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„Mir wird angst und bange“

"Hätten den Wechsel gebraucht"

Lena Strothmann, die CDU-Bundestagskandidatin und Präsidentin der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld konnte sich weder in ihrem Wahlkreis noch über die Landesliste ihrer Partei durchsetzen. Sie ist nicht die Einzige.

Lena Strothmann hat es nicht geschafft. Die CDU-Bundestagskandidatin und Präsidentin der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld konnte sich weder in ihrem Wahlkreis noch über die Landesliste ihrer Partei durchsetzen.

Ihr erster Gedanke als sich in der Wahlnacht eine rot-grüne Mehrheit abzeichnete? Da muss die Kammerpräsidentin nicht lange überlegen: Mir wird angst und bange um unser Land. Die Bürger würden scheinbar nicht begreifen, was derzeit abgeht, wie sehr der Mittelstand leidet, wie sehr wir einen Wechsel gebraucht hätten.

Die aktuellen Insolvenz- und Umsatzzahlen und die geringe Eigenkapitalquote der Betriebe bezeichnet Strothmann als Drama. Im Handwerk seien nur noch Ersatzinvestitionen zu beobachten, das würden auch die jüngsten Kammerumfragen belegen: Für Investitionen benötigen wir einen konjunkturellen Aufschwung, da sehe ich bei Rot-Grün keine Bewegung.

Lena Strothmann, die zum erstem Mal für den Bundestag kandidierte, musste es im Wahlkreis 133 mit einem etablierten Bundespolitiker aufnehmen. Gegen Rainer Wend, den wirtschaftspolitischen Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, konnte sie sich letztlich nicht direkt durchsetzen. Den Listenplatz 40 der nordrhein-westfälischen CDU hatte die Kammerpräsidentin schon im Vorfeld der Bundestagswahl als wenig aussichtsreich bezeichnet.

Freude beim SPD-Schornsteinfegermeister

Schlechter Listenplatz, umkämpfter Wahlkreis: Der ehemalige Bezirksschornsteinfegermeister Uwe Göllner hatte sich vorsichtshalber schon einmal um einen neuen Kehrbezirk beworben. Die Vorsicht erwies sich im Nachhinein als unnötig. Der SPD-Politiker, der seit 1996 dem Bundestag angehört, hat den Rhein-Sieg-Kreis (Nordrhein-Westfalen) mit 5.869 Stimmen Vorsprung für sich entschieden. Vor vier Jahren waren das gerade mal 213 Stimmen, freut sich Göllner.

Die große Koalition wäre nicht die schlechteste aller Lösungen gewesen, sagt der Schornsteinfegermeister in der Wahlnacht. Vor allem die anstehende Gesundheitsreform sei mit der Union leichter zu machen als mit den Grünen. Dass die Regierungskoalition die nächste Stufe der Steuerreform um ein Jahr aussetzen wird, ist nach Göllners Ansicht eine richtige Entscheidung: Wir können die Fluthilfe nicht mit neuen Schulden finanzieren, die dann die nächsten Generationen bezahlen.

Die Steuerpolitik sollte nach Göllners Ansicht künftig im Auge behalten, dass jede Steuerleichterung in die Kommunen durchschlage: Die Gemeinden und Städte sind mit Verlaub der wichtigste Auftraggeber des Handwerks.

FDP befürchtet schlechte Zeiten für das Handwerk

Möllemann allein kann nicht das Problem gewesen sein, da bin ich mir sicher, sagt Bäckermeister Gunter Wick. Er hat in Koblenz für die FDP kandidiert ohne Erfolg. Nun sucht er enttäuscht nach einer Erklärung für die bundesweite Wahlschlappe seiner Partei. Mit weiterhin Rot-Grün gehen wir im Handwerk sehr schlechten Zeiten entgegen, befürchtet er. Wir brauchen einen völligen Wechsel der Regierungstruppe. Sonst kommt keine Aufbruchstimmung auf.

Dass er selbst in den Bundestag einziehen werde, hatte Wick nicht recht erwartet. Dafür stehe er mit Platz 33 zu weit hinten auf der Landesliste seiner Partei. Es gehe ihm eher darum, in den politischen Gremien die Stimme des Handwerks zu erheben, erklärt er. Viele Abgeordnete sind immer schnell dabei, wenn es darum geht, sich auf die Interessen von Handwerk und Mittelstand zu berufen. Aber letztlich sei ihnen die Situation der Betriebe kaum bekannt: Woher sollen denn auch Rechtsanwälte, Ärzte oder Lehrer wissen, was im Handwerk los ist?

Deshalb sehe er es als seine Aufgabe an, die Position des Handwerks in die Politik hineinzutragen. Trotz der Wahlniederlage will sich der 58-Jährige auch weiterhin in der Partei engagieren: Ich sag mir: Jetzt erst recht!

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