliche Anschreiben versenden, sich nicht auf die Ausschreibung beziehen und auch ansonsten eher Desinteresse signalisieren, siebe sie sofort aus.

Nicht ohne echte Mappe

Doch für die engere Wahl brauche sie einfach die Mappe in der Hand, sagt Deuschle. "Reine Online-Bewerbungen sind oft so unpersönlich." Klassische Bewerbungsmappen verrieten viel mehr über einen Kandidaten, "so eine Mappe spricht eine eigene Sprache". Einer Mappe sehe der Arbeitgeber eher an, wie viel Sorgfalt der Bewerber aufgewendet hat: Ist das Bild ordentlich eingeklebt oder lieblos angetackert? Ist das Papier schon durch die Hände von zehn anderen Arbeitgebern gegangen? Ganz zu schweigen davon, dass manche Mappen tatsächlich einen eigenen Geruch haben, der ungewollt so manches über die Vorlieben des Absenders verrät.

Dieser persönliche Eindruck überwiege die Vorteile der digitalen Bewerbungen, betont Deuschle. "Das mag bei größeren Betrieben anders aussehen, die Hunderte Bewerbungen bewältigen müssen, aber bei uns gehen auf eine Ausschreibung zwischen zehn und 30 Bewerbungen ein. Das schaffen wir noch so."

Und wieso dann die Stellenausschreibungen mit E-Mail-Adresse? "Wir erwarten von unserer Bewerbern, dass sie sich im Web über uns informieren. Da ist es selbstverständlich, dass wir die Stellen auch auf unserer Homepage veröffentlichen." Außerdem gebe es ja auch Glücksfälle: "Wir haben über Online-Bewerbungen auch schon sehr gute Mitarbeiter gewonnen."

Und wie halten Sie es mit Bewerbungen: Bevorzugen Sie Mappen oder Dateien? Schreiben Sie uns Ihre Meinung!

(jw)

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