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Panorama

Meister spricht offen über Mini-Einkommen

Ein Kollege hat eine Frage beantwortet, vor der sich Unternehmer gerne drücken: Mal ehrlich, wie viel bleibt übrig?

Auf einen Blick:

  • Dachdeckermeister Martin Felder ist seit 2 Jahren selbstständig.
  • Das Unternehmen wächst, aber zeitweise blieben ihm nur 750 Euro im Monat.
  • Sein Grundsatz: Zeit mit der Familie ist wichtiger als ein dickes Einkommen.

In der Serie „Mikroökonomie“ des Wirtschaftsmagazin brand eins steht die „kleinste wirtschaftliche Einheit der Welt“ im Mittelpunkt: der Mensch. Von der indischen Reisbäuerin über den schwedischen Trödelhändler bis zum Death-Metal-Gitarristen in Botswana – sie alle stellen sich den Fragen zu ihrer Arbeit, ihrem Einkommen, ihren Problemen.

Jetzt hat sich brand eins mit einem deutschen Handwerksmeister befasst.

Umsatz minus Löhne minus Fixkosten

Martin Felder ist Dachdeckermeister. In Bergisch Gladbach (nahe Köln) beschäftigt er „einen Auszubildenden, einen weiteren Meister und eine Honorarkraft auf 450-Euro-Basis“.

Seine Wochenarbeitszeit: 55 Stunden. Wenn er vom Umsatz die Kosten für Mitarbeiter, Material, Darlehen „und andere Dinge“ abzieht, bleiben Felder laut brand eins 3.800 Euro monatlich, nur sind die weiteren Belastungen in dieser Summe noch nicht eingerechnet. Krankenversicherung, Rentenversicherung, Einkommensteuer, Lebensversicherung, Miete, Berufsunfähigkeitsversicherung – bei den Fixkosten kommen 3.050 Euro zusammen.

Ihm bleiben also nur 750 Euro für sein Leben? Für seine Familie? Für Investitionen? Man könnte sich fragen, warum Felder auf dem Portraitfoto in dem brandeins-Artikel so vergnügt in die Kamera lächelt.

Dickes Einkommen ist nicht alles

„Mein Betrieb ist relativ jung, uns gibt es seit 2 Jahren“, sagt Felder auf Nachfrage von handwerk.com. Und insgesamt gehe es bergauf, auch mit dem Einkommen des Chefs, aber: „Es gab Monate, in denen tatsächlich nicht viel übriggeblieben ist – da gehört dann schon eine Menge Idealismus dazu.“

Wo sieht sich der 30-jährige Dachdeckermeister in fünf Jahren? „Bei mehr Mitarbeitern und mehr Freizeit, die ich mir gönnen kann.“ Letztlich müsse es zum Leben reichen und für kleine Rücklagen: „Mir ist die Zeit mit der Familie wichtiger als ein dickes Einkommen.“

Der Mann ist tatsächlich Idealist und eindeutig mehr Handwerker als Betriebswirt. Die brand eins-Frage nach seinem größten Traum hat Felder so beantwortet: „Ich würde gern ein Fachwerkhaus bauen, gemeinsam mit befreundeten Handwerkern."

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