Rillenstrukturen liegen herstellerübergreifend im Trend. Hier zu sehen an einer Küchenrückwand von Rotpunkt Küchen. 
Foto: Denny Gille

Holzhelden

Vielfalt, Licht und Leichtigkeit: Trends im Küchendesign

Was können Tischler von der Küchenmesse Area 30 für ihren Betrieb in Sachen Design und Materialien mitnehmen? Wir haben 5 Trends ausfindig gemacht.

Auf einen Blick

  • Trends bei Küchen und Wohnen: Wir haben uns die Neuheiten von 5 Küchenherstellern  angesehen. Was ist einzigartig, wo liegen herstellerübergreifende Trends? 
  • Hoch im Kurs standen die Rillenfronten bei den Herstellern. Sie weisen einen weiteren Trend aus: vertikale Strukturen. 
  • Auch grifflose Fronten waren beliebt. Sehr häufig wurden die kombiniert mit Griffmulden. Die haben  noch einen weiteren Effekt: Sie lassen die Arbeitsplatte praktisch schweben. 
  • Kochen, Essen, Trinken, Zusammensein: Die Küche ist im zu Hause der Ort, wo Schaffenskraft und Genuss gleichermaßen herrschen, wo das bewusste Privatleben stattfindet. Das bringt hohe Ansprüche an Design und Funktionalität. Mit welchen Gestaltungsideen wollen große Küchenhersteller bei ihren Kunden punkten – und welche Ideen können Tischler daraus für ihre Angebote ableiten? Dieser Fragestellung sind wir im Rahmen der Küchenmesse Area 30 auf der Grass Guided Press Tour nachgegangen. Auf der Tour gaben fünf Küchenhersteller aus dem mittleren bis gehobenen Preissegment einen Einblick in ihre Neuheiten: Siematic, Sachsenküchen, Leicht Küchen, Häcker Küchen, Rotpunkt Küchen und Störmer Küchen.

    In einigen Punkten gehen die Hersteller ganz eigene Wege, andere Designideen und Konzepte liegen herstellerübergreifend im Trend. Folgende fünf Eigenheiten und Gemeinsamkeiten sind uns aufgefallen.

    1. Der Kniff mit der Rille

    Foto: Denny Gille Rillenstruktur in Walnuss, kombiniert mit metallischem Glanz. Gesehen bei Häcker Küchen. 
    Foto: Denny Gille Auch Leicht Küchen formt den Trend zur Rillenfront mit. 

    Fronten und Rückwände mit gerillten Strukturen fanden gleich bei drei Herstellern – Rotpunkt, Leicht und Häcker – Platz in der Ausstellung. Dazu wurde manches zum aufwändigen Herstellungsprozess erklärt. Im Wesentlichen wurden zwei unterschiedliche Herstellungsvarianten genannt. Die eine umfasst eine furnierte MDF-Platte in die die Rillen bis auf das MDF hineingefräst waren. Die andere setzt auf einen mehrschichtigen Aufbau unterhalb der Furnierdeckschicht in die die Rillenoberfläche hineingepresst wird – bei Häcker geschehe das mit bis zu 400 Kilogramm pro Quadratzentimeter.

    Als Design- und Farbkombinationen fand sich die Rille mal als Front in einer Wallnussausführung mit einer Arbeitsplatte aus hellem Marmor oder auch – etwas dunkler – einer schlanken Metallreproduktion in Edelstahloptik. Auch in einem hellen Küchendesign war sie zu finden: Rotpunkt kombinierte eine extramatte Kunststofffront im weißverwandten Farbton „Beach Grey“ mit einer gerillten Nischenrückwand aus hellem Eichenfurnier.

    2. Vertikale Strukturen

    Foto: Denny Gille Durchgehende Maserung wie aus einem Stamm. Hier lässt Sachsenküchen das Holzdekor von einer Platte in die nächste übergehen. 
    Foto: Denny Gille Auch bei Leicht fand sich die durchgehende über die Grenzen einzelner Türen hinweg. 
    Foto: Denny Gille Auch Licht schafft vertikale Muster. Hier zu sehen beim Iconic-Regalsystem von Leicht.
    Foto: Denny Gille Ähnlich setzt Störmer Küchen vertikale Lichtakzente im Regal. 

    „Achtet auf die vertikalen Strukturen“, hatte Grass-Markenmanager Harald Klüh den Teilnehmern während der Tour immer wieder geraten. Denn das Vertikale habe den Küchenbau der letzten Jahre als Trends begleitet. Tatsächlich fanden sich diese Strukturen und Muster in den Ausstellungen immer wieder.

    Die Rillen-Fronten waren dafür nur ein Beispiel. Ein weiterer Blickfang im Vertikalen, den vor allem Sachsenküchen und Leicht Küchen betonten, lag in der sich fortführenden Maserung der Holznachbildungen von beispielsweise einer Tür zur darüberliegenden Klappe; so als wäre die zusammengesetzte Fläche mit über zwei Meter Höhe aus einer einzigen Bohle entstanden.

