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Heizen mit Holz

Keine Kohlefaser, kein Aluminium, keine hochfesten Stähle – nur Holz. In Amerika haben sich fünf Studenten einen Sportwagen geschnitzt.

Keine Kohlefaser, kein Aluminium, keine hochfesten Stähle nur Holz. In Amerika haben sich fünf Studenten einen Sportwagen geschnitzt.

Ein Baum bedeutet nicht selten das jähe Ende eines rassigen Renners. Nicht so in Amerika: Dort haben fünf Designstudenten jenen grausamen Endpunkt übermütiger Tempojunkies zu dem gemacht, wovon Hobbyrennfahrer gern träumen: Einen Supersportwagen mit kühn geschnitzten Formen. Entsprechend hölzern klingt der Name des Boliden: Splinter zu deutsch Splitter.

Rein äußerlich betrachtet, reiht sich der rasende Baumstamm eher unauffällig in die Reihe der Supersportler ein: Flache Schnauze, tief gezogene Cockpitkanzel, Flügeltüren und ein schier endlos langes Heck, das Raum für reichlich Motor bietet.

Der kommt - abgesehen von den hölzernen Zylinderkopfdeckeln - fast konventionell daher: 8 Zylinder, 4,6 Liter Hubraum, zwei Kompressoren und Ladeluftkühler. Satte 600 Pferdestärken reißen die gerade mal 1,1 Tonnen schwere Holzkutsche brachial nach vorn.

Damit der hölzerne Hobel dabei kein Raub der lodernden Abluft des Motors wird, haben die Studenten das Triebwerk modifiziert: Die Auslässe wurden nach innen gerichtet und die Abgas-Anlage nach oben verlegt. Die Motorhitze leiten sie zu den Fahrzeugseiten hin ab. Ein hölzerner Heckflügel sorgt für den nötigen Abtrieb, um den Wagen stabil auf der Bahn zu halten.

Besonders viel Mühe gaben sich die Entwickler um Joe Harmon mit den Rädern des Renners. Die sind natürlich auch aus Holz gefertigt. Furniertes Eichenholz ziert die Felgen. Aus Wallnuss- und Kirschenholz bestehen die Speichen. Klingt fragil, ist es aber nicht, sagt Harmon. "Ein Speichenbruch dürfte nicht unser Problem sein", ist er überzeugt. Heikel sei eher der Punkt, an dem Rad und Achse verbunden sind. Der müsste Berechnungen zufolge Belastungen bis etwa 190 Stundenkilometern Stand halten. Ganz schön schnell für einen sonst eher träge im Wind wankenden Baum.

Auf den Holzweg begeben haben sich die Studenten der North Caronlina State University übrigens nicht aus ökologischem Antrieb. Ihnen geht es darum, "die Grenzen des Materials Holz auszuloten". Und wie könnte man die besser austesten, als mit hemmungslosem Hobeln auf der Teststrecke.

(ha)

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