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Pickup

Offene Entscheidung

Ford Ranger Wildtrak trifft auf Dacia Logan: Ein Vergleich dieser Pick-up-Extreme verbietet sich geradezu. Das hat uns gereizt.

In der linken Ringecke in roter Lackierung: Dacia Logan Pick up, 725 Kilogramm Nutzlast. Startgeld: 7590 Euro*. In der rechten Ringecke, ganz in Weiß: Ford Ranger Wildtrak, 1105 Kilogramm Nutzlast. Startgeld: 30 750 Euro. Moment, das riecht nach Schiebung, ist dieser Kampf statthaft? Die Antwort: Ja, warum nicht? Schließlich kennzeichnet beide Kontrahenten eine offene Ladefläche. Und beide Autos transportieren vom Farbeimer bis zum Messebau-Modul so ziemlich alles und ohne großen Aufwand, was für einen Kombi zu schmutzig oder zu sperrig ist. Ein unabhängiges Kampfgericht garantiert einen fairen Vergleich. Der Schlagabtausch geht über drei Runden, danach werden der Kölner Steinmetz- und Bildhauermeister Michael Prickartz und seine Frau Cornelia ihr Urteil fällen.

Runde 1: Zuladung
Mit einem kleinen Ladekran hebt Michael Prickartz einen 50 Kilogramm schweren Grabstein auf die offene Ranger-Heckklappe. Der Wildtrak steckt das locker weg. Prickartz wiederholt die Prozedur beim Dacia und stellt erleichtert fest: Die Logan-Konstrukteure haben ebenfalls für Stabilität gesorgt. Ein Kritikpunkt: Die Heckklappe des Rumänen ist nicht mit Kunststoff verkleidet, sondern lackiert. „Da sind Schrammen kaum vermeidbar, das wird direkt rosten“, sagt Prickartz. Am Ford stört den Handwerksmeister, die „vergleichsweise hohe Ladekante“. Grund: Im Alltagseinsatz werden Pick-ups häufig über die Seiten beladen. Weiterer Minuspunkt des Rangers: Einerseits schützt ein extrem harter Kunststoff die Ladefläche vor Witterung und Stößen, andererseits ist der Boden sehr glatt. Prickartz: „Vorsicht, die Ladung kann wegrutschen“ Mit der Gummierung der Logan-Ladefläche ist er zufrieden: „Da rutscht nichts.“ An wen geht die erste Runde? „Knapp an den Logan“, sagt Prickartz.

Runde 2: Komfort
Als Cornelia Prickartz die Kontrahenten das erste Mal nebeneinander stehen sieht, sagt sie spontan: „Lass mich den Ranger testen, ja?“ Und das ist nachvollziehbar, denn in Sachen Komfort und Konzept könnten beide Autos nicht weiter von-
einander entfernt sein. „Im Wildtrak fühlt man sich wie in einem extrem schnellen und luxuriösen Lkw“, sagt Michael Pri-
ckartz. Die Ledersitze seien breit und bequem, die Sitzposition angenehm hoch, das 3,0-Liter-Diesel-Aggregat mit seinen 159 PS ein einziger Spaß.
Da dürfte der Logan einen schweren Stand bei den Prickartz haben, richtig? „Allerdings“, antwortet der Steinmetz, „im Ford kommen einem 160 Stundenkilometer nicht schneller als 90 vor.“ Er hat den Logan bei einer Testfahrt auf 140 km/h beschleunigt: „Im direkten Vergleich klingt der Dacia wie ein Düsenjäger, wir konnten uns kaum unterhalten.“ Insgesamt sei der Pick-up-Zwerg nicht gut isoliert. Die zweite Runde geht klar an den Ranger.

Runde 3: Verbrauch
Im Stadtverkehr ist der Wildtrak mit 11,3 Litern Diesel angegeben, außerorts mit acht Litern. „Das kommt ungefähr hin“, sagt Michael Prickartz. Dann sucht er im Dacia-Prospekt nach den Verbrauchsangaben: „Der Logan nimmt sich 10,2 Liter in der Stadt, auch noch Super – zu viel für einen Kleinwagen.“ Aber auch das entdeckt der Handwerker: Der 1,6-MPI-Motor (87 PS) hat Diesel-Brüder, die genügsamer sind. Der 1,5 dCi mit 86 PS begnügt sich laut Hersteller innerorts mit 5,9 Litern. „Den Diesel würde ich eindeutig empfehlen“, sagt Prickartz.
Wem der Ranger prinzipiell gefällt, aber nicht unbedingt mit einen Blickfänger wie dem Wildtrack bei seinen Kunden vorfahren will, für den bietet sich die eher schlichte XL-Version mit Einzelkabine an. Vorteil: Die Nutzlast erhöht sich um 90 Kilogramm, die Ladefläche verlängert sich von 1,53 auf 2,28 Meter. Zum Vergleich: Die Logan-Ladefläche ist 1,81 lang. Eine ausgeglichene dritte Runde.

Schlussgong und Urteil
Die Wertung nach drei Runden: Gleichstand, beide Autos sind praxistauglich. Der Ranger sei klasse für die Langstrecke, der Allrad-Antrieb genau richtig für Unternehmer, die „auch auf der Baustelle eine gute Figur machen wollen oder vor ihren Kunden machen müssen“, sagt Cornelia Prickartz. Ihr Mann sieht Vorteile beim Dacia. Das Geizmobil sei die Wahl für Betriebsinhaber, die ihren Mitarbeitern „ein solides Auto anvertrauen, ihnen aber ungern ein Juwel mit auf den Weg geben“. Beim Dacia müsse der Chef nicht großartig zucken, wenn der Wagen im Alltagseinsatz mal wieder eine Schramme abbekommen hat.

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