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gute Idee reicht nicht

Hürdenlauf zur Innovation

Gute Ideen hat so mancher Unternehmer. Doch nicht aus jedem Geistesblitz wird eine marktfähige Innovation. Diese Hindernisse müssen Sie packen, wenn es klappen soll.

Handwerker haben mit vielen Hürden zu kämpfen, wenn sie Innovationen umsetzen wollen. Wo es am häufigsten hakt, hat das Volkswirtschaftliche Institut für Mittelstand und Handwerk in Göttingen ermittelt: Eine Umfrage ergab, dass niedersächsische Handwerker vor allem den Mangel an Kapital und geeignetem Fachpersonal als Hemmnisse betrachten. Ebenso könnten sich fehlende Informationen, Gesetze und die Suche nach geeigneten Kooperationspartnern als Hindernis erweisen.

Auch Elektroinstallateurmeister Friedhelm Woortmann aus Westoverledingen musste einige Hürden nehmen, um ein innovatives Produkt auf den Markt zu bringen. Woortmann hatte die Idee, die Abwärme aus Backöfen wiederzuverwerten. "Da gehen bei älteren Typen bis zu zwei Drittel der Energie verloren", berichtet der 44-Jährige. "Bei den steigenden Energiekosten ist das für eine Bäckerei viel Geld." Woortmanns Idee: Man müsste die Energie für die Brauchwassererwärmung, die Heizung oder zur Kälteerzeugung nutzen. Doch wäre eine solche Technik auch marktfähig? "Bevor man ein neues Projekt mit so hohem Investitionsaufwand in Angriff nimmt, muss man sich erst einmal gut informieren", sagt Woortmann. Er fand Unterstützung bei Dirk Peters, Innovationsberater der Handwerkskammer für Ostfriesland. Der Berater habe sich erst einmal selbst über die Marktchancen informiert. Als feststand, dass es keine vergleichbaren Produkte gibt, half Peters dem Handwerker bei seinen weiteren Recherchen, suchte nach Fördermöglichkeiten und stellte Kontakte her, zum Beispiel zur Fachhochschule (FH) Emden. Die Experten der FH unterstützen Woortmann bei der Ermittlung des optimalen Wirkungsgrads. "Es ist gar nicht so einfach, einem Ofen Wärme zu entziehen, denn zum Backen braucht er ja auch noch Hitze. Außerdem muss man dabei einige Sicherheitsaspekte in Betracht ziehen." Mittlerweile kennt Woortmann die optimalen Parameter: "Wir können jetzt 52 Prozent der Abwärme wiedergewinnen. Damit amortisiert sich so eine Anlage in fünf bis sechs Jahren." Diese Zahlen sind keine Theorie: Ein Prototyp in einer Bäckerei beweist, dass es funktioniert.

Voraussetzungen für den Erfolg

Woortmann hat alle Hürden genommen und geht mit seiner Anlage nun in die Vermarktung. Doch welche Voraussetzungen muss ein Betrieb eigentlich erfüllen, um so weit zu kommen? Innovationsberater Peters kennt die Faktoren, von denen das abhängt:

Neu und verwertbar müsse ein Produkt oder ein Verfahren sein, "das ist das größte Hemmnis", sagt Peters. Bei den Recherchen helfen die Innovationsberater mit ihrem Netzwerk weiter. "Wir haben Leute, die sich auf vielen Gebieten gut auskennen, darum haben wir fast keine Ausfallquote."

Die finanzielle Substanz des Betriebs muss stimmen. Zwar helfen die Berater bei der Suche nach Förderprogrammen. "Aber ein Betrieb muss genügend Eigenkapital und einen guten Cash-Flow haben."

Die Zahl der Mitarbeiter sollte groß genug sein, um die Mehrarbeit zu bewältigen, die so ein Vorhaben mit sich bringt. "Acht Mitarbeiter plus Inhaber sollten es mindestens sein." Und es sollte ein Top-Team sein: fachlich kompetent und hoch engagiert.

Die Ausstattung sollte auf dem neusten Stand sein: "Maschinen und Software sollten top sein."

Seine Zielgruppe sollte der Unternehmer sehr gut kennen, um die Vermarktungschancen abschätzen zu können.

Und offen sollte der Unternehmer sein: zum Beispiel für Kooperationen und Vermarktungsideen.

Das bedeute nicht, dass es nicht auch kleinere Betriebe schaffen könnten, sagt Peters. "Aber wer diese Voraussetzungen erfüllt, hat es deutlich leichter."

(jw)

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