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Studie zur Betriebsnachfolge

Dringend gesucht: Neue Chefs!

Wie bereiten sich Handwerksunternehmer auf die Betriebsübergabe vor? Und was sind dabei die größten Hürden? Das zeigt eine aktuelle Umfrage.

Gute Zeiten für Existenzgründer
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In vielen Betrieben steht in den kommenden Jahren ein Generationswechsel an. Geeignete Nachfolger finden sich jedoch nicht auf Knopfdruck. Unternehmer sind daher gut beraten, die Übergabe frühzeitig und systematisch vorzubereiten. Wie groß der Handlungsbedarf mittlerweile ist, zeigt eine Umfrage zum Thema Betriebsnachfolge im Handwerk, die der ZDH gemeinsam mit 40 Handwerkskammern für das erste Quartal 2015 durchgeführt hat. 9234 Betriebe beteiligten sich daran. Hier eine Auswahl der Ergebnisse:

1. Übergabepläne der Betriebe
In den kommenden fünf Jahren plant beinahe jeder vierte Inhaber seinen Betrieb an einen Nachfolger zu übergeben (18,2 Prozent) oder zu schließen (6,6 Prozent).

Größere Betriebe mit mindestens fünf Mitarbeitern sind deutlich häufiger auf der Suche nach einem Nachfolger – mehr als jeder vierte Betrieb soll in den nächsten fünf Jahren übergeben werden. Zum Vergleich: Bei den Einpersonenbetrieben sind es nur 8,4 Prozent und bei den Betrieben mit zwei bis vier Beschäftigten 19,9 Prozent.

2. Vorbereitung der Übergabe
Von den Inhabern, die sich auf die Übergabe ihres Betriebes vorbereiten, hat bereits fast jeder fünfte einen Übergabeplan erstellt (19,7 Prozent). Erste Anlaufstelle für die Beratung ist für 76,2 Prozent der Betriebe der Steuerberater.

Intensiv genutzt werden auch die Beratungs- und Informationsangebote der Handwerksorganisationen: Mehr als jeder dritte Inhaber greift auf die Expertise der Fachberater für Betriebsnachfolge zurück (34,9 Prozent). Sie ermitteln unter anderem den Wert des Unternehmens und helfen bei der Entscheidung für eine Übergabeform wie Verpachtung, Verkauf oder Verrentung. An Informationsveranstaltungen der Handwerksorganisationen haben 19,6 Prozent der Betriebe teilgenommen und 11,9 Prozent nutzen deren Medien, um sich zu informieren.

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3. Hürden bei der Betriebsübergabe

Die größte Hürde für einen erfolgreichen Übergabeprozess stellt für die Betriebsinhaber im Handwerk die Suche nach einem geeigneten Nachfolger dar (26,8 Prozent).

13,8 Prozent der Inhaber stellt die Ermittlung des Unternehmenswerts vor größere Herausforderungen, und die eigene Ertragsschwäche stellt vor allem kleinere Betrieb mit bis zu vier Beschäftigten vor Probleme bei der Betriebsübergabe. Bei den Solounternehmern berichten 16,5 Prozent davon, bei den Betrieben mit zwei bis vier Beschäftigten sind es 12,6 Prozent.

Auch die nicht ausreichende Sicherung der Altersversorgung durch die Übergabe stellt vor allem für die Inhaber kleiner und mittelgroßer Handwerksbetriebe ein Problem dar, und zwar für etwa jeden zehnten Betrieb mit bis zu neun Beschäftigten.

Darüber hinaus sehen die befragten Übergeber und Nachfolger noch weitere Hürden. Dazu gehören Marktveränderungen (8,9 Prozent), steuerrechtliche Aspekte (6, 2 Prozent), die Übernahme von Personal durch die Nachfolger (5,2 Prozent), die Ermittlung der Miet- oder Pachthöhe (5,2 Prozent), die Finanzierung notwendiger Investitionen (3,9) und baurechtliche Auflagen (2,4 Prozent).

4. Ermittlung des Unternehmenswertes
38,2 Prozent der Befragten haben noch keine Bewertung vorgenommen oder geplant und 31,7 Prozent machten dazu keine Angaben. Bei den anderen hat in den meisten Fällen der Steuerberater den Wert ermittelt (15,0 Prozent) und 9,2 Prozent erledigten dies selbst. Das von den Betriebsberatern der Handwerksorganisationen entwickelte Bewertungsverfahren wurde bereits bei 3,5 Prozent der Betriebe zur Wertermittlung eingesetzt. Auf den hinteren Rängen landet die Bewertung durch freiberufliche Unternehmensberater (1,2 Prozent) oder sonstige Personen und Institutionen (1,3 Prozent). Das dürfte den Autoren der Studie zufolge vor allem auf die vergleichsweise hohen Kosten zurückzuführen sein, die mit der Beauftragung von Unternehmensberatern oder Wirtschaftsprüfern verbunden sind.

Andererseits: eine Chance für den Nachwuchs
Gute Zeiten also für ehrgeizige Handwerker, die über ein eigenes Unternehmen nachdenken: „Eine Betriebsübernahme im Handwerk bietet wie die Existenzgründung ideale Chancen für eine berufliche Karriere, ein gutes und sicheres Einkommen und hohe gesellschaftliche Anerkennung“, sagt der Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), Holger Schwannecke. Bei der Übernahme eines bestehenden Betriebes werde naturgemäß eine funktionierende Organisation mit Mitarbeitern und Kunden erworben. Die Betriebsberater und Nachfolgemoderatoren der Handwerksorganisationen unterstützen die Übergeber und ihre Nachfolger dabei, eine für beide Seiten faire Lösung zu finden und den Übergang zu meistern.



(afu)

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