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Kampf gegen Konkurrenz auf "Grüner Wiese"

Grüne Wiese? Rotes Tuch!

Discounter auf der "Grünen Wiese" können Betriebe zerstören. In der Kleinstadt Nordhorn läuft das Handwerk jetzt Sturm gegen die Ansiedlungspolitik der Stadt – kein Einzelfall.

Billig-Discounter auf der "Grünen Wiese" können kleine Betriebe zerstören. In der niedersächsischen Kleinstadt Nordhorn läuft das Handwerk jetzt Sturm gegen die Ansiedlungspolitik der Stadt kein Einzelfall.

Es ist ein erbitterter Streit: Obwohl sich auf breiter Front Widerstand gegen die Ansiedlung eines Fachmarktzentrums auf einer city-nahen Industriebrache in Nordhorn regt, hält die Stadtverwaltung an ihren Plänen fest. Sie erwartet nach Angaben von Stadtbaurat Lothar Schreinemacher, dass neue Kaufkraft in die Region gelockt wird. Zwar gebe es vereinzelte Überschneidungspunkte zum vorhandenen Angebot. Doch insgesamt handele es sich um eine Bereicherung für Nordhorn.

Handwerk und Einzelhändler sehen dagegen schwarz. Sie befürchten massive Umsatzeinbußen, weil das neue Fachmarktzentrum die Kundenströme aus der Innenstadt herausziehen könnte.

"Wir kämpfen mit allen Mitteln gegen das Zentrum", sagt Heinrich Friemann, Obermeister der Fleischerinnung Grafschaft Bentheim und Sprecher der Initiative "Pro Nordhorn".

180 Einzelhändler in der Innenstadt hatten an einem Sonnabend für zwei Stunden geschlossen, die Geschäfte verhängten ihre Schaufenster, das Personal suchte aktiv das Gespräch mit den verblüfften Kunden. Die Aktion endete mit rund 9000 Unterschriften gegen die Ansiedlung sowie 1400 konkreten Einsprüchen, die allesamt an die Politik überreicht wurden. Ohne Erfolg.

Kaufkraft ist insgesamt rückläufig

Aber nicht nur die Einzelhändler und Nahrungsmittelhandwerker beobachten die Entwicklung mit gemischten Gefühlen. "Auch dem Handwerk insgesamt droht ein Kaufkraftverlust", warnt Wolfgang Wolf, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Grafschaft Bentheim. Durch die zu erwartenden Geschäftschließungen sinke die Bereitschaft zu investieren.

Diese Erfahrung hat Anfried Arends, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft im ostfriesischen Wittmund, bereits sammeln müssen: Sowohl im Osten als auch im Westen der Stadt sind jeweils auf der "Grünen Wiese" große Gewerbegebiete entstanden mit entsprechenden Folgen für die Innenstadt: "Das ist ein schleichender Prozess", hat Arends beobachtet.

Kleine Betriebe können sich nicht halten

Die gesamten Einkaufsgewohnheiten der Wittmunder haben sich nach und nach verändert. Immer mehr Kunden haben der Innenstadt den Rücken gekehrt. Und damit konnten sich dann auch viele Händler beispielsweise die Elektrofachgeschäfte nicht mehr halten. Die Zahl der Betriebe reduzierte sich zunehmend.

Genau das will die Initiative Pro Nordhorn verhindern. Anderslautenden Gutachten, auf denen die Stadtverwaltung ihre Argumentation pro Ansiedlung aufbaut, schenkt Fleischer Friemann kein Vertrauen. Die Ratsentscheidung stehe noch in diesem Jahr an. Friemann: "Die Stadtverwaltung sollte ihre Absicht überdenken."

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