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Fahrsicherheitstraining

"Jetzt mit Wucht durchtreten"

Vollbremsung mit 70 Sachen, Lenken auf eisiger Fläche, Hindernissen blitzschnell ausweichen - das lernen Unternehmer beim ADAC-Fahrsicherheits­training.

Von Martina Jahn

Gefahren frühzeitig erkennen und vermeiden - das sollen die Teilnehmer des Fahrsicherheitstrainings lernen. Klingt so, als würde man das als jahrelanger Autofahrer können und wissen. Aber schon bei der Frage nach der richtigen Haltung am Lenkrad und optimaler Sitzposition treibt es einigen "alten Hasen" im Fahrgeschäft Denkfalten auf die Stirn.

Die Antworten des ADAC-Experten Andreas Hannemann lauten: "Sie sitzen richtig, wenn Sie bequem die Pedalen erreichen. Die Arme leicht anwinkeln und mit dem Rücken nahe an der Lehne." Und die Handhaltung? "Viertel vor drei", heißt die Devise: Beide Hände am Lenker, als würde man die Uhrzeit imitieren. Thomas Redding war sich dessen nicht bewusst. Der Monteur bei Mischke Sanitärtechnik in Hannover habe manchmal nur eine Hand am Lenkrad: "Das schleift sich mit den Jahren ein. Manche Gefahren nehme ich schon nicht mehr wahr."

Um Gefahren des täglichen Straßenverkehrs zu meistern, sind an diesem kalten Wintertag eine Reihe Lieferwagen und Transporter in Hannover-Laatzen vorgefahren. Die Teilnehmer haben ihre eigenen Vehikel dabei. Im Alltag muss jeder sein Fahrzeug unter Kontrolle bringen können. Die Erwartungen an die Praxis werden vor Beginn klar thematisiert: Was tun, wenn das Fahrzeug hinten ausbricht? Wie verhalte ich mich auf glattem Untergrund richtig? Was passiert mit der Ladung, wenn ich voll auf die Bremse gehen muss? Diese Fragen werden die Teilnehmer nach diesem Tag selbst beantworten können.

"Ich bin mit dem Sprinter hauptsächlich in der Stadt unterwegs", sagt SHK-Mann Redding. Seit über zwanzig Jahren arbeitet er für den gleichen Handwerksbetrieb, "aber ein Fahrsicherheitstraining habe ich noch nie gemacht". Nach dem Einfahren - das Umfahren eines Hütchen-Parcours - lässt Andreas Hennemann die Hecktüren jedes Wagens öffnen. "Ladungssicherung ist in diesem Segment ein oft unterschätztes Thema", sagt der Trainer. Doch in den Regalen ist nichts verrutscht. Ob sich das bei der nächsten Übung ändert?

Überwindung kosten die Vollbremsungen aus 30, 50 und 70 km/h allemal. Schließlich kommt das im normalen Fahrgeschehen nicht oft vor. "Aber darauf wollen wir die Teilnehmer vorbereiten", sagt Hennemann. Er kommentiert die Leistung jedes Fahrers über Funkgeräte, die in den einzelnen Wagen platziert sind. Die anderen hören, was sie besser machen können. "Eine gute Übung", bestätigt der Handwerker Redding. "Ich fahre schon anders, wenn ich eine Therme geladen habe und weiß, was möglicherweise nach vorne fliegen kann."

Neue Erfahrungen machen die Trainingsteilnehmer auch, wenn sie einem plötzlich erscheinenden Hindernis ausweichen müssen. Rechts, links und mittig schießen gewaltige Wasserfontänen aus dem Boden. Bremsen oder ausweichen - das ist hier die Frage. Und blitzschnelle Reaktion ist gefordert, zum Nachdenken bleibt keine Zeit. "Hier können wir den Ernstfall proben", sagt Redding. "Ich habe meine Reaktionszeit total unterschätzt." Die Erfahrungen des Fahrtrainings werden ihn auf der Straße ein ganzes Stück weiterbringen, ist er sich sicher.

Auch auf glattem Untergrund und in der rutschigen Kurve hat er das Verhalten seines Transporters getestet. "Ich habe vorher nicht gewusst, was passiert. Jetzt gehe ich mit einem großen Stück Gewissheit nach Hause", betont Redding.

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