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Grüne Welle

Sie frisieren ihre Motoren zu Saubermännern auf, und sie schrauben an alternativen Antrieben: Die Nutzfahrzeughersteller haben auf der IAA ihre neuen Errungenschaften vorgestellt. Die sorgen dafür, dass Betriebe auch künftig freie Fahrt haben. Ein Überblick.

Mercedes-Benz: Sprinter

Schon seit Frühjahr schicken die Schwaben den Transporter mit Erdgasantrieb auf die Straße. Unter der Haube des Sprinter NGT werkelt ein Benziner mit 115 kW (156 PS). Jetzt kommt das Auto auch als "Enhanced Environmentally Friendly Vehicle (EEV) auf die Straße. Dieser "besonders umweltfreundliche", monovalente Sprinter erfüllt die Euro-5-Norm. Mono- und bivalent sind zahlreiche Modelle erhältlich. Als 3,5-Tonner gibt es Kastenwagen, Kombi, Pritsche und Fahrgestell. Sechs Tanks sind unter dem Laderaumboden möglich. Sie fassen zusammen 46 kg (294 l) Gas. Als 5-Tonner stehen Pritschen und Fahrgestelle zur Auswahl. Sie haben drei Tanks, in die 39 kg (246 l) passen.

VW: Caddy Maxi

Die Nfz-Schmiede von Volkswagen hat eine um 47 cm gestreckte Version des Erdgas-Caddy konstruiert. Wie sein kleiner Bruder hat der Caddy Maxi EcoFuel quasi einen monovalenten Antrieb. Eine Erdgasfüllung reicht dem Lieferwagen für 570 Kilometer. Die Benzin-Notration mitgerechnet, schafft er 700 Kilometer. Für Schubkraft sorgt ein 2-Liter-Vierzylinder-Motor mit 80 kW (109 PS). Die Leistung kann der Caddy gut gebrauchen. Denn er soll einiges schultern: 3700 Liter Volumen bietet der Laderaum des Maxi. Auf den Markt kommt der neue Maxi im nächsten Jahr.

Schon diesen Winter zu den Händlern rollt der "Caddy 4Motion" (Foto). Die Allradversion treibt ein Turbodiesel mit 77 kW (105) PS an. Laut VW begnügt sich der Vierzylinder mit 6,6 bis 6,7 Litern auf 100 Kilometern. Serienmäßig wird das Modell mit Sechsganggetriebe und Dieselpartikelfilter ausgerüstet.

Neu herausbringen wird Volkswagen 2010 einen Pick-Up (wir berichteten). Der kräftige Kleinlaster soll mit weniger als acht Litern auf 100 Kilometern auskommen. Ein solider Leiterrahmen sorgt dafür, dass er auch schwere Ladung mühelos packt.

Iveco: Daily

Sauberer geht es kaum. Die Italiener haben für ihr Transportermodell einen Elektroantrieb (Foto) entwickelt. Es handelt sich um einen invertergesteuerten Drehstrom-Asynchronmotor, der Energie beim Bremsen zurückspeist. Auf diese Art kommt das Fahrzeug je nach Einsatz bis zu 120 Kilometer weit. Der Motor setzt 60 kW (82 PS) frei. Damit beschleunigt der Elektro-Daily auf 70 Stundenkilometer und erklimmt Steigungen bis zu zwölf Prozent.

Bereits seit einiger Zeit auf den Straßen unterwegs ist der Erdgas-Daily. Den CNG-Antrieb gibt es für Kastenwagen und Fahrgestelle mit 3,5 bis 6,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht. Zur Serienausstattung gehören fünf Gasflaschen mit 220 oder 272 Liter Gesamtinhalt, je nach Radstand. Optional lässt sich eine sechste Flasche einbauen. In der Standardkonfiguration mit 220 Liter-Tank beträgt die Reichweite des Transporters zwischen 250 und 310 km.

Neu im Fuhrpark hat Iveco überdies einen Hybrid mit Diesel-Elektroantrieb für die mittelschwere Baureihe Eurocargo. Der Antrieb verbrennt bis zu 33 Prozent weniger Diesel.

Ford: Transit

Die sechste Generation des Klassikers rollt jetzt mit Partikelfilter vom Band. Die Rußfänger gibt es optional für jede Motor- und Karosserievariante. Zudem bietet der Kölner Autobauer alle Karosserievarianten mit Allradantrieb. Die Technik arbeitet automatisch. Je nach Traktion schaltet sie von Zweirad- auf Vierradantrieb. Weitere Neuheit: Ein 2,2-Liter Turbodieselmotor mit 85 kW (110 PS). Insgesamt stehen sieben Diesel zur Auswahl. Das Leistungsspektrum reicht von 63 kW (85 PS) bis 147 kW (200 PS). Dazu kommt ein Benziner mit 107 kW (145 PS). Der kann auf Erdgas (CNG) oder Flüssiggas/Autogas (LPG) umgerüstet werden.

