Eine Oberfräse, viele Funktionen: das ist Mafells Lo 55 bei der Präsentation auf der Ligna 2023. 
Foto: Denny Gille

Holzhelden

Werkzeug und Co: Handliches von der Ligna 2023

Nicht nur große Maschinen gehören zur Ligna, auch die Fraktion der Handwerkzeuge und anderer handlicher Helfer war mit interessanten Neuheiten vertreten.

Hochglanz-Broschüren und Pressemitteilungen können vieles versprechen. Doch sie können nicht das Gefühl ersetzen, ein Werkzeug selbst in der Hand zu halten und sich live von seiner Performance zu überzeugen. Nur so lässt sich schließlich einschätzen, ob ein Produkt sein Werbe-Versprechen hält und den Handwerker-Ansprüchen gerecht wird. Auf der Ligna 2023 ließen Werkzeughersteller und Co. Besucher live anpacken. Hier kommen einige Highlights.

Festool – die neue Leichtigkeit

Foto: Denny Gille Poweranzug für Handwerker: Festool hat sein Exoskelett Exoactive präsentiert. 
Foto: Denny Gille Passt in einen Systainer und ihr Untergestell wird zur Sackkarre. Festools Akku-Tischkreissäge CSC SYS 50 ist gemacht für den mobilen Einsatz. 

Eine ganz neue Leichtigkeit konnten Besucher am Festool-Stand entdecken. Das aktive Exoskelett Exoactive wurde nicht nur vorgeführt, sondern durfte auch ausprobiert werden. Zunächst wird es auf die individuelle Körpergröße eingestellt, dann wie ein Rucksack aufgesetzt und mit Gurten an Brust, Bauch und Oberarmen festgezogen. Während die Kräfte in die Hüfte abgeleitet werden, befreien Motoren die Arme, wenn sie zum Beispiel schräg nach vorne-oben gestreckt werden, gefühlt vollständig von ihrer Last. Kein Wunder: Die Unterstützungsleistung des Exoskeletts liegt bei maximal fünf Kilogramm – so viel wiegt in etwa der Arm eines 80 Kilogramm schweren Menschen. Exoactive unterstütze in fünf Leistungsstufen und in drei definierten Arbeitsbereichen: ab Becken aufwärts, ab Brust aufwärts oder über Kopf. Gespeist wird es von 18-Volt-Akkus, die bis zu vier Stunden halten sollen. Der voraussichtliche Preis wurde am Stand auf 2800 Euro beziffert.

Ebenfalls beliebt am Stand war die neue Akku-Tischkreissäge CSC SYS 50, die Festool als Revolution unter den Tischkreissägen ankündigt. Clou: Die Kreissäge ist so kompakt, dass sie in einen Systainer passt. Zugleich sei sie die weltweit erste mobile Tischkreissäge mit einer elektrischen Höhen- und Winkeleinstellung und Display mit Menüführung. Eine Schnittpräzision wie mit der kabelgebundenen Formatkreissäge in der Werkstatt verspricht Festool. Besonders komfortabel arbeiten lasse sich mit dem speziell für die Säge entwickelten klappbaren Untergestell UG-CSC-SYS. Das soll die Säge nicht nur schnell auf Arbeitshöhe bringen, sondern sich auch zum leichteren Transport zur Sackkarre wandeln.

Mafell – komfortabler fräsen

Foto: Denny Gille Werkzeugwechsel an der Oberfräse Lo 55: Der Spannhebel öffnet das Futter für den Fräser. Mehr braucht es nicht.
Foto: Denny Gille Kopierringe mit Bajonett-Verschluss. Stecken, drehen, fertig justiert. 

Eine neue Oberfräse, die mit durchdachten Details nur so um sich wirft, hat Mafell auf der Ligna gezeigt. Ihr Name: Lo 55. Ihre Stärken präsentierte das Unternehmen live am Stand. Die erste: Rüsten und Umrüsten. Über einen leicht bedienbaren im Gehäuse integrierten Spannhebel ließ sich der Fräser werkzeuglos in wenigen Sekunden einsetzen oder wechseln.

