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Beteiligung

Kleiner Hebel mit großer Wirkung

Frisches Geld für neue Ideen: Auch Handwerksbetriebe haben eine Chance, Beteiligungskapital für sich zu gewinnen. Einem Tischlermeister eröffnet die Kapitalspritze nun ganz neue Märkte.

von Jörg Wiebking

HEs wird investiert, und das nicht zu knapp – rund 1,6 Milliarden Euro steckte Beteiligungsgesellschaften alleine im dritten Quartal 2007 in die deutsche Wirtschaft, vermeldet der Bundesverband Deutscher Kapitalgesellschaften. Handwerksbetriebe bekommen davon allerdings wenig zu spüren. "Echte Beteiligungen sind die absolute Ausnahme", berichtet Finanzierungsexperte Wolfgang Miethke von der Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen. Das liege nicht nur an der Skepsis gegenüber neuen Partnern, sondern auch an den Größenordnungen, die für solche Investoren interessant sind: Durchschnittlich 4,9 Millionen Euro steckten sie in jedes ihre Engagements.“Kleine Beteiligungen sind viel schwerer zu finden", berichtet Miethke.

Dabei sind es gerade die kleineren Beteiligungen, die Handwerkern die gesamte Finanzierung erleichtern können. Diese Erfahrung machte auch Tischlermeister Bernd S.: Erst “ein mittlerer fünfstelliger Betrag" von einer Beteiligungsgesellschaft hat ihm bei seiner Bank einen Kredit verschafft. Zunächst wollten die Banker seinem Vorhaben nichts wissen, mit seinen selbst entwickelten schmalen Fensterprofilen mit filigranen Verzierungen einen neuen Markt zu erschließen.“Ich habe da etwas mit einem riesigen Bedarf im Auge", berichtet der 47-Jährige. Die Bank überzeugte der Businessplan zunächst nicht, doch dafür den Investor – und nach dessen Zusage stieg auch die Bank endlich ein. Dass jetzt ein Teil seines Zwölf-Mann-Unternehmens einem Investor gehört, der regelmäßig Einblick in Entscheidungen und Bilanzen verlangt, stört S. nicht: “Bei der Bank wäre ich nicht weniger abhängig – dass ich jetzt noch eine zweite Meinung einholen muss, ist für mich nicht nachteilig."

Die zweite Meinung, die nun zählt, ist die von Franco Mathias von der HCM Capital Management Ltd. (www.hcminfo.de)in Quickborn. Mathias hat sich auf die Beratung und Finanzierung kleiner und mittlerer Unternehmen spezialisiert.“Wir konzentrieren uns auf Beteiligungen zwischen 10000 und 100.000 Euro", berichtet er. In diesem Bereich gebe es kaum Angebote, dabei könnten schon kleinere Anschubfinanzierungen eine große Hebelwirkung entfalten: Banken bevorzugten gerade im Handwerk eine breitere Verteilung des Risikos, bevor eine Kreditentscheidung gefällt wird. Es gehe um ein „Signal, dass andere bereit sind, ein Risiko einzugehen, bevor sie sich beteiligen. Da können ein paar Tausend Euro zu einem ausschlaggebenden Baustein in der Finanzierung werden", erläutert Mathias. Denn das Eigenkapital vom Investor erhöht nicht nur die Liquidität, sondern auch das Rating und die Bonität. HCM investiert selbst oder vermittelt und bündelt Gelder privater Investoren. Das hat allerdings einen Preis: Tischlermeister S. zahlt für seine Beteiligung zehn Prozent jährlich fest, inklusive Gewinnbeteiligung werden es 15 bis 17 Prozent. Hinzu kommt ein Beraterhonorar, denn die HCM verbindet ihre Investition mit betriebswirtschaftlichem Rat.“Keine Beratung – keine Beteiligung, nur so können wir sicher gehen, dass wir gut investieren", betont HCM-Chef Mathias.

Prüfen Sie Ihre Beteiligungsoptionen

  • Herr im Haus: Informations- und Mitwirkungsrechte von Beteiligungsgesellschaften müssen vorab geregelt werden. Die meisten Beteiligungsgeber streben in der Regel nur Minderheitsbeteiligungen an, Entscheidungen obliegen weiter dem Unternehmer. Vor allem bei kleineren Beteiligungen sollten Inhaber das Heft nicht aus der Hand geben, rät Wolfgang Miethke von der Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachen. Allerdings lebt eine Beteiligung von einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit und einem regelmäßigen Informationsaustausch.
  • Investoren: Beteiligungsgeber gibt es viele. „Schwierig ist es nur, den passenden zu finden“, betont Miethke. Kontakte finden sich im Internet, zum Beispiel in der Beteiligungsbörse für den Mittelstand der niedersächsischen NBank
  • Informationen: Ganz genau wollen Investoren alles wissen. Businessplan, Bilanzen, BWAs, Kundenstruktur und Unternehmensorganisation sind nur die wichtigsten Punkte auf einer langen Liste. Umgekehrt sollten Handwerker ihren potenziellen Investoren auf den Zahn fühlen, rät Miethke: Wirtschaftsauskunfteien und Hausbank seien die ersten Anlaufstellen für solche Informationen.
  • Alternativen prüfen: Gerade bei kleineren Beteiligungen sollten Handwerker überlegen, ob es innerhalb von Familie oder Freundeskreis potenzielle Geldgeber gibt. „Wenn die Zinsen in der Familie bleiben, kann das ein kleines Steuersparmodell werden“, sagt Miethke.

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