Neue Nutzfahrzeuge Teil 2

MAN: TGL

Die Lkw im Segment von sieben bis zwölf Tonnen haben neue Motoren, die die Euro-5-Norm einhalten. Auch die Vorgaben der EEV-Richtlinie lassen sich damit erfüllen, wie der Münchner Lkw-Hersteller betont. Die Diesel arbeiten mit Abgasrückführung (AGR) und benötigen keinen Harnstoffzusatz. Das Leistungsspektrum der so genannten D08-Motoren reicht von 110 kW (150 PS) bis 250 kW (340 PS). Ab 180 PS kommt eine zweistufige Abgasturboaufladung mit Zwischenkühlung zum Einsatz. Die sorgt mit schnellerem Ansprechverhalten für verbessertes Anfahrvermögen und mit höheren Laderücken für mehr Elastizität. Neben neuen Antrieben haben die Laster ein Facelift erhalten.

Isuzu: D-Max

Er ist ein Allrounder unter den Pickups. Drei Kabinengrößen, Heck- und Allradantrieb, Schalt- und Automatikgetriebe, zwei Turbodiesel so tritt der neue D-Max an. Die Motoren bringen 100 kW (136 PS) und 120 kW (163 PS) auf die Welle. Die hat das Arbeitstier dringend nötig: In der Single Cab-Ausführung schultert es mehr als eine Tonne Nutzlast. Die Ladelänge beträgt 2,27 m, die Ladebreite, 1,53 m. Das Modell gibt es mit Plane und Spriegel, als Handwerker-Version mit Hardtop und als Kipper.

Peugeot: Boxer

Die Kastenwagen-Modelle haben Zuwachs bekommen. 36 Varianten stehen nun zur Auswahl. Neu ist etwa der Boxer mit Überhang (L4H3). Sein Laderaum misst 17 Kubikmeter. Auch als 3,5-Tonner mit 88 kW-Dieselantrieb (120 PS) ist der "Große" erhältlich. Zudem neu ist ein Kastenwagen mit langem Radstand und Hochdach (L3H2) mit vier Tonnen zulässigem Gesamtgewicht. Ausgebaut haben die Franzosen überdies ihr Angebot an Fahrgestellen und Pritschen. Die Doppelkabiner-Pritsche gibt es als Viertonner, neu ist die Pritschwagen-Serie mit Überhang (L4). Nicht zuletzt gefeilt haben die Ingenieure an handwerksgerechten Auf- und Ausbauten.

Renault: Kangoo

Der Kangoo mischt sich als neuer Rapid und Rapid Compact (Foto) in den Verkehr. Die Kompaktversion fasst bis zu 2,3 m 3 Ladung. Der Laderaum ist 1347 mm lang, der Abstand zwischen den Radkästen misst 1218 mm. Damit passen Standardpaletten in den Kasten. Die Langversion bietet 3,6 m3. Als Antrieb stehen Benziner mit 64 kW (87 PS) und 78 kW (106 PS) sowie Diesel mit 50 kW (68 PS) bis 76 kW (103 PS) zur Auswahl. Den Compact bringt ein 50- oder 63-kW-Diesel oder der kleine Benziner in Fahrt.

Neue Nutzfahrzeuge Teil 3

Citroën: Nemo, Jumpy, Jumper, Berlingo

Das Handwerk umwerben die Franzosen mit branchengerechten Auf- und Ausbauten. Und das nicht nur für den neuen Star Nemo (Foto), der mit seinen baugleichen Brüdern (Peugeot Bipper, Fiat Fiorino) als Van of the Year ausgezeichnet worden ist. Gemeinsam mit Sortimo bietet Citroën jetzt einen Berlingo mit Werkstatteinrichtung und verlängertem Überhang. Das Volumen des Laderaums beträgt 3,7 m³. Am Boden misst der Laderaum 2023 mm. Als wirtschaftliche Alternative zu den Benzin- und Dieselmodellen gibt es Kastenwagen mit bivalentem Benzin- und Autogasantrieb. Den Tank wird in der Reserverad-Mulde oder unter unterflur installiert.

Das Modell Jumpy ist nun als Kastenwagen mit Doppelkabine erhältlich. Darin finden fünf gestandene Tischler Platz. Die verbleibende Laderaumlänge beträgt1500 mm. Die Nutzlast des Kleinlasters reicht bis 1070 kg.´

Reichlich Nachwuchs bekommen hat der große Bruder Jumper. Zu den Neuheiten gehören: ein Kastenwagen mit variabler Doppelkabine, ein Pritschenwagen, ein Dreiseitenkipper mit Doppelkabine und ein Leichtbaukoffer.

