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Handwerksordnung

Künftig noch 41 Meister

Bundestag und Bundesrat haben der Novellierung der Handwerksordnung (HwO) erwartungsgemäß zugestimmt. Damit entfällt künftig in 53 Gewerken die Bindung der Unternehmensgründung an den Meisterbrief.

Das Handwerk attestiert dem nach langem Ringen im Vermittlungsausschuss gefundenen Kompromiss durchaus positive Aspekte. Gleichwohl bleiben aber Defizite vorhanden, betont der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, Dieter Philipp.

Der Bundesverband des Goldschmiedehandwerks erwägt indes eine Verfassungsklage gegen das Procedere, denn eine Begründung warum beispielsweise das Goldschmiedehandwerk nicht länger an den Großen Befähigungsnachweis gebunden ist, habe der Gesetzgeber bis heute nicht gegeben, betont Hans J- Wiegleb, Präsident des Zentralverbandes der Deutschen Goldschmiede, Silberschmiede und Juweliere, auf Nachfrage von handwerk.com.

Im Vergleich zu den ursprünglichen Entwürfen der Bundesregierung konnten im Verfahren der vergangenen Wochen erhebliche Verbesserungen verankert werden, sagt Philipp. "Allerdings weisen die Gesetze zur Handwerksordnung nach wie vor schwerwiegende Defizite auf, die eine erfolgreiche Entwicklung des Wirtschaftsbereiches behindern und die insbesondere die wichtige Rolle des Handwerks für die berufliche Qualifizierung in Deutschland für die Zukunft erschweren", meint der ZDH-Präsident. Dies sei angesichts der wachsenden Bedeutung von Bildung und Qualifizierung im weltweiten Wettbewerb um so unverständlicher.

Kontraproduktiv wirke zudem die "Dequalifizierungspolitik", die mit der Loslösung Meisterbrief in den einzelnen Gewerken betrieben wird, meint Philipp. "Natürlich fühlen wir uns zurückgesetzt", bestätigt Wiegleb. Er fordert den Gesetzgeber auf, zu erklären, warum die Goldschmiede künftig keinen Meisterbrief mehr benötigen, um einen Betrieb zu gründen. Bleibt diese Erklärung aus, sieht der Verband die Verfassung verletzt und erwägt, Klage zu erheben.

Auf heftige Kritik stößt beim ZDH, dass bei der so genannten Altgesellenregelung das Prinzip der geprüften Qualifikation durchbrochen wird.

Im Hinblick auf die neuen Kleinunternehmer wird das Handwerk seine Anstrengungen danach ausrichten, ihnen durch Qualifizierung eine Perspektive zu geben und eine Grundlage, sich zu stabilen mittelständischen Betrieben zu entwickeln, kündigt Philipp an. Die Organisationen des Handwerks würden jetzt alles daran setzen, die Einheit des Handwerks als Wirtschaftsbereich zu sichern.

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