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Hut ab!

Sie sprudelt nur so vor Ideen. Anne Messinger ist erst 24 Jahre jung und schon selbstständig. Die preisgekrönte Modistin hat noch viel vor.

Von Martina Jahn

Little Spring Türkis oder Butterfly Black heißen sie. All ihren Werk-stücken gibt Anne Messinger Namen. Die fallen mir bei der Arbeit ein. Sie haben entweder etwas mit dem Werkstoff oder der Farbe zu tun oder mit Menschen, die ich mit den Stücken verbinde, erklärt die Modistin.

In ihrer Werkstatt in Sehnde bei Hannover stellt sie nicht nur Hüte her, sondern auch Haarreifen. Besetzt werden sie mit kleinen Schmetterlingen, Marienkäfern oder seidenen Schleifen. Messinger näht auch Taschen, passend zu den Hüten.

Foto: Martina Jahn

Die junge Handwerkerin fertigt ihre verspielten und aufwändigen Produkte in einem winzigen Kellerraum ihres Elternhauses. Regale an den Wänden sind mit unzähligen Kartons und Kästchen gefüllt. Stoffe, Perlen, Schleifen, Federn und fertige Hüte zieren die Werkstatt. Auf der hölzernen Werkbank stehen die Köpfe, auf denen Messinger die Hüte formt. Dosen mit bunten Accessoires reihen sich aneinander. Im hinteren Teil der Werkstatt stehen Nähmaschine, Stickmaschine und Kettelmaschine.

Bei der Arbeit sitzt die Modistin auf einem hohen Hocker, ihre Füße stellt sie auf eine Fußbank. Es ist alles sehr eng hier, aber mehr Platz brauche ich im Moment nicht, sagt die 24-Jährige. Das ist ein Vorteil: Sie muss für den Kellerraum keine Miete zahlen. Ihr Unternehmen ist noch jung, erst seit April arbeitet die Modistin selbstständig. Die Geschäfte laufen gut seit ihrem Bundessieg Ende 2007. Ich musste bisher keine Werbung machen. Der Preis hätte ein großes Interesse der Medien ausgelöst. Das hat mir viele Interessenten und Kunden eingebracht, strahlt Messinger .

"Mit den Zahlen habe ich es nicht so"

Im Sommer schließt die Gesellin ihren kaufmännischen Fachwirt (HWK) ab. Mit den Zahlen habe ich es nicht so, räumt sie ein. Daher sei der Kurs wichtig, denn sie müsse sich in Zukunft selbst um ihre Buchhaltung kümmern. Vielleicht kann ich später auch jemanden beschäftigen. Noch aber schafft die Modistin ihr Pensum selbst. Ich arbeite vorwiegend abends. Auch wenn es ihr nach dem Lernen für den Kurs manchmal schwer falle. Sie bereitet kleine Ausstellungen und Messen vor, auf denen sie ihre Produkte verkauft. Von ihrer Website aus verlinkt die Modistin auf einen Online-Shop. Dort sind alle Accessoires und Hüte dokumentiert. Zudem vertreibt ein kleiner Laden in Hamburg ihre Waren auf Kommission. Auftragsarbeiten nimmt die Unternehmerin auch entgegen.

Bevor sich Messinger aber vergrößert, strebt sie nach dem I-Tüpfelchen dem Meistertitel. Damit ist man offiziell Wer, sagt sie schmunzelnd. Ihn zu bekommen, ist in ihrer Branche jedoch nicht leicht. Der Beruf ist sehr selten. Doch die rothaarige Frau ist umtriebig und gibt keine Ruhe, bevor sie einen Rat bekommt, wo sie den Meisterkurs belegen kann. Notfalls will sie sich alles selbst erarbeiten. Spätestens in einem Jahr will ich das geschafft haben.

Bis dahin entstehen Strohhüte für den Sommer: in weiß, braun und dunkelrot, besetzt mit Schleiern, Federn und Blumen sowie Filzhüte für die Wintersaison. Die Stücke reifen bei der Arbeit, erklärt sie. Einen Entwurf habe sie noch nie gezeichnet. Ihre Ideen sprudeln nur so, Messinger ist voller Tatendrang.

Eine Ascot-Saison in London mitzumachen, das ist ihr Traum. Davon erhofft sich die Unternehmerin neue Eindrücke und Erfahrungen. Denn das englische Hutmacher-Handwerk sei das bekannteste und berühmteste. Da muss ich später hin.

www.anne-messinger.de

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