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Mitarbeitersuche

Private Recherchen über Mitarbeiter im Web bald verboten

Fast die Hälfte aller Arbeitgeber checkt Bewerber vor der Vergabe einer neuen Stelle im Internet – auch in sozialen Netzwerken wie Facebook oder StudiVZ. Dass will der Gesetzgeber verbieten.

Die Bundesregierung will den Datenschutz von Arbeitnehmern verbessern: Voraussichtlich ab 2012 soll ein neues Gesetz Unternehmen die Recherche persönlicher Informationen in sozialen Netzwerken mit privatem Charakter verbieten. Tabu wären dann Websites wie StudiVZ, Facebook oder Wer-kennt-wen. Die Suche nach Informationen in Suchmaschinen und beruflich orientierten sozialen Netzwerken wie Xing oder LinkedIn soll hingegen weiter erlaubt sein.

Tatsächlich informiert sich fast die Hälfte aller Arbeitgeber im Internet über Bewerber. Das hat eine aktuelle Umfrage des Hightech-Verbandes BITKOM ergeben. Im Einsatz sind dabei vor allem Suchmaschinen. 21 Prozent der Befragten recherchierten zudem in beruflichen Netzwerken, 17 Prozent in Netzwerken mit privatem Charakter.

Tischlermeister Deppe: "Web-Recherchen ersetzen Infos auf dem Sportplatz"
Auch Handwerker nutzen diese Möglichkeit: Auf der Suche nach einem Meister habe er sich im Web über die Bewerber informiert, berichtet Tischlermeister Michael Deppe aus Hameln. Dabei förderte er Interessantes zutage. Einer der Bewerber outete im Web als Fußballer - und zwar als derjenige Torschütze, der in einem Spiel gegen Deppes Heimatverein gerade erst das einzige Tor geschossen hatte.

Für Deppe ist es selbstverständlich, sich im Web über Bewerber zu informieren. „Früher kamen die Mitarbeiter noch aus dem eigenen Ort. Wenn sich jemand daneben benommen hatte, dann erfuhr man das auf dem Sportplatz oder im Schützenverein.“ Heute bewerben sich Kandidaten aus ganz Deutschland, wenn es um eine interessante Stelle geht. „Da muss Facebook den Sportplatz ersetzen, wenn ich mehr über einen Bewerber wissen will.“

Solange es noch erlaubt ist, will Deppe diese Möglichkeit weiter nutzen. Das muss für Arbeitnehmer nicht nur Nachteile haben. „Bei der Mitarbeitersuche steht die soziale Kompetenz an erster Stelle. Wenn jemand im Fußballverein oder in der Freiwilligen Feuerwehr aktiv ist, bewerten wir das sehr positiv.“

Der torschießende Tischlermeister hat übrigens den Job bei Deppe bekommen und musste dafür nicht einmal den Verein wechseln. „Beim Vorstellungsgespräch habe ich ihn natürlich damit konfrontiert – das war ein super Einstieg in das Gespräch und hat die Atmosphäre aufgelockert.“

Warum das Gesetz Arbeitnehmern mehr schadet als nützt und welche Folgen es für kleine Betriebe hat, lesen Sie in unserem Kommentar.

(jw)

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