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Handwerker melden Zweifel am HWS-Konzept an

Das Misstrauen gegenüber Baumärkte ist groß. Das gilt zumindest für die Teilnehmer eines Online-Forums von handwerk.com, die über den Heimwerker-Service (HWS) von Obi diskutierten. Lesen Sie die Ergebnisse.

Das Misstrauen ist groß. Geht es um Baumärkte und Heimwerker, reagieren Handwerker oft äußerst skeptisch. Das gilt zumindest für die Teilnehmer eines Online-Forums von handwerk.com, die über den Handwerker-Service (HWS) von Obi diskutierten. HWS-Prokurist Wolfgang Lenz musste sich im Forum mit allerlei kritischen Fragen auseinander setzen. Auszüge aus der Online-Diskussion finden Sie unter Fragen und Antworten zum Obi-Handwerkerservice.

Doch nicht jeder Teilnehmer ließ sich von dem HWS-Konzept überzeugen. So schrieb etwa Oliver Dundiew (28), Zimmermann und angehender Betriebswirt des Handwerks aus Augsburg: "Meiner Meinung nach ist die Stärke des Handwerks, Probleme zu lösen, und das sollte das Handwerk sich bezahlen lassen. Es besteht für mich keine Veranlassung, mich als Handwerker mit den Baumärkten zusammen zu tun. ... Es gibt bestimmt bessere Möglichkeiten für das Handwerk, an Kunden zu kommen. Wir müssen sie nur erkennen und verwirklichen."

Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt Marco Linnenbrügger. So fragte der selbstständige Handwerksmeister aus dem SHK-Bereich: "Warum sollte also das Handwerk seine entscheidenden Vorteile billig verkaufen, um sich anschließend unwiederbringlich zum Lohnschrauber des Baumarktes machen zu lassen ...?" Nach Linnenbrüggers Ansicht sind die Baumärkte durch "den eigenen ruinösen Wettbewerb zum Scheitern verurteilt. Da dieses natürlich in den eigenen Reihen bekannt ist, versuchen die Baumärkte das fehlende Know-how einzukaufen." (Den ungekürzten Beitrag von Marco Linnenbrügger finden Sie unter

"Wie dumm muss ein Handwerker sein?")

Karl-Heinz Ester, Vorstand der Henke AG in Hagen, kritisiert, dass bei HWS das Material von Obi komme, die Gewährleistung aber beim Handwerk liege. Ester bekennt ganz klar: "Also meine Intention ist es, gegen die Baumärkte zu arbeiten. Ich habe eine soziale Verpflichtung nicht nur meinen 170 Mitarbeiten, sondern auch meinen Mitgliedern gegenüber."

Frank Schiefgen, ebenfalls in der SHK-Branche tätig, war nach eigenen Angaben selbst acht Monate als HWS-Partner für Obi-Kunden tätig. Das Fazit seiner Kosten-Nutzen-Auswertung: Er könne selbst mit einem um 15 Prozent höher angesetzten Stundenverrechnungssatz nicht kostendeckend für den HWS arbeiten. "Dies ist auf die unproduktiven Stunden, die ich für den HWS arbeiten muss, zurückzuführen. Man sagte mir aber, dass ich mit 'kostendeckenden' 90 Mark pro Stunde zu teuer bin." (Mehr über die Erfahrungen von Schiefgen finden Sie unter "Ich habe auch gedacht, dass das eine gute Sache ist")

Eine alternative Lösung brachte Peter Nitschmann ins Spiel. In Köln vermittelt Nitschmann mit seiner Firma "Die Notwerker" technische Notdienste aller Gewerke. Nach Nitschmanns Angaben kooperieren die Notwerker auch mit dem Obi-Baumarkt in Köln-Holweide. Anders als beim HWS beschränke sich die Beteiligung der Betriebe bei den Notwerkern jedoch auf eine monatliche Vermittlungsgebühr. Was Preisgestaltung, Mischkalkulation und Materialeinsatz angehe, seien die Betriebe völlig selbstständig und frei in Ihren Entscheidungen. "Ich muss gestehen, dass auch meine Handwerksbetriebe zunächst skeptisch reagierten, wenn sie hörten, dass ein Baumarktkunde bedient werden sollte. Aber letztendlich zählt jeder Kunde. Und ein zufriedener Kunde wird auch Folgeaufträge bringen."

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