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Gezielt, geschossen - Tor!

Gezielt, geschossen – Tor!

Viele Handwerker engagieren sich ehrenamtlich oder aktiv in Fußballvereinen – von der Kreisklasse bis in die Bundesliga. Das bringt Prestige für den Betrieb und macht außerdem Spaß. Und oft springt am Rande der eine oder andere Auftrag raus.

"Ich habe selbst 40 Jahre Fußball gespielt, da entsteht eine Verpflichtung, sich zu engagieren", sagt Elektromeister Manfred Winkelhake aus Ahnsen bei Bückeburg. Schon als Siebenjähriger hat er gekickt, heute ist er Vorsitzender des TSV Ahnsen. Außerdem sponsert er den Spielern die Trikots. Diese Wohltätigkeit hat einem angenehmen Nebeneffekt: "Da kommt schon mal der eine oder andere und fragt, ob ich bei ihm Elektroarbeiten mache", erzählt Winkelhake. Mit seinem ehrenamtlichen Engagement ist er nicht alleine: Nachfragen zeigen, dass Handwerker sich gerade im Fußballsport engagieren - als aktive Spieler "am Ball", als Vereinsvorsitzende, Trainer oder Sponsoren.

"Wenn Handwerker ihr Ehrenamt mit kommerziellen Interessen verbinden können, dann ist es um so besser", sagt Karin Esch vom Gelsenkirchener Institut Arbeit und Technik (IAT). "Denn genau das macht ehrenamtliches Engagement doch attraktiv: Man geht persönlichen Interessen nach und steigert gleichzeitig sein Prestige". Sie hofft, dass sich künftig noch mehr Deutsche aus wohlverstandenem Eigennutz heraus für gemeinnützige Aufgaben mobilisieren lassen.

Berufserfahrung hilft beim Ehrenamt

Gerade der Breitensport wäre ohne die vielen ehrenamtlichen Unterstützer nicht möglich, meint Fleischermeister Heinz Fahlbusch aus Niedernwöhren bei Stadthagen - und das seien zum großen Teil Handwerker. "Diese haben mehr Bezug zum Ehrenamt und zum Fußball. Sie sind auch belastbarer als andere", ist seine Einschätzung. Sein eigenes Ehrenamt als Vorsitzender des Kreis-Spielausschusses im Landkreis Schaumburg ist arbeitsintensiv. Wenn er nach Feierabend Fußballspiele ausschreibt, Spielpläne aufstellt, Spiele überwacht und Schiedsrichterberichte auswertet, profitiert er von seiner Berufserfahrung, in der er vor allem das Koordinieren gelernt hat. Dass berufliches Know-how dem Ehrenamt nützt, bestätigt auch Elektromeister Winkelhage: "Wenn mir als TSV-Vorsitzender der Kassenwart die Steuererklärung vorlegt, verstehe ich, was ich da unterschreibe."

Offenbar sind Belastbarkeit, berufliche Qualifikation und Verbundenheit mit dem "runden Leder" seit Kindesbeinen die Zutaten, die die Ehrenamtlichen prägen. Wie den Elektromeister Günter Reschke aus Triangel im Kreis Gifhorn, der "nur noch zur Entspannung" eine Jugendmannschaft trainiert. Einen noch höheren Stellenwert hat für ihn sein ebenfalls ehrenamtlicher Einsatz als Ausbilder von Fußballtrainern mit C-Lizenz. "Dadurch ist mein Tag nicht vor 21 Uhr zu Ende", erzählt er. Zwar hat es auch schon versucht, sein Amt abzugeben, aber es fehlte der Nachfolger. Und so macht Reschke eben weiter.

Eine Hand wäscht die andere

Den Malermeister Robert Mayer aus Gifhorn dafür zu mobilisieren, den beiden örtlichen Sportvereinen Trikots und Bälle zu sponsern, brauchte es nicht viel: "Wo der Ball sich dreht, da bin ich dabei", schwärmt er. "Den Vereinen fehlt es doch überall an Geld, und die Jungs freuen sich". Die Summe seiner Sponsorentätigkeit beziffert er auf "ein paar tausend Mark". Dabei profitiert er auch als Unternehmer, denn auch der eine oder andere Auftrag ist schon über Vereinskontakte gelaufen. "Die Sportsfreunde halten eben zusammen", meint er.

SG Handwerk: Nachwuchs macht Sorgen

Die enge Verbindung zwischen Handwerk und Sport dokumentiert die "Sportgemeinschaft Handwerk" aus Magdeburg bereits im Namen. Die örtliche Handwerkerinnung gründete 1963 den Verein, und die Betriebe finanzierten die Arbeit. "Seit 1990 sind wir aber fast im Ruin versunken", klagt Präsident Gerald Bleidorn. Zwar kicken die Dachdecker, Maler, Fliesenleger und Elektriker der SG-Fußballsektion nach wie vor nicht schlecht, doch für die Nachwuchsarbeit fehlt mangels Sponsoren das Geld.

Ein wirksames Rezept gegen den Geldmangel weiß Franz Stuke, Inhaber eines Lehrstuhls für Publizistik und Kommunikationswissenschaften an der Ruhruniversität Bochum. Im Ruhrgebiet, erzählt er, geht ein Vertreter der Fußballmannschaft einfach zum örtlichen Metzger und sagt: "Du musst uns mal 'nen Satz neue Trikots besorgen, sonst kannste sehen, wer bei dir noch Wurst kauft".

Hannover 96: "Nen Doofen gefunden"

Ein großes Stück Arbeit hat der Hörgeräte-Akustiker Martin Kind geschultert, als er vor drei Jahren die Präsidentschaft des #8211; wie er sagt #8211; am Rande des Ruins stehenden Fußballvereins Hannover 96 übernahm. Man habe ihn wegen seiner wirtschaftlichen Erfahrung angesprochen, obwohl er selbst nur wenig mit Fußball anfangen kann. "Die haben 'nen Doofen gefunden", meint Kind selbstironisch. Anfangs opferte er bis zu sieben Stunden am Tag für sein Ehrenamt, seit es dem Verein finanziell besser geht, sind es noch vier Stunden täglich. Hannover 96 wird noch von etlichen anderen Handwerksbetrieben finanziert, darunter ein Dachdeckerbetrieb, eine Klempnerei und eine Fleischerei. Schließlich spielt der Verein in der 2. Bundesliga.

Sogar im Zentralverband des Deutschen Handwerks wurde während seiner Zeit in Bonn gekickt - unter anderem gegen die Bundestagsverwaltung und den Deutschen Industrie- und Handelstag, berichtet Wilhelm Lohne, Mitarbeiter der ZDH-Verwaltung und Trainer mit A-Lizenz. Am neuen Domizil in der Bundeshauptstadt habe sich aber bisher noch kein geeigneter Sportplatz für das Training gefunden.

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