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Existenzgründung

Kreditvergabe – Was bringt der Meisterbrief?

Existenzgründer im Handwerk haben es schwer. Besonders die Finanzierung stellt sie vor Herausforderungen. Diese Erfahrungen sammeln zunehmend auch Unternehmer, die sich in Gewerken ohne Meisterzwang selbstständig machen. Erleichert der Meistebrief den Zugang zu Krediten? handwerk.com hat nachgefragt.

Existenzgründer im Handwerk haben es schwer. Besonders die Finanzierung des neuen Betriebes stellt sie vor Herausforderungen. Diese Erfahrungen sammeln zunehmend auch Unternehmer, die sich in Gewerken ohne Meisterzwang selbstständig machen. Doch einer schwört auf den Meisterbrief: Dieter Philipp, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, betonte in einem Interview, bei der Kreditvergabe habe "der Meisterbrief bei Sparkassen und Volksbanken einen ganz hohen Stellenwert". Doch wie sieht das in der Praxis aus? handwerk.com hat nachgefragt.

Konzept und Persönlichkeit müssen überzeugen

"Diese Frage kann pauschal nicht beantwortet werden", meint Segelke Niebuhr vom Genossenschaftsverband Norddeutschland, Abteilung Bankwirtschaft. "Der Meisterbrief gehört sicher zur persönlichen Qualifikation, ist aber bei der Kreditvergabe nur ein Teilaspekt. Wichtig ist, dass das Konzept tragfähig ist." Auch die Sparkassen geben sich moderat: "Bei uns gelten vier Kriterien für die Vergabe von Krediten: Persönlichkeit (beruflicher Werdegang), Vorhaben, Ertragsvorschau und Investitionsplan. Entscheidend ist: Ist die Person geeignet? Der Meisterbrief stellt hierbei lediglich eine Zusatzqualifikation dar", sagt Wilfried Rabe, Spezialberater für Existenzgründung bei der Sparkasse Hannover.

Auch Großbanken achten mehr auf die gesamte fachliche Qualifikation. "Die Vergabe erfolgt immer über die individuelle Betrachtung der gesamten persönlichen und fachlichen Eignung", erläutert Andreas Bartels, Pressesprecher der Deutschen Bank. Vor allem komme es auf ein gut ausgearbeitetes Geschäftsmodell an. Allerdings könne der Meisterbrief "den Zugang zu Krediten erleichtern".

Bei der Commerzbank weist man auf eine mögliche Abhängigkeit hin: "Kommt ein Betriebsgründer zu uns, der einen Meister einstellen muss, um das Gewerk auszuüben, fließt diese Abhängigkeit natürlich negativ in die Kredit-Beurteilung ein. Denn was passiert, wenn der Meister kündigt?" fragt Pressereferentin Beate Schlosser.

Förderbanken machen keinen Unterschied

Geld gibt es nicht nur bei den Banken. Auch Förderprogramme in Form von zinsgünstigen Darlehen können Gründern den Start erleichtern. Der Meisterbrief spiele dabei keine Rolle, heißt es zum Beispiel bei der Förderbank des Landes Niedersachsen, der NBank in Hannover. Jan Buchholz, Berater bei der Nbank, meint: "Ist die Branche förderungswürdig, wird gefördert mit oder ohne Meisterbrief." Allerdings komme es auf die Entscheidung der Hausbank an, über die die Anfrage bei der NBank läuft.

Auch bei den Förderprogrammen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) spiele der Meisterbrief keine Rolle, erklärte eine KfW-Sprecherin gegenüber handwerk.com. Etwas andere Erfahrungen hat Ansgar Göbel, Existenzgründungsberater der Handwerkskammer Osnabrück-Emsland, mit der KfW gemacht. Zwar bestätigt er: "Grundsätzlich sind die Bedingungen für beide Gruppen - mit und ohne Meisterbrief - gleich." Doch beim Förderprogramm Unternehmerkapital für Gründung "verlangt die KfW den Nachweis des Meisterbriefes", weiß Göbel. Der Grund liegt in der Sicherheit: Dieser Kredit fordert keine Sicherheiten vom Kreditnehmer. Deshalb stellt der Meisterbrief eine fachliche Absicherung dar. Auch sonst ist für Göbel der Meisterbrief auch bei Krediten in jedem Fall ein Pluspunkt bei der Kreditvergabe.

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