    In den Regalsystemen der Hersteller wird die vertikale Struktur unter anderem durch senkrechte Lichtinstallationen in den Regalwangen hervorgehoben. Leicht zeigte das etwa mit seinem Iconic-Regalsystem, bei dem die Wangen einen Abstand von fünf Zentimetern zur Wand haben und diese für eine 3D-Optik mit verdeckten LED-Streifen beleuchten. Weitere Beispiele für die senkrechte Beleuchtung fielen bei Sachsenküchen, Rotpunkt und Störmer ins Auge.

    3. Grifflose Fronten, schwebende Platten

    Foto: Denny Gille Die umlaufende Griffmulde lässt Arbeitsplatten fast schon schweben. Gesehen bei Siematic. 
    Foto: Denny Gille Auch Sachsenküchen hat eine beleuchtete Griffmulde im Angbebot. 
    Foto: Denny Gille Die Mulde darf auch dunkel sein. Wie hier bei Leicht.
    Foto: Denny Gille Einheitlich durch Gitterstruktur. Das Modell Kyoto.

    Dort wo kein Griff die homogene Front stören soll, sind vor allem Möbelbeschläge gefragt und bekannt, die Schubläden, Klappen und Türen auf einen Fingerdruck öffnen. Doch es geht auch anders, manueller: mit der Griffmulde. Die war bei allen Herstellern zu sehen – mal als umlaufendes Konstruktionsdetail bei Kochinseln, um die Arbeitsplatte optisch über den Korpen schweben zu lassen, mal um Schrankfronten ein funktionelles Design-Element zu verleihen.

    Die Designs zeigten, dass die Griffmulde gleichermaßen dunkel – sozusagen als überdimensionale Schattenfuge – oder auch als hell beleuchtetes Element funktioniert. Als Abgrenzung zu Fronten und Arbeitsplatte wurden insbesondere Metall-Oberflächen von Edelstahlfarben bis zum strahlenden Goldfarbton gewählt.

    Eine ganz andere Leichtigkeit, die bewusst mehr statt weniger Kante zeigt, fand sich bei Leicht mit dem japanisch anmutenden Küchenmodell Kyoto: Aus der Front hervortretende Korpuswände bildeten mit den Griffprofilen aus Massivholz eine Gitterstruktur, die die horizontalen Fugen der Front verschwinden lassen. So wurde Homogenität geschaffen ohne die Oberfläche auf eine glatte Ebene zu reduzieren.

    4. Nachhaltigkeit kommt in Fahrt – aber langsam

    Foto: Denny Gille So schön kann Nachhaltigkeit sein: Sachsenküchen zeigt Möbellinoleum an der Front. 

    Das Thema Nachhaltigkeit macht auch vor den Küchenherstellern nicht Halt. Eine große Nachfrage spüre man bei Kunden in manchem Nachbarland allerdings deutlich stärker als hierzulande, erklärt etwa Andreas Wagner, Chef von Rotpunkt Küchen. In Skandinavien beispielsweise sei das Thema gefragter. Rotpunkt bedient es mit einem ganzen Strauß an Maßnahmen und Zertifikaten. Unter anderem ganz greifbar mit der Spanplatte Greenline Bioboard Gen 2, die zu 90 Prozent aus Recyclingholz bestehe.

    Wie Nachhaltigkeit an der Möbelfront aussehen kann, zeigte Sachsenküchen mit seinem Möbellinoleum. Linoleum sei ein reines Naturprodukt, hergestellt aus heimischen, überwiegend schnell nachwachsenden, Rohstoffen: Leinöl, Harze, Holz- und Kalksteinmehl sowie natürliche Farbpigmente. Für die Glaubwürdigkeit des Nachhaltigkeitsthemas sorgt das Unternehmen beispielsweise mit einer Zertifizierung als CO2-neutraler Hersteller.

    5. Vielfalt durch dick und dünn

    Foto: Denny Gille Vorsicht Stufe. In dieser Küche von Leicht trifft dünn auf dick.

    Neben manch wuchtiger Marmorplatte wählten die Hersteller auffallend oft schlanke Materialstärken – oder kombinierten beides. Denn wenn eines aktuell voll im Trend liegt, dann ist es laut Grass-Markenmanager Harald Klüh das: „Alles ist möglich, man spielt mit Farb- und Materialkombinationen, mit Funktionen, mit Licht und Mustern.“ Der Trend sei nicht nur bloße Individualisierung, sondern eher eine „Playful Diversity“, eine unverkrampfte verspielte Vielfalt mit Lust am Ausprobieren und Kombinieren .

    Die erlaubt auch mutige kontrastreiche Designs, wie sie etwa Leicht Küchen mit seiner 12-Millimeter-Kante für eine filigrane Küchenarchitektur zeigte. Entlang einer Küchenzeile kombinierte der Hersteller die sehr schmalen Korpusfronten mit einer ebenso schmalen Arbeitsplatte mit Metalloberfläche auf der einen Seite,  um sie auf der anderen Seite auf eine umso wuchtigere Steinplatte stoßen zu lassen. Die schmalen Fronten kombinierte das Unternehmen mit Grass‘ Vionaro V8 – einem noch schlankeren Schubkastensystem also, mit extra schmaler 8-Millimeter-Zarge.

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