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Goldschmiedin über ihre Betriebsgründung im In- und Ausland

Jenseits von Afrika

Von Deutschland nach Namibia und wieder zurück. Für Goldschmiedin Susanne Hartwig war der Neustart eine große Heraus­forderung. Von den Erfahrungen in Afrika profitiert sie noch immer.

Goldschmiedemeisterin Susanne Hartwig:
Susanne Hartwig Goldschmiedemeisterin Wedemark

Borsten von Stachelschweinen hängen aufgereiht von der Decke. Auf Bambusteilen sind Ketten und Ohrringe aus Gold und Silber drappiert. Neben den Vitrinen liegen Bildbände zur Ansicht aus. Dass Susanne Hartwig von Afrika inspiriert ist, erkennen Besucher ihres Ladengeschäfts sofort. Ihren Werktisch ziert noch das „alte“ Firmenschild: „Goldsmith“ steht darauf. Auch in ihren Schmuckstücken spiegelt sich der Bezug zur Tier- und Pflanzenwelt des Kontinents wider. So auch die Kettenanhänger mit dem kleinen runden Elefanten oder Ringe mit einer Löwenpranke.

Zehn Jahre hat die Goldschmiedemeisterin in Namibia gelebt und gearbeitet. Ein Freund hatte ihr das Land empfohlen und beruflich war es für Hartwig Zeit für eine Veränderung. In Windhoek war sie selbstständig und hatte drei einheimische Angestellte. Nur so hat sie dort eine Arbeitserlaubnis erhalten. „Das Land ist sehr europäisch. Vor über 100 Jahren war es eine deutsche Kolonie. Deshalb sprechen dort viele Deutsch. Das hat mir den Anfang erleichtert.“

Seit fünf Jahren ist Susanne Hartwig nun wieder in Deutschland. Ihr Mietvertrag in Windhoek wäre bald ausgelaufen und die heute 51-Jährige zog es zurück in die Heimat. „So viele Jahre ohne die engsten Freunde und Verwandten ist eine lange Zeit“, sagt sie. Umso glücklicher war die Handwerksmeisterin, dass ihre Familie viel Arbeit bei der Suche eines neuen Standorts für ihre Werkstatt und ihren Laden übernommen hat. „Von Afrika aus kann man nicht mal schnell herfliegen und ein Objekt besichtigen“, sagt sie. In enger Abstimmung fiel die Wahl auf Mellendorf in der Wedemark.

Große Hürden bei der Firmengründung - aber die Arbeit hat sich gelohnt. Lesen Sie Seite 2.

Anpacken und Fuß fassen - das hat sich gelohnt!

Vor ihrer Abreise nach Namibia hat Hartwig ihr Handwerk in Stade gelernt und in verschiedenen Betrieben in ganz Deutschland gearbeitet. Selbstständigkeit war für sie das nächste Ziel. In Afrika ließ es sich recht leicht verwirklichen. Anders der Neustart zurück im Heimatland: fremde Umgebung, neue Infrastruktur und kein soziales und berufliches Netzwerk. Sie musste vielseitige Versicherungsauflagen erfüllen, den Laden unter Einbeziehung der vorhandenen Ausstattung aus Namibia neu einrichten. ­Zwischen der Ankunft in Deutschland und der Eröffnung des Betriebs sollte möglichst wenig Zeit vergehen. Und in den folgenden Jahren musste sie viel „zubuttern“, wie sie sagt. Gründerzuschüsse hat sie nicht erhalten, da sie zu lange im Ausland war. „Es waren teilweise haarige Zeiten“, gibt sie zu.

Eine andere große Herausforderung war die Recherche nach der aktuellen Marktsituation. Wer bietet welche Produkte zu welchen Preisen an? „Ich bin auf Messen gefahren und habe mich dort informiert“, sagt Hartwig. In Namibia war das anders: Sie war in ihrer Arbeit freier und flexibler, musste weniger auf „Trends“ achten. Kontakte waren veraltet, Geschäftsverbindungen mussten neu geknüpft werden. Einen neuen Kundenstamm aufzubauen, dauert lange.

Fuß fassen und bekannt werden – zwei Faktoren, die Susanne Hartwig als Einzelkämpferin viel abverlangt haben. Aber gelohnt hat sich ihr Einsatz allemal, findet sie. Heute hat sie in der Wedemark und der Region einen Namen. Ihre Bindung zu Afrika hat sie nicht verloren, im Gegenteil: Viele Kunden, die auch auf dem Kontinent gelebt haben, kommen in ihr Geschäft. Sie tauschen Erinnerungen und Erfahrungen aus, kaufen gern bei ihr. Und sie bringen einen Hauch von Afrika mit in den Laden. Den ziert übrigens der runde Elefant, das afrikanische Markenzeichen der Goldschmiedin.



(ja)

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