Opel: Combo, Vivaro, Movano

Auch die Rüsselsheimer haben ihr Angebot an handwerksgerechten Aufbauten erweitert. Das Transporter Movano spielt sich jetzt etwa serienmäßig mit einem besonders leichten Koffer und Getränkekoffer. Außerdem neu ist ein Movano- Autotransporter mit "knickbarem" Fahrgestell, das sich schnell beladen lässt. Und für den Vivaro (Foto) hat Opel einen neuen Kühlkoffer im Programm.

Des Weiteren bietet der Autobauer neue Lösungen zur Ladungssicherung. So zu Beispiel ein neues Ladenetz. Es wird an einer Wand im Kasten auf einer Rolle montiert und lässt sich schnell abwickeln. Auf die Art können Kisten, Kartons und andere sperrige Güter sicher verstaut werden.

Was die Motoren angeht, haben die Techniker den Combo getrimmt. Der 1,4-Liter-Benziner und der 1,3-Liter-Turbodiesel tragen nun auch das Zeichen "ecoFlex" der Opel-Umweltinitiative. Schon länger hat das der Erdgaslieferwagen. Der 1,6-CNG-Combo tankt 19 kg Gas und als Notration 14 Liter Benzin. Damit legt er rund 550 Kilometer zurück.

Fiat: Ducato, Fiorino

Die Italiener haben den Ducato und den Fiorino auf die Ökoschiene gesetzt. Beide Transporter brausen mit Erdgasantrieb auf den Markt. Den Fiorino (Foto) rüsten Fiat daneben mit einem Elektromotor aus. Den Ducato Natural Power treibt ein 3-Liter-Motor mit 100 kW (136 PS) an. Als Tank dienen fünf Gasflaschen unter den Laderaumboden. Sie schlucken zusammen 38 kg Gas (200 Liter). Im Schnitt verbraucht das Auto laut Hersteller 9,3 kg auf 100 Kilometer. Als Notration kann der Ducato 15 Liter Benzin tanken.

Der Erdgas-Fiorino kommt mit einem 1,4-Liter-Vierzylinder daher. Der Motor leistet 48 kW (65 PS). Die Reichweite mit Erdgas beträgt 300 Kilometer. Betankt werden zwei Stahlflaschen. Um sie Platz sparend zu verstauen, haben die Ingenieure den Ladenraumboden um 120 Millimeter erhöht. Überdies hat der Fiorino einen 45-Liter fassenden Benzintank.

Für die Stadt gedacht ist der Fiorino Electric. Er hat einen 30/60 kW starken Dreiphasen-Asynchronmotor. Seine Lithiumionen-Batterien speichern Saft für 100 Kilometer und lassen sich an einem 9-kW-Anschluss in drei Stunden aufladen.

Nissan: Cabstar

Noch handelt es sich um einen Prototypen. Doch viel fehlt nicht, bis er in Serie geht, wie die Japaner betonen. Der Lkw Cabstar soll bald als Hybrid durch Deutschlands Städte brausen. Sein Antriebsstrang vereint einen Batterieantrieb und ein Dieselaggregat. Ein Sechsgang-Schaltgetriebe bringt die Leistung auf die Welle. Ja nach Fahrstil und Verkehrslage soll der Laster bis zu 30 Prozent weniger Sprit verbrauchen als das herkömmliche Modell. Wenn das Fahrzeug steht oder auf abschüssiger Straße fährt, schaltet sich der Verbrennungsmotor automatisch ab. Die Elektromotor gewinnt bei der Fahrt oder beim Bremsen kinetische Energie und speist sie in Lithium-Ionen-Batterien. Dank dieser Technik kommt der Cabstar bis zu einem Kilometer weit, ohne den Dieselantrieb zuschalten zu müssen.

Schon jetzt erhältlich ist ein automatisiertes Schaltgetriebe. Die Japaner kombinieren es mit dem 3,0-Liter-Common-Rail-Diesel (ZD30), der 110 kW (150 PS) freisetzt. Der Lkw wiegt mit dem Getriebe leer nicht mehr als mit Handschaltgetriebe. Entscheidender Vorteil des Schaltautomaten: bis zu fünf Prozent weniger Spritverbrauch laut Hersteller.

Der Cabstar hat zurzeit serienmäßig Euro-4-Zulassung. Ab April nächsten Jahres liefert Nissan alle Modelle mit ZD30-Motor ab Werk mit Dieselpartikelfilter, die Euro-5-Norm wird so erfüllt.

(mfi)

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