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Mängelrügen: Es geht noch dümmer

Der Tischlermeister Thomas Richter-Mendau geht davon aus, dass er Deutschlands "allerdümmste Mängelrüge vermelden" kann. Und das ist alles andere als komisch.

Es ist nicht das erste Mal, dass ihn die öffentliche Hand abgewatscht hat, doch die aktuelle Ohrfeige trifft ihn besonders hart. Einer Stadt in Brandenburg haben Richter-Mendaus Leute folgende Bestellung geliefert: weiß grundierte Holztüren. Danach haben Maler die Türen #150; wie vereinbart #150; mit einem senffarbenen Deckanstrich lackiert.

Die Baubeamten haben dann folgenden Mangel entdeckt: "Keine Holzstruktur sichtbar." Nach langer Prüfung seiner Rechnung habe die Stadt ihm jetzt stolze 48,20 Euro überwiesen. 48,20 Euro einer fünfstelligen Auftragssumme. Ein Schock.

Dass er sich mit "so einem Blödsinn" abplagen und über "fachlich überforderte Beamte" ärgern muss, habe vor allem zwei Gründe.

Viele Staatshochbauämter seien personell ausgedünnt: "Und wenn ein Mitarbeiter entlassen wird, geht in der Regel der Gute #150; die Unflexiblen bleiben."

Die Bauämter hätten kein Geld, mit dem sie Planer oder Architekten bezahlen könnten: "Also ziehen sich die Sachbearbeiter das selber auf den Schreibtisch und wollen in jedem Gewerk mitreden." Fachliche Argumente auf der Basis der VOB oder DIN-Normen oder den Regeln der Technik würden ganz einfach verpuffen.

Im Nachhinein sei er natürlich schlauer, sagt Richter-Mendau. Eigentlich sei ihm ja bewusst gewesen, dass die öffentliche Hand einerseits miserabel zahle und andererseits extreme Anforderungen an die Auftragnehmer stelle. Die aktuelle Mängelrüge übertreffe aber alles bisher Erlebte. Welche Lehre zieht er für die Zukunft? "Ich muss und werde mir meine Kunden genauer aussuchen."

(sfk)

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