Handwerk Archiv
Foto: handwerk.com

Archiv

Für Hingucker

Empfehlung für den Kauf digitaler Kameras: Auslaufmodelle sind günstig und gut.

Kamerahersteller überschlagen sich förmlich mit Neuvorstellungen. Die Produktzyklen der "Digis" sind extrem kurz, was eben noch in Testzeitschriften in den Himmel gelobt wird, landet in Lichtgeschwindigkeit auf dem digitalen Müllhaufen. Und genau dort sollte herumwühlen, wer mit dem Kauf eines das Wort klingt im Jahre 2007 herrlich altmodisch Fotoapparates liebäugelt. Wer in einer Kamera ein Statussymbol erkennt, kann sein Geld natürlich in die Pixel-Rekorde von Nikon, Canon, Olympus amp; Co. investieren. Aber erstens reizen eigentlich nur Profifotografen die neuen Bildgrößen aus und zweitens lässt die Anzahl der Pixel keine Aussage über die Qualität eines Fotos zu.

Was, wie und wo wollen Sie fotografieren? Die Antwort auf diese Frage ist für die Kaufentscheidung viel wichtiger. Zwischen der unteren Anspruchsskala (das Kaffeekränzchen bei Tante Erna knipsen) und der Oberliga (knackscharfe Tier- oder Sportfotos trotz miserabler Lichtbedigungen) gibts für jede Anforderung das passende System. Und auch das passende Auslaufmodell ob neu oder gebraucht im Fachhandel oder in Online-Auktionen.

Die Kompakt-Klasse

Bei digitalen Kompakten der ersten Generation störte vor allem die Auslöseverzögerung. Neuere Kameras sollten das im Griff haben. Für die aktuelle Jede Menge Pixel und trotzdem billig-Klasse gilt gemeinhin die Aussage: Da kann man nichts falsch machen. Ob diese Sicht der Dinge noch Bestand hat, wenn der Käufer sich die Bildergebnisse ansieht, nachdem er die ersten Male auf den Auslöser gedrückt hat? Das ist fraglich. Es gibt eine Reihe technischer Fragen, deren Beantwortung für den Käufer wichtiger ist als die Bildgröße: Was taugt das Objektiv? Mögen Sie eher Weitwinkel-Aufnahmen oder soll die Kamera den Telebereich abdecken? Ist der Bildschirm schwenkbar? Wie lange halten die Akkus? Und letztlich sind auch die Robustheit und die Größe des Gehäuses wichtige Faktoren falls Sie nicht gerade Kinderhände haben.

Zwei empfehlenswerte und vergleichsweise alte Modelle, die auch Profis gerne als Notkamera dabei haben, sind beispielsweise die Fuji Finepix F30 (+ hervorragende Bildqualität, - kein optischer Sucher) oder die Canon G5 (+ lichtstarke Optik, - schlechte Bildqualität im oberen ISO-Bereich), die Sony F828 (+ lichtstarkes Objektiv von Weitwinkel bis Tele, sehr gute Makrofunktion - sehr schlechte Bildqualität im oberen ISO-Bereich).

Fotos: Siefken

Die Spiegelreflex-Klasse

Spiegelreflex-Kameras haben gegenüber Kompaktkameras diverse Vorteile. Und einen Nachteil: Sie sind komplizierter in der Bedienung, vor guten Bildern steht die Hürde der technischen Gestaltungsmöglichkeiten. Dafür lassen sich die Modelle für den ambitionierten Amateur mit einem schier unendlichen Objektivpark kombinieren (von Superweitwinkel-Objektiven bis zu extrem Telebrennweiten). Und mit zusätzlichen Blitzgeräten und lichtstarken Objektiven sind quasi in jeder Lichtsituation brauchbare Bildergebnisse drin. Doch auch für Spiegelreflex-Gehäuse der Consumer-Klasse gilt: Die 10 oder 12 Megapixel, die bei neuen Gehäusen schon Standard sind, produzieren nicht automatisch bessere Bilder. Mit einem 6-Megapixel-Chip sind exzellente Abzüge in 30x45 Zentimetern kein Problem. Wer seine Fotos nicht gerade verkauft, muss sich schon fragen, wann er das letzte Mal größere Abzüge bestellt hat. Ein Vorteil größerer Sensoren liegt sicherlich darin, dass sie einen größeren Spielraum für Ausschnitte aus den Bildmotiven bieten.

Empfehlenswerte Spiegelreflexkameras der älteren Generation sind beispielsweise die Nikon D70s (+ ausgereifte Kamera, - relativ kleiner Sucher) die Canon 350 D (+ gute Bildqualität bei hohen Iso-Werten, - relativ kleiner Sucher), die Olympus E-500 (+ greift auf kompakte, hochwertige Objektive zurück, - kann bei hohen ISO-Zahlen nicht mit Nikon und und noch weniger mit Canon mithalten).

Ein Vorteil digitaler Kameras ist, dass sie die Zahl der Auslösungen verraten, die sie auf dem Buckel haben. Denn die Lebensdauer der Kameraverschlüsse ist beschränkt, die Einsteigerklasse ist nicht für hunderttausende von Aufnahmen ausgelegt.

Tipp 1: Schießen Sie vor dem Kauf ein aktuelles Foto mit dem angeblich kaum benutzten Schnäppchen (oder lassen Sie sich ein aktuelles Bild schicken). Dann öffnen Sie die Datei mit der kostenlosen Software Opanda Iexif. Das Programm zeigt alle relevanten Bilddaten an, auch die Total Number of Shots.

www.opanda.com

Tipp 2: Die Fotografie ist ein komplexes Handwerk und digitale Kameras sind kleine Computer. Deshalb zieht der Kauf einer "Digi" hunderte von Fragen nach sich. Antworten geben vor allem Internetportale, die sich speziellen Herstellern widmen, etwa das Forum nikon-fotografie.de.

(sfk)

Das könnte Ihnen auch gefallen: