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Adressdienst

Großer Preis klein gedruckt

"Deutsches Internet Register für gewerbliche Teilnehmer" steht in großen Lettern in einem Brief der Deutschen Adressdienst GmbH. Wie teuer ein Eintrag in das Register ist, steht im Kleingedruckten. Wie die Website aussieht und wie hoch die Zugriffszahlen sind, steht nirgends. Fest steht aber: Gegen den Absender lief schon ein Verfahren.

Die Telekom-Tochter DeTeMedien hatte vergangenes Jahr ein Verfahren gegen den Adressdienst eingeleitet. Grund: Der DAD warb für kostenpflichtige Brancheneinträge in ein Telefax-Verzeichnis mit einem Anschreiben, das Briefen der Telekom ähnelte (siehe "Betrugsversuch im Briefkasten?"). Das aktuelle Formular, das zahlreiche Betriebe erhalten haben, enthält keine verwechselbaren Farben oder Logos. Dafür allerdings muss man es schon sehr genau studieren, um zu verstehen, worauf man sich einlässt.

Am Anfang des Textes bittet der Adressdienst Unternehmer, "den Bogen mit Ihren aktuellen Angaben für das Deutsche Internet Register in beiliegendem Antwortumschlag oder per Fax" zurückzusenden. "Die Aktualisierung der Basisdaten wird vorgenommen, auch wenn Sie keinen Auftrag erteilen", verspricht der DAD. Zusätzlich zu den Basisdaten können Betriebe drei Suchbegriffe angeben, unter denen ihre Website im Register auftaucht. Die würden jedoch nur berücksichtigt, wenn man den kostenpflichtigen Anzeigenauftrag am Ende des Formulars unterschreibt.

Fragt sich bloß, ob jeder Chef in der Hektik des Alltags mitbekommt, was er dann zahlen muss. Kleingedruckt heißt es: "Die Anzeige wird mit 758 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer jährlich berechnet." Und damit nicht genug. Der Auftrag gilt für zwei Jahre, so dass es summa summarum 1758, 56 Euro brutto zu berappen gilt.

Der Gegenwert? Für das Geld erscheint der Eintrag "hevorgehoben" in einem Register, das "400.000 Firmen, Institutionen, Selbstständige und Behörden mit Internetadresse" enthält, verheißt der DAD. Zudem sollen die Daten jährlich auf einer CD-ROM veröffentlicht werden. Über die Zugriffszahlen beziehungsweise die Auflage schweigt sich der Adressdienst in dem Brief aber aus.

Nicht ohne Grund, denn bis dato steht noch nicht einmal fest, wann das Register überhaupt online geht: "Die Website befindet sich noch in der Mache," sagte eine Sprecherin des DAD auf Anfrage von handwerk.com. "Wir warten den Rücklauf auf unser Schreiben ab, prüfen die Adressen und schalten das Register dann frei." Ob das im ersten, zweiten oder dritten Quartal oder erst 2006 sein wird, konnte die Sprecherin nicht sagen. Immerhin: Die CD-ROM soll "spätestens im dritten Quartal 2005" herauskommen. Auf die Frage, ob die 1758 Euro nicht zu hoch gegriffen seien, sagte sie: "Ich denke, das ist branchenüblich."

Der Computerfachmann Bernd Zimmermann, der das DAD-Schreiben am Samstag in seinem Briefkasten fand, hält den Preis für "horrend". "Wir haben Bekannte, die sind schon mal auf etwas Ähnliches hereingefallen", erzählt der Bubenreuther. Was ihn außerdem misstrauisch machte: "In Suchmaschinen im Internet findet sich kein Hinweis auf das Register." Dazu kommt, dass die Web-Adresse der Adressdienst GmbH (http://www.deutscher-adressdienst.de) auf eine leere Seite verweist.

Alles andere als leer ist die Trefferliste, die google ausspuckt, wenn man nach dem Adressdienst sucht. So gibt es im Netz einige Seiten, auf denen der DAD als Abzocker angeprangert wird. Von den aktuellen Vorwürfen will das Unternehmen selbst noch nichts gehört haben: "Da bin ich völlig überrascht", sagte die Sprecherin, als handwerk.com sie darauf hinwies.

So sieht das Anschreiben aus: dad_formular.jpg

Links:

Betrugsversuch im Briefkasten?

www.ergo-film

www.heise.de

(mfi)

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