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Bauträger

Mängel auf beiden Seiten

Die Mehrzahl der Bauherren und Bauträger nutzt die Gesetze für sich aus, um Geld einzusparen, sagt der Baurechtsexperte Herbert Lemmer. Die Schlussfolgerung: Bauhandwerker müssen sich professioneller absichern.

Bauträger und Handwerker: Kaum eine Geschäftsbeziehung ist problematischer. Die jüngsten Vorwürfe gegen ein Immobilienunternehmen aus dem Großraum Hannover ließen die Redaktion aufhorchen. Die Handwerkerin Ute Müller (Name von der Red. geändert) hatte eine lange Liste mit Betrieben vorgelegt, die "alle nach dem selben Muster über den Tisch gezogen" worden seien: "Muss so ein Bauträger nicht an den Pranger gestellt werden?" Die Suche nach der Antwort auf diese Frage verlief anders, als zunächst gedacht.

Hubert Schulz (Name von der Red. geändert) ist der Chef des Immobilienunternehmens, das nicht gezahlt haben soll. Als die Redaktion ihn mit den Anfeindungen konfrontiert, reagiert er erwartungsgemäß verärgert. Doch der Grund für seine Gereiztheit überrascht: Schulz hatte vor zwei Wochen einen handwerk.com-Artikel quasi als Drohbrief erhalten.

In dem Text mit der Überschrift "Mahnung mit aller Gewalt" hatte die Redaktion über die zweifelhaften Methoden selbst ernannter Geldeintreiber berichtet dem so genannten Russischen Inkasso. Dem Zeitungsausschnitt war auch ein kurzes Anschreiben beigefügt: "Das kann auf Sie zukommen." Seine Frau, sagt Schulz, habe schon Angst alleine vor die Tür zu gehen.

"Eine Menge Ärger"

Dennoch stellt sich eine Frage: Hätte sich Schulz den Stress ersparen können, wenn er seine Auftragnehmer pünktlich bezahlt hätte? "Es gibt natürlich Probleme, wenn Handwerker ihr Geld verlangen, Gerichte und Gutachter aber schon massive Mängel bestätigt haben", antwortet Schulz. Er bestätigt, dass sein Unternehmen in der Vergangenheit eine Menge Ärger mit kleinen Betrieben hatte: "Aber da ging es um ganz eindeutigen Pfusch der Handwerker. Wenn Sie mögen, gewähre ich Ihnen Einsicht in die Akten."

"Es ist doch kein Zufall, dass so viele Bauhandwerker auf ihr Geld vom selben Unternehmen warten", entgegnet Müller. Der Bauvertragsexperte Herbert Lemmer, Professor der Fachhochschule Holzminden, lässt diesen Einwand nicht gelten. Die Betriebe müssten wissen, dass die Mehrzahl der Bauherren und Bauträger die Gesetze ausnutzen, um Geld einzusparen: "Ohne Fortbildung im Vertragsrecht läuft da nichts."

Häufig hätten Betriebsinhaber, die ihn um Hilfe bitten würden, noch nicht einmal die Verträge vernünftig durchgelesen, unter denen ihre eigene Unterschrift stehe, sagt Lemmer. Er gibt "vielen bauhandwerklichen Betrieben im grundlegenden Fach der Betriebsführung" schlechte Noten: "Wie schreibt man Rechnungen, wie verhandelt man, wie gestaltet man Verträge das ist Basiswissen, das ganz einfach vernachlässigt wird."

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