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Aufträge im Ausland

Nur wegen Norwegen

Viele reden von Krise. Einige sind zuversichtlich, ihr trotzen zu können - aus einem guten Grund.

Achthundert Millionen Euro. Die Zahl klingt Alfred Stiemert noch immer in den Ohren. Sechs Wochen ist es her, dass er mit anderen Unternehmern in Norwegen war. Und das hätte er sich nicht träumen lassen: #132;Allein Oslo vergibt jedes Jahr Aufträge in solcher Höhe #147;, berichtet der Dachdeckermeister. Was ihm auch klar geworden ist: Es mangelt dort an Fachbetrieben, deutsches Handwerk ist begehrt.

Drei Tage lang haben Stiemert und ein knappes Dutzend Kollegen in Oslo die Ohren gespitzt. In Seminaren, Gesprächen mit norwegischen Unternehmern und am Bau. Organisiert hatten die Reise die Handwerkskammern Lüneburg-Stade und Braunschweig zusammen mit der Deutsch-Norwegischen Handelskammer. Ergebnis: So mancher Chef dürfte schon bald wieder gen Norden abheben.

Die wirtschaftlichen Aussichten sind gut. Mehr als 30 Milliarden Euro werden öffentliche und private Auftraggeber im nächsten Jahr investieren, schätzt der Verband der norwegischen Bauwirtschaft (BNL). Das sind drei Prozent weniger als 2008, doch Experten sehen dies nur als Verschnaufpause für die Wirtschaft. Betroffen ist der Wohnungsbau. Die Nachfrage nach Sanierungen dagegen nimmt zu. Für 2010 erwartet der BNL, dass auch die Zahl der Neubauten wieder steigt. Die Ursache liegt auf der Hand.

Norwegen gehört zu den geburtenstarken Ländern Europas, und es wandern viele Menschen ein. 4,8 Millionen Einwohner hat das Land zurzeit, 60 000 kommen Jahr für Jahr dazu. Zum Vergleich: 320 000 stehen in Baubetrieben in Lohn und Brot.

Welche Handwerksleistungen sind besonders gefragt? #132;Wohnungsbau, technische Gebäudeausrüstungen, Verschalungs- und Gerüstsysteme sowie Tunnelbau #147;, nennt Eva Schmoly an erster Stelle. Grundsätzlich sei der Markt für alle Bau- und Ausbaugewerke interessant, sagt die Projektkoordinatorin bei der Vereinigung der Handwerkammern Niedersachsen (VHN). Nur Elektriker haben es schwer: #132;Es gelten andere technische Anforderungen. #147;

Fragt sich, wie fischt man am besten nach Aufträgen? #132;Öffentliche Aufträge werden auf Internetplattformen ausgeschrieben #147;, sagt Schmoly. Für die Akquise von Privatkunden empfiehlt sie, in Tageszeitungen zu inserieren. Und sie betont: #132;Viele Norweger lesen online Zeitung. #147; Vorteilhaft sei es, eine norwegische Telefonnummer anzugeben, dabei könne etwa die Handelskammer behilflich sein. Auch eine Internetadresse sollte im Inserat nicht fehlen.

Zugang zum Markt eröffnen überdies Messen wie die Internationale Bauausstellung #132;Bygg Reis Deg #147; in Oslo. Sie findet das nächste Mal im September 2009 statt. Die VHN plant einen Gemeinschaftsstand für norddeutsche Handwerksbetriebe.

So verlockend der Markt, so sorgsam gilt es sich auf das Ausland vorzubreiten. Die Regeln und Vorschriften sind komplex. Stiemert und Kollegen bleiben gelassen #150; aber nur wegen Norwegen.

So finden Sie Aufträge

In Norwegen spielt das Internet bei der Auftragsakquise eine wichtige Rolle.Diese Adressen sollten Sie kennen:

Kommunen schreiben Aufträge fürs das Baugewerbe öffentlich im Netz aus. "Kleinere" Aufträge finden sich etwa unter:

www.doffin.no

https://lextra.oslo.kommune.no

Größere Aufträge werden auf einer Plattform der Europäischen Union ausgeschrieben:

http://ted.europa.eu

Für die Akquise von Privatkunden bieten sich vor allem folgenden Tageszeitungen und deren Webseiten an:

VG / Verdens Gang, Oslo

Aftenposten, Oslo

Dagbladet, Oslo

Bergens Tidende, Bergen

Stavanger Aftenbladet

Informationen über den geplanten Gemeinschaftsstand für Handwerksbetriebe auf der Bauausstellung "Bygg Reis Deg" stehen in Kürze auf der Website der Vereinigung der Handwerkskammern Niedersachsen (VHN) bereit:

www.handwerk-vhn.de/nhi

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Neuland im Norden

Norwegen: Das sagen Handwerker

(mfi)

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