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Was der Nachwuchs erwartet

Kein Samstag! Keine Überstunden!

Möchten Sie junge Gesellen einstellen? Bilden Sie aus? Dann könnte es sein, dass Sie Ihre Erwartungshaltung ein wenig krümmen müssen.

Falls in Ihrer Vorstellung ein Azubi nach 16 Uhr auf der Baustelle oder in der Werkstatt steht: Haken Sie’s ab.

Falls Sie in Ihrer Vorstellung einen Azubi sehen, der am Samstag arbeitet: abhaken.

Oder falls Sie hoffen, dass Sie einem Azubi Überstunden aufdrücken können: abhaken. Und wenn wir schon einmal dabei sind, für Gesellen gilt das genauso.

Jetzt könnten Sie einwenden, dass Ihre Auftragsbücher voll sind. Dass die Kunden dann ja noch länger darauf warten müssten, bis sie in ihren schicken neuen Badezimmern duschen oder in den neuen Küchen essen können. Stimmt. Aber damit werden Ihre Kunden leben müssen.

Wie wir darauf kommen? Die Kreishandwerkerschaft Mittelsachsen hat erkannt, dass der „Stellenwert von Arbeit in der Lebensphilosophie der Menschen nachgelassen“ hat. In der Tageszeitung „Freie Presse“ denkt Kreishandwerksmeister Jürgen Endmann über neue Strategien nach, mit denen er Jugendliche von einer Zukunft im Handwerk überzeugen kann.

Laut Freie Presse sind allein im Landkreis Mittelsachsen 500 Lehrstellen unbesetzt. „Es sieht vor allem im Sektor der Sanitär- und Heizungstechnik sehr schlecht aus, aber auch Elektriker und Frisöre werden händeringend gesucht", sagt Endmann. Dabei reiche die Zahl der jungen Leute prinzipiell aus, es gebe genügend Jugendliche, die eine Ausbildung beginnen könnten. Nur: „Das Problem ist der schlechte Ruf des Handwerks.“

Und dann kommt er zu der Erkenntnis, die sehr wahrscheinlich nicht nur in Mittelsachsen Gültigkeit besitzt: „Gerade die neuen Generationen von Handwerkern wollen ab 16 Uhr bei der Familie sein und auch nicht mehr samstags arbeiten."

Das Handwerk benötige „neue Anreize“ und „andere Ideen“. Beispielsweise könnten Betriebe die Arbeitskleidung der Azubis waschen und bereitlegen. Die Jugendlichen müssten ganz einfach erkennen, dass sie im Handwerk „keine Arbeiter zweiter Klasse“ seien.

Können Sie die Gedanken des Kreishandwerksmeisters nachvollziehen? Oder ist das alles schon seit Jahren Realität? Mit welchen Anreizen können die Betriebe Jugendliche von einem Leben im und mit dem Handwerk überzeugen? Schreiben Sie der Redaktion!

(sfk)

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