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Steinbildhauer baut Außergewöhnliches

"Irgendwann blieb etwas hängen ..."

Ob Lautsprecherboxen oder komplette Küchen: Stein bekommt viele Gesichter, wenn Friedrich Aly ihn bearbeitet. Sein Konzept: Je ungewöhnlicher, desto besser.

Eigentlich wollte er lieber Musik machen. Rockmusik. „Das Medizinstudium war mir aber schon auf den Leib geschrieben, mein Vater war Mediziner, mein Großvater auch“, erzählt Friedrich Aly aus der Frühzeit seines Lebens. Doch dann kam alles anders. Denn einen akademischen Beruf wollte der junge Wolfsburger nicht.

„Nach dem Abitur habe ich erst einmal Zivildienst und Ärger gemacht“, sagt er. Als diese Phase vorbei war, lockte der Beruf des Goldschmieds. „Ich habe aber keine Lehrstelle gefunden“, erzählt der heute 45-Jährige. Bei einem Betrieb in Nordrhein-Westfalen habe er stattdessen die Möglichkeit bekommen, Steinmetz und Steinbildhauer zu werden. Das war 1992. „Darauf bin ich dann hängen geblieben“, sagt Aly und lacht. Immerhin stellte sich so viel Begeisterung ein, dass er 1998 noch den Meister und Steintechniker gemacht hat.

Die Begeisterung hielt auch noch an, als er im gleichen Jahr mit einem Freund zusammen das Unternehmen „Steinwolf“ in Hildesheim gründete. „Wir haben auf einem Hinterhof in der Heinrichstraße angefangen. Wir waren kaum zu finden und hatten keinerlei Kontakte, das war nicht einfach“, erzählt Aly über die ersten Jahre der Selbständigkeit.

Sein Kompagnon verließ 2005 das Unternehmen. Ihren Namen verdankt die Firma übrigens einem Hebewerkzeug für den Transport von Steinblöcken, dem so genannten Steinwolf. „Wir hatten überhaupt kein Geld und so waren wir gezwungen, jeden glücklich zu machen, der den Weg zu uns gefunden hatte.“ So nüchtern kann die Realität manchmal aussehen. In den Anfangsjahren sei jede Arbeit eine Investition gewesen. „Aber irgendwann blieb für uns was hängen.“

Von Besuchen in Steingruben zu ganz großen Projekten:
Lesen Sie mehr über die Weiterentwicklung von Friedrich Alys Betrieb.
Auf der nächsten Seite.

Abgefahrene Ideen: So geht das Konzept auf

Sicherlich waren das harte Jahre, aber es ergaben sich daraus Aufgaben und Kontakte, die für einen Steinmetz eher untypisch sind: Beispielsweise eine fünf Meter lange Arbeitsplatte aus Stein für die Küche. Oder eine komplette Küche – geschlagen aus einem 20-Tonnen-Felsen. Seit einiger Zeit liefert Aly Boxengehäuse für die High-End-Kunden von Sennheiser. Stein vibriert nicht. Der Kontakt hat sich über eine Kundenempfehlung ergeben.

„Wir haben uns bei ungewöhnlichen Aufträgen immer gefragt, ob das geht“, sagt der Hildesheimer, der seit 2005 das Unternehmen allein leitet. „Während meiner ersten Berufsjahre bin ich sehr viel in die Steinbrüche gefahren und habe dort mit den Menschen gesprochen. Wenn Du das gemacht hast, dann weißt Du, was geht“, erzählt Aly. Hinter seinem Schreibtisch steht ein großes Regal mit Steinen aus aller Herren Länder. Zu jedem einzelnen kann er eine Geschichte erzählen. Über seine Herkunft, seine Beschaffenheit, den besten Verwendungszweck … Aly bezeichnet die Sammlung als Bibliothek.

Abgefahrene Ideen, abgefahrene Kunden und abgefahrene Materialien – das ist das Geschäftskonzept von Friedrich Aly, das sich aber erst langsam entwickelt hat und das er konsequent weiter ausbaut. 2005 waren bei ihm vier Leute beschäftigt. Heute sind es 13. Erst vor wenigen Monaten ist er mit seinem Betrieb in einen Neubau an der Albert-Einstein-Straße in Hildesheim umgezogen. „Jetzt haben wir endlich Platz, auch für ganz große Projekte“, sagt er. „Ich hab da Bock drauf, sowas zu machen.“

von Tom Vahle



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