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Mobbing

Mobbing – teurer Terror im Betrieb

Kleinkriege am Arbeitsplatz sind ein Tabu-Thema. Doch auch im Handwerk führen persönliche Feldzüge zu hohen Krankenständen und sinkender Produktivität.

In der hannoverschen Mobbingberatungsstelle klingelt das Telefon. Am Apparat: Ein Handwerksgeselle, der mit den Nerven am Ende ist. Erst habe er den Betrieb mit aufgebaut und nun sei er nur noch Luft für Chef und Kollegen selbst bei den Arbeitsaufträgen. "In der Werkstatt herrscht Betriebsamkeit, und mich lässt man seit Wochen dumpf an meinem Platz versauern und spottet auch noch über meine angebliche Faulheit", berichtet er. Lediglich zu Hilfstätigkeiten wie dem Fegen des Hofs werde er noch abkommandiert. Nun sehe er keinen anderen Ausweg als die Kündigung.

"Fälle wie dieser sind kein Einzelfall", weiß Beate von Eisenhart-Rothe als Leiterin der Beratungsstelle. Ein bis zweimal im Monat wählten Handwerker die Nummer der Hotline. Gerade in wirtschaftlich angespannten Zeiten stehe Mobbing unter Kollegen auf der Tagesordnung und komme den Unternehmen teuer zu stehen. Zusätzliche Kosten entstünden vor allem durch eine Minderung der Arbeitsqualität, Störungen der Betriebsabläufe, Gerichtsverfahren sowie langwierige Fehlzeiten. "Psychisch bedingte Erkrankungen machen allein im niedersächsischen Handwerk 4,4 Prozent aller Fehltage aus. Gegenüber dem Jahr 1999 ist das ein Anstieg von rund 70 Prozent", berichtet Karl-Heinz Günster, Pressesprecher des Landesverbandes der niedersächsischen Innungskrankenkasse.

Doch wer mobbt wen und vor allem warum? Licht ins Dunkel bringt der Mobbing-Report der Sozialforschungsstelle Dortmund. Die Studie entlarvt insbesondere die mangelnde Kritikfähigkeit von Vorgesetzten und Mitarbeitern als gewichtigen Mobbing-Auslöser. "Die unerwünscht Kritisierten fühlen sich häufig selbst in Frage gestellt und wittern Konkurrenz, Diskreditierung oder Entmachtung", fasst die Sozialforscherin Bärbel Meschkutat zusammen. Als weitere Ursachen kämen wachsender Leistungsdruck, Defizite im Führungsverhalten sowie unklare Verantwortlichkeiten hinzu. Letztere erleichterten es, Fehler auf andere abzuwälzen.

Der Untersuchung zufolge geht Mobbing am häufigsten von Vorgesetzen aus, gefolgt von Kollegen als Gruppe sowie als Einzelpersonen. "Frauen, jüngere Mitarbeiter sowie Auszubildende sind dabei besonders häufig die Zielscheibe ehrverletzender Attacken", erläutert Meschkutat. Egal wen es trifft mit Vorgesetzten, die bei Mobbing wegschauen, kennt die Sozialforscherin kein Pardon: "Eine Führungskraft hat nicht deshalb versagt, weil in ihrem Verantwortungsbereich ein Mobbingfall auftritt, sondern erst dann, wenn sie nicht reagiert."

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