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Kämpfe unter Kollegen

Ganz normaler Wettbewerb? Oder unkollegiales Verhalten? Ein Handwerksmeister mahnt andere Betriebe ab, deren Ebay-Verkäufe „wettbewerbsrechtlich nicht sauber“ sind. Der Fall sorgt auch deshalb für Diskussionen, weil der Mann im Vorstand der Kieler SHK-Innung sitzt.

Ganz normaler Wettbewerb? Oder unkollegiales Verhalten? Ein Handwerksmeister mahnt andere Betriebe ab, deren Ebay-Verkäufe wettbewerbsrechtlich nicht sauber sind. Der Fall sorgt auch deshalb für Diskussionen, weil der Mann im Vorstand der Kieler SHK-Innung sitzt.

Bernd Rieke hat seine Nische gefunden. Der Heizungsbau- und Lüftungsmeister aus Rahden (nahe Minden) vertreibt über Ebay solarthermische Anlagen bundesweit. Ein 21,4 Quadratmeter-System kostet bei ihm 12.499 Euro inklusive Montage in Deutschland. Für sein Marketing sei das Internet eine grandiose Angelegenheit, freut sich Rieke. Allerdings ist seine Freude getrübt, seit er Post von einer Kieler Anwaltskanzlei bekommen hat. Seite um Seite kann Rieke in dem Schreiben nachlesen, dass er unter seinem Ebay-Alias der-bau-profi für unlauteren Wettbewerb gesorgt hat.

Die Folge: Er musste nicht nur eine strafbewehrte Unterlassungserklärung unterschreiben, sondern auch die Rechnung der Anwälte zahlen. Dennoch sind es nicht die 859,80 Euro, die Rieke aufregen: Wenn ich bei einem Kollegen einen Fehler entdecke, dann weise ich ihn darauf hin. Aber ich schicke ihm bestimmt keine Juristen auf den Hals. Dass der Handwerksmeister, der ihn abgemahnt hat, im Vorstand einer Innung sitzt, bringt aus seiner Sicht das Fass zum Überlaufen: Müsste der Mann mich nicht unterstützen? Schließlich bin ich selbst Innungs-Mitglied.

Ich schütze die Branche

Gerade weil ich mich für meine Innung engagiere, schütze ich die Branche, entgegnet Tim Rehder. Er ist ein alter Hase der SHK-Szene, seine Heizungsmarkt GmbH in Kiel gibt es seit 35 Jahren, im Netz verkauft er Produkte "vom Ventil bis zur Komplettanlage" unter www.heizungsmarkt.de. Es sei ein Unding, sagt Rehder, dass jeder, der zwar einen Computer und einen Telefonanschluss, aber keine weiteren Kosten habe, Fachartikel online verkaufen könne.

Sein Markt stehe voll mit Leuten, die zuvor bei Anbietern zugeschlagen hatten, die mit zwei Prozent Marge auskommen: Die beraten aber auch nicht, haben keinen Ladenverkauf, die haben nur einen Rechner. Und die Probleme der Kunden beim Einbau müssen wir ausbaden. Den Endverbrauchern, die von ihrem Rückgaberecht Gebrauch machen wollten, würden von den Billig-Anbietern aus dem weltweiten Netz all zu oft Steine in den Weg gelegt werden.

Rieke ist seit 1989 selbstständig. Er beschäftigt sechs Mitarbeiter. In seinen Ebay-Angeboten steht die Telefonnumer seines Betriebes in riesigen Ziffern. Und darunter: Wir sind ein Heizungsbaufachbetrieb und wissen, worüber wir reden. Er habe in seiner kompletten Laufbahn noch keinen Kunden im Regen stehen lassen, sagt Rieke.

Allerdings sei es ungemein schwierig und aufwändig, bei den umfangreichen Angebotstexten im Internet jeden nur möglichen Aspekt zu berücksichtigen und alles richtig zu machen. Beim Paketporto sei es beispielsweise ein Unterschied, ob Waren nach Holland oder nach Portugal geschickt werden müssten: Ich bin unter anderem dafür abgemahnt worden, dass der Kunde nicht in der Lage sei, die Versandkosten auf einen Blick zu erfassen.

Wie viele Betriebe haben bislang eigentlich Post von den Heizungsmarkt-Anwälten bekommen? Das ist irrelevant, antwortet Rehder. Wenn er einen Mitbewerber erwische, der gegen das Wettbewerbsrecht verstoße, dann sei das Gesetz auf seiner Seite: Das ist mein Recht. Neben einer Menge Arbeit habe ich im Prinzip ja nichts davon aber ich kriege die Leute dazu, dass sie sich in Zukunft vernünftig verhalten.

Zu den Ebay-Verkäufern, bei denen Rehder und seine Anwälte ungenügende Klauseln in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen oder andere Fehler entdeckt haben, gehört der SHK-Meister Marc Husmann. Er ist Existenzgründer in Versmold (Landkreis Gütersloh), deshalb verursachen ihm die 859,80 Euro heftigere Schmerzen als bei Rieke.

Nach seiner Meisterprüfung im vergangenen Jahr hat er nebenbei "überschüssige Ware" verkauft: Vor allem Ölbrenner, aber auch nur zehn oder elf jedenfalls bin ich ganz bestimmt kein Konkurrent des Heizungsmarktes. Rehder müsse sich schon fragen lassen, was er davon hat, kleinen Betrieben das Leben schwer zu machen: Ich kann mir nicht vorstellen, dass das im Sinne der Innung ist.

Ein Anruf beim Obermeister der Kieler SHK-Innung bestätigt diese Einschätzung. Dass die Leute sauer sind, kann ich gut nachvollziehen, sagt Klaus Lischewski. Es sei nicht die Aufgabe eines Handwerksbetriebes, andere Kollegen abzumahnen: Ich werde mit Tim Rehder sprechen. Ein Ergebnis dieser Unterhaltung war bei Redaktionsschluss noch nicht bekannt. Fortsetzung folgt.

Informationen zum Thema:

Abwehrstrategie gegen Abmahner

(sfk)

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