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Was für ein Spaß

Lukratives Hobby: Grünstromproduzent

Wissen Sie, was eindeutig für eine Photovoltaikanlage auf Ihrem Betrieb oder Haus spricht? Also mal abgesehen von der Rendite? Der Faktor Spaß! Den eigenen Strom produzieren – das kann förmlich zum Hobby werden. Ein Beispiel.

Rein äußerlich unterscheidet sich das Autohaus Langenstraßen in Laatzen bei Hannover kaum von anderen Toyota-Verkaufsplätzen. Ein Arrangement von Neu- und Gebrauchtwagen bildet parallele Gassen auf einer mittelgroßen Parkfläche, und im angrenzenden Ausstellungsraum sind die neuesten Modelle zwischen Schaufenstern und Indoor-Teich in Szene gesetzt.

Was man nicht sieht: Das Autohaus ist ein wahrer Grünstromgigant. Auf seinen drei Dachebenen erzeugen 268 Solarmodule auf einer Fläche von 1.800 Quadratmeter bis zu 63 Kilowatt Energie in der Stunde – genug um ein Elektroauto gut 400 Kilometer weit fahren zu lassen.

„Den Ausschlag für die Investition hat ein Energieberater gegeben“, sagt Astrid Langenstraßen. Sie leitet das Autohaus zusammen mit ihrem Bruder Frank Langenstraßen seit 16 Jahren. Der Energieberater hat mögliche Effizienzmaßnahmen geprüft und die Geschwister so erstmals für das Thema sensibilisiert.

Angefixt: Die Grünstromproduktion macht süchtig – lesen Sie Seite 2

Mitfiebern mit den Solarerträgen

Daraufhin begann Astrid Langenstraßen sich intensiv mit dem Thema zu beschäftigen, holte von vielen Firmen Angebote ein. Ein paar Monate später war die Wunschanlage am Netz. Seither arbeitet sie problemlos. Man muss sich nicht um sie kümmern und tut es aus Neugier doch immer wieder. „Alle paar Tage checken wir online, wie viel Strom die Anlage schon produziert hat“, sagt Astrid Langenstraßen.

„Wenn die Sonne scheint, freut man sich jetzt doppelt“, sagt auch Frank Langenstraßen. Das Mitfiebern um die Sonnenstunden hat selbst den Vater der beiden angesteckt. Der wohnt über dem Autohaus und hat von der Dachterrasse aus freie Sicht auf die Anlage. Die Ertragsdaten holt er sich, wie auch Frank Langenstraßen, per App auf das Smartphone – regelmäßig – ganz egal, wo er gerade ist: „Letzte Woche kommentierte er die super Ertragsdaten der Anlage für diesen Monat. Per SMS aus dem Urlaub“, sagt Frank Langenstraßen.

Dass die Module zudem einiges aushalten, wissen die Geschwister Langenstraßen seit Ende Juli, als golfballgroße Hagelkörner die Stadt übersät haben. „Zuerst haben wir die Autos kontrolliert, dann kam schon die Solar-Anlage“, sagt Frank Langenstraßen. Die Solarstrommodule haben die Naturgewalt anders als die PKW-Karrosserien ohne Schaden überstanden. Einzig die Aluminiumwände des Montagesystems sind mit Dellen übersät.

Seite 3: Wenn Grünstrom den Ehrgeiz weckt, wird Energiesparen zum Sport.

Wettbewerb um die Energieeffizienz

Heute deckt die Anlage den Strombedarf des Autohauses inklusive der Service-Werkstatt zu über 40 Prozent. „Wir wollen den Eigenverbrauch jetzt noch weiter erhöhen“, sagt Astrid Langenstraßen. Vor allem über Energiesparmaßnahmen: In der Service-Werkstatt testen die Inhaber gerade wie gut sich LED-Lampen als Ersatz für die Leuchtstoffröhren eignen. Mit verblüffendem Zwischenergebnis: „Die LEDs verbrauchen nicht nur weniger Strom, sondern liefern sogar eine bessere Lichtausbeute“, kommentiert Astrid Langenstraßen.

Für die indirekte Beleuchtung im Ausstellungsraum eignete sich die Technik dagegen nicht. Hierfür und für die Freifläche setzen die Geschwister auf ein anderes Sparkonzept. Es basiert auf einer einfachen Frage: Wann ist eine Beleuchtung der Flächen tatsächlich sinnvoll? Nun regeln Zeitschaltuhren jahreszeitabhängig, wann die Lichter ausgehen dürfen.

Das erweiterte Bewusstsein zum Energiesparen hat sich für die Geschwister zum Sport entwickelt. Und den haben sie sogar schon auf die Kunden übertragen. „Letztes Jahr haben wir eine kleine Spritsparmeisterschaft unter den Fahrern unserer Hybridfahrzeuge veranstaltet“, sagt Frank Langenstraßen. Die Kunden des Autohauses nahmen daran mit ihren eigenen Hybridwagen teil.

Die Top 20 wurden auf einer Schautafel ausgehängt – der sparsamste Fahrer schaffte es auf 3,2 Liter Benzinverbrauch pro 100 Kilometer. Der geringe Verbrauch wird bei den Hybridfahrzeugen ermöglicht, weil hier ein zusätzlicher Elektromotor den Otto-Motor unterstützt. Dieses Konzept hat Toyota mit dem Prius bereits 1997 als ersten Serien-Hybrid auf den Markt gebracht. Geladen wird der Elektroantrieb bei vielen Modellen nicht über die Steckdose, sondern einfach während der Fahrt mit dem Otto-Motor.
(Denny Gille)

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