An der Stelle wo andere Fräsen einen Drehgriff zur Tiefeneinstellung haben – der häufig als Führungsknauf verwendet werde, was zu versehentlichen Verstellungen führen könne – hat die Lo 55 tatsächlich einen Führungsknauf zur Verbesserung der Handhabung. Die Frästiefe werde per Permafix-Klemmung dauerhaft fixiert und könne per Tastendruck an der Unterseite des Führungsknaufs gelöst werden.  Die Frästiefe lässt sich seitlich am Gehäuse einstellen – mit definierter Kraft und definiertem Weg bis 55 Millimeter. Wiederkehrende Tiefen könnten per Stufenanschlag voreingestellt werden.

Für die Kopierringe hat Mafell auf GFK-Verstärkten Kunststoff gesetzt, der sehr maßhaltig und abriebfest sei. Durch ihren Bajonettverschluss seien die Kopierringe automatisch zentriert – mühsames Ausrichten entfalle damit komplett.

Sehr durchdacht erscheint auch das umfangreiche Zubehör für die Oberfräse. Der multifunktionale Oberfräsenadapter LO-FA etwa lasse sich als Adapter für Führungsschienen nutzen, als Adapter für Ausfräsungen etwa von Grifftaschen sowie als Zirkel. Falz- und Nutfräsungen gelängen mit dem Parallelanschlag. Und mit der Führungsschiene F-LR werde die Oberfräse zu einem präzisen und schnellen Bohrgerät für Lochreihen mit 32 Millimeter Lochabstand.

Famag – Lochsägearbeiten einfach gemacht

Foto: Denny Gille Schräge Löcher, sauber gesägt: Für Famags Lochfräse mit Pumpshank kein Problem. 
Foto: Denny Gille Restmaterial einfach auswerfen ohne gefrickel. Das gelingt mit einem Zug am Pumpshank.

Der Nutzen mancher Entwicklung erklärt sich nicht mit einem Bild. Man muss es gesehen haben. Der Pumpshank von Famag ist so ein Werkzeug, weiß Famag-Vertriebsleiter Andreas Lang. Lochsägen würden häufig in Holz eingesetzt, ohne aber dafür bestimmt zu sein. Die Folge: Die vielen kleinen Zähne erzeugten eher ein Sägemehl als Sägespäne und setzten sich damit schnell zu. In der Folge laufe die Lochsäge heiß und hinterlässt Brandspuren. Das sollen die Paroli-Universallochsägen von Famag ändern: Mit wenigen Hartmetallzähnen fressen sie sich in das Holz und lassen mit extra Aussparungen Raum, um anfallende Späne problemlos abzutransportieren. Die Kombination mit dem sogenannten Pumpshank sorgt in der Präsentation für eine gute Führung beim Sägen über die zweite Hand – sie wird vor dem Bohrfutter positioniert – und dafür, dass der zylinderförmige Ausschnitt mit einer einzigen Handbewegung ausgeworfen werden kann. Und weil der zentrale Bohrer der Lochsäge zum Zentrieren einfach vorgeschoben werden kann, gelängen auch schräge Lochsäge-Einsätze ohne Verrutschen mit einem sauberen Sägebild.

Beck – die enge Bindung aus Holz

Foto: Denny Gille „Holzschweißen“: Der Querschnitt zeigt, wie Holznagel und Werkstoff eine Verbindung eingehen. 
Foto: Denny Gille Peng und weg: Ein Druckluftnagler versenkt die Lignoloc-Holznägel in der Platte. 

Ein paar Schläge, schon ist der hölzerne Nagel in der Platte versengt: Am Stand der Raimund Beck KG konnten die Messebesucher sich selbst von der Qualität der Lignoloc Holznägel überzeugen. Mal wurden sie per Hammer eingetrieben, mal kamen die Druckluftnagler zum Einsatz. Die kopflosen Nägel wurden dabei per Knopfdruck bündig ins Holz geschossen. Am Stand wurde auch erklärt, was die Verbindung so fest macht: Da durch die entstehende Hitze das Lignin in der Grenzfläche von Nagel und Werkstoff schmelze und dann wieder verfestige, entstehe eine feste Verbindung, die auch als Holzschweißen bezeichnet werde. Die Lignoloc-Nägel bestehen laut Hersteller aus verdichtetem Buchenholz. Eine dünnere Nagel-Version, die sich etwa für den spaltfreien Einsatz im Möbelbau eignen soll, sei in Arbeit.

Kleiberit – Hammertest live

Foto: Denny Gille Kleiberits Hammer-Klebstoff im Einsatz: erst Kleben – und eine gewisse Trockungszeit abwarten… 
Foto: Denny Gille Dann Metallkeil positionieren und kräftig zuschlagen. 
Foto: Denny Gille Das Holz wurde sauber gespalten, die Klebeverbindung hingegen ging an keiner Stelle auf. 
Foto: Denny Gille Kleiberits Messestand war auch Gastgeber der Live-Werkstatt für die Tischler, die bei den World Skills antreten. Sie fertigten hier ihre Wettbewerbsstücke vor den Augen des Publikums.

Ein kräftig klebendes Standhighlight bei Kleiberit war der STP-Klebstoff 605.1.20 für alle Füge- und Konstruktionsverklebungen. Der isocyanatfreie 1-K-Kleber reagiere mit der Umgebungsfeuchtigkeit und entfalte innerhalb weniger Minuten unschlagbare Haftungseigenschaften. Gezeigt wurde das live am Ligna-Stand: zwei stirnseitig auf Gehrung geschnittene Hölzer wurden so miteinander verleimt, dass sie gute Angriffsfläche für einen Metallkeil boten, dessen Spitze auf der verleimten Stelle saß. Ein beherzter Hammerschlag auf den Keil spaltete das Holz souverän – jedoch niemals an der geklebten Stelle. Das verdeutliche, welchen Kräften die geschaffene Verbindung standhält. Der Test habe dem Produkt den Beinamen „Hammerklebstoff“ verschafft.

Ein Thema, was Anwender wie Hersteller von PUR-Klebstoffen zurzeit beschäftigt, ist die REACH-Verordnung der EU, die eine Schulungspflicht bis August 2023 für den Umgang mit den Stoffen vorsieht. Denn ein Grundbaustein für Polyurethan (PU) sind Isocyanate, die in nicht ausgehärteter Form freigesetzt werden und als gesundheitsschädlich gelten. Eine Möglichkeit, der Schulungspflicht zu entgehen, ist laut Kleiberits Marketing-Manager Peter Mansky der Einsatz neuartiger nichtkennzeichnungspflichtiger Klebstoffe als Ersatz der PUR-Varianten. Kleiberit habe eine Reihe dieser Micro Emission PU-Kleber entwickelt. „Sie können 1:1 auf bestehenden Anlagen eingesetzt werden und lösen das Problem der Schulungspflicht“, erklärt Mansky. Einziger Nachteil: Die Herstellung sei etwas aufwändiger, was sich im Preis niederschlage.

Beck Maschinenbau – macht schwere Platten mobil 

Foto: Denny Gille Einfaches Plattenhandling verspricht der Mobillifter ML 120 von Beck Maschinenbau. 

Vakuumlifter sind eine echte Arbeitserleichterung, wenn es darum geht, schwere unhandliche Plattenwerkstoffe zu bewegen. Häufig sind sie allerdings fest installiert zwischen Plattenlager und Plattensäge. Wer Platten flexibel in verschiedene Arbeitsbereiche der Werkstatt bringen will, fand auf der Ligna eine Lösung bei Beck Maschinenbau. Der Mobillifter ML 120 könne Platten bis 120 Kilogramm ansaugen, in jede Richtung schwenken und drehen. Der Aufbau des Lifters erlaube es, nah an die Maschine heranzufahren, um die Platte auf dem Maschinentisch abzulegen, erklärt Vertriebsmitarbeiter Florian Schmolke.

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