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Zahlungsmoral

In drei Schritten ans Geld

Der Malermeister Olaf Kahl hat seinen Betrieb einer "harten Kur" unterzogen. Der Erfolg: Heute laufen ihm die Banken hinterher und bieten Kredite an.

1. Anzahlungen sind der Normalfall
"Bei uns bekommen alle Kunden eine Auftragsbestätigung, die vor dem ersten Handgriff zu unterzeichnen ist. Anzahlungen sind damit normal geworden. Will der Kunde nicht anzahlen, gehen wir davon aus, dass er gar nicht zahlen will. Kommen die Abschläge nicht binnen dreier Tage auf dem Konto an, werden die Arbeiten eingestellt. Abschläge werden bei größeren Bauvorhaben wöchentlich am Freitag gestellt. Bei der letzten Abschlagszahlung müssen 95 Prozent im Sack sein, bevor der letzte Handschlag gemacht wird. Nach VOB wird nicht mehr gearbeitet. Damit kennt sich sowieso kein Richter aus."

2. Generalunternehmer aussortieren
"Damit haben wir alle Generalunternehmen, Immobiliengesellschaften oder ähnlich strukturierte Kunden vorerst aussortiert. Es braucht keiner Unternehmen, die Rechnungen schieben. Es war eine harte Kur. Aber seither sind wir circa 95 Prozent Eigenkapital gedeckt. Der Rest ist kurzfristige Lieferantenverbindlichkeit. Jetzt ist es so, dass uns die Banken hinterher laufen und Kredite anbieten. Selbst Autos oder andere Anschaffungen werden in bar gezahlt und sichern uns enorme Rabatte. Durch diese Kur haben wir einen Anwalt und Mediator kennen gelernt, der uns durch das tiefste Loch begleitet hatte. Anfänglich war es eine Hassliebe. Jetzt lassen wir ihm Mandanten zukommen, die in gleicher Situation steckten wie wir. Und er schickt uns seine Kunden, denen wir erklären, wie sie es schaffen können, von einem eigentlich insolventen Unternehmen wieder hin zu einem liquiden Unternehmen zu kommen."

3. Viele kleine Rechnungen schreiben
"Also liebe Handwerkskollegen: Liefern Sie kein Material, das eine gewisse Summe übersteigt und nicht bezahlt wurde. Decken Sie nicht das Dach ein, bevor die Abschlagszahlung bezahlt ist. Sprechen Sie mit Ihrem Kollegen auf der Baustelle, ob rechnungsbedingt alles läuft. Schreiben Sie viele kleine Rechnungen. Entwickeln Sie mit Ihrem Rechtsbeistand Ihre ganz individuellen AGB. Führen Sie keine Arbeiten aus, die nicht schriftlich beauftragt wurden. Und locken Sie mit drei Prozent Skonto binnen fünf Werktagen und fünf Prozent bei Barzahlung."

Kahls vollständigen Leserbrief finden Sie hier:

(sfk)

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