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Strategie

Aktuelle Zahlen: Nachfolger dringend gesucht

Schwieriger Generationswechsel im Mittelstand: Die Zahl möglicher Nachfolgekandidaten sinkt. Viele Inhaber denken an Betriebsschließung. Und wie ist die Lage im Handwerk?

Auf einen Blick:

  • Rund 13 Prozent der deutschen Handwerksunternehmen sollen in den kommenden fünf Jahren an einen Nachfolger übergeben werden. Das geht aus dem KfW-Mittelstandspanel 2017 hervor. Gut die Hälfte der Betriebe hat einen ernsthaften Nachfolgekandidaten gefunden.
  • Mehr als 41 Prozent aller Kleinstunternehmen mit weniger als fünf Mitarbeitern planen eine Betriebsaufgabe. Im Handwerk ist das für 20 Prozent der betroffenen Betriebe eine Option.
  • Die Daten geben auch Aufschluss über die favorisierten Nachfolger: Familienmitglieder sind nach wie vor die beliebtesten Kandidaten, gefolgt von externen Kaufinteressenten und derzeitigen Mitarbeitern.
  • Die Zahl der Existenzgründer, die als externe Käufer in Frage kommen, ist allerdings gesunken.

Für viele Mittelständler wird die Zeit knapp: Allein in den kommenden beiden Jahren – also bis Ende 2019 – wollen rund 236.000 Inhaber das Schicksal ihres Unternehmens in andere Hände geben. 42 Prozent von ihnen waren 2017 noch auf der Suche nach einem Nachfolger. Das heißt: 99.000 kleine und mittlere Unternehmen (KMU) standen noch ohne eine Nachfolgelösung da und führten auch noch keine konkreten Verhandlungen mit Interessenten. Das geht aus einer Sonderauswertung des Mittelstandspanels 2017 der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zum bevorstehenden Generationswechsel hervor. An der repräsentativen Befragung nahmen etwa 11.043 Unternehmen teil, darunter 4.371 Handwerksbetriebe.

Übergabe bis 2022: Knapp die Hälfte der Handwerksfirmen sucht noch

Alleine im Handwerk planen rund 13 Prozent der Inhaber bis zum Jahr 2022 eine Nachfolge – das entspricht hochgerechnet etwa 130.000 Betriebe. Um die 45 Prozent davon gaben an, noch keinen Nachfolger gefunden zu haben. Die anderen führten zum Befragungszeitpunkt konkrete Verhandlungen oder hatten diese bereits erfolgreich abgeschlossen. Grundsätzlich streben rund 37 Prozent der befragten Handwerksunternehmen eine Nachfolge an, 43 Prozent haben sich noch keine Gedanken zum Fortbestand ihrer Firma gemacht.

Stilllegung ist für viele eine Option

Die Stilllegung des Betriebs ist für viele Inhaber eine ernsthafte Option. Im Handwerk favorisieren 20 Prozent diesen Weg.

Im Mittelstand insgesamt neigen Kleinstunternehmen eher zu einer Stilllegung als größere Firmen: 41 Prozent der Kleinstunternehmen mit weniger als fünf Mitarbeitern gaben an, eine Betriebsaufgabe vorzusehen. Zum Vergleich: Bei Firmen mit 50 und mehr Beschäftigten tendieren fünf Prozent zu einer Stilllegung.

Wie dringend Nachfolger gebraucht werden, verdeutlichen auch Daten zum Ruhestandsalter im Mittelstand: Ein Viertel der Inhaber wird zum geplanten Rückzugszeitpunkt bereits 72 Jahre oder älter sein. Und jeder zehnte wird dann sogar 77 Jahre oder älter sein. Dabei ist es laut KfW unerheblich, ob eine Nachfolge oder eine Stilllegung vorgesehen ist.

Wunschnachfolger: Wen die Betriebe auf dem Radar haben

Doch wen nehmen die Handwerksunternehmer überhaupt als Nachfolger ins Visier? Mehr als die Hälfte möchte das Unternehmen nach dem eigenen Rückzug in den Händen von Familienmitgliedern wissen, nämlich 52 Prozent. Externe Käufer, die das gesamte Unternehmen übernehmen oder sich daran beteiligen, können sich immerhin 42 Prozent der Inhaber vorstellen. Aktuelle Miteigentümer ziehen 24 Prozent der Firmenchefs als Nachfolger in Betracht.

Die Planung einer Übergabe an einen derzeitigen Mitarbeiter ist im Handwerk mit 33 Prozent deutlich stärker ausgeprägt als im Gesamtmittelstand, wo sich 25 Prozent eine solche Lösung vorstellen können. Bei allen anderen Nachfolgevarianten sind die Unterschiede gering, sie betragen zwischen null und drei Prozent.

Nachfrageseite: Sinkende Zahl an Übernahmewilligen

Dem steigenden Angebot an zu verkaufenden Betrieben steht im Mittelstand insgesamt eine sinkende Nachfrage gegenüber: Die Zahl der nachrückenden Existenzgründer, die als externe Käufer in Frage kommen könnten, ist von über 1,5 Millionen im Jahr 2001 auf nur noch 672.000 im Jahr 2016 gesunken. Zu stark sei der Absorptionseffekt des dynamischen Arbeitsmarktes gewesen, heißt es dazu in der Sonderauswertung des KfW-Mittelstandspanels.

Im Klartext: Es gibt viele attraktive Jobangebote, die Fachkräfte vom Schritt in die Selbstständigkeit abhalten. Rund drei Viertel, nämlich 518.000 der 672.000 Existenzgründer haben es 2016 vorgezogen, neu zu gründen statt auf bestehende Strukturen zurückzugreifen.

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