Handwerk Archiv
Foto: handwerk.com

Rating ist längst Alltag – ein Blick hinter die Kulissen

Rating ist längst Alltag – ein Blick hinter die Kulissen

In Zukunft wird es zur Pflicht, doch schon heute praktiziert es so manche Bank mit ihren Firmenkunden – die Rede ist vom Rating. Damit sich das Handwerk vorbereiten kann, zeigt handwerk.com beispielhaft auf, was eine deutsche Großbank bereits heute von ihren Kunden wissen will.

"Kredit bekommt der, der nachweisen kann, dass er keinen braucht", schimpft Udo Rosteck im Online-Forum. "Derjenige, der Kredit braucht, bekommt keinen, weil sein Rating nicht stimmt." Damit sprach der Handwerker so manchem der fast 400 Teilnehmer des Online-Forums von handwerk.com aus dem Herzen. Ihr Grund zur Sorge: Rating wird vom Jahr 2004 an zur Pflicht. Damit könnten Kredite für das Handwerk künftig noch teurer werden.

Allerdings müssen Kreditnehmer auch schon heute damit rechnen, einer genauen Analyse durch ihre Bank unterzogen zu werden. "Die Banken wenden dieses Rating-Verfahren bereits an. Gerade die

kleineren Betriebe, wie zum Beispiel kleine bis mittlere Autohändler,

sind als erste betroffen", berichtete eine Betroffene im Forum. "Die Banken rastern doch heute schon, bestätigt auch Karl Lehne, Geschäftsführer des Landesverbandes Metall Niedersachsen/Bremen.

Was Banken wissen wollen

Der Blick in den Geschäftskundenbogen einer deutschen Großbank zeigt, womit Kreditnehmer schon heute rechnen müssen. Da wird ein Kreditengagement vom Kundenbetreuer "gerastert" und dann genehmigt oder abgelehnt. Rastern bedeutet dabei nichts anderes, als Informationen mit Punkten zu bewerten und einen Gesamtwert zu ermitteln. Faktisch wird der Betrieb somit einem Rating unterworfen.

Die Großbank interessiert sich laut Geschäftskundenbogen für drei große Bereiche: die finanzwirtschaftliche Situation des Betriebes, das wirtschaftliche Umfeld und die persönlichen Qualitäten des Kreditnehmers.

Finanzwirtschaftliche Aspekte

Angefordert werden

Mindestunterlagen: Verlangt werden unter anderem zwei bis drei Jahresabschlüsse und eine vollständige Betriebswirtschaftliche Auswertung.

Zusatzunterlagen: Geht es um sechsstellige Kredite, werden zusätzlich Angaben über die weitere wirtschaftliche Entwicklung, Auftragsbestände, Liquiditätspläne usw. verlangt

Liquidität: Gefragt wird nach

- Höhe des liquiden Vermögens,

- Anteil des kurzfristigen Fremdkapitals,

- Höhe von Eigenkapital und Vermögen,

- Höhe des Cash-flow,

- Höhe des Kapitaldienstes,

- freie private und betriebliche Mittel.

Private wirtschaftliche Situation: Gefragt wird nach

- Vermögen,

- Steuerschulden und Bankverbindlichkeiten,

- Bürgschaften,

- alle Einkommensformen,

- Ausgaben, von der Miete über den Lebensunterhalt bis zu Sparbeiträgen.

Neben diesen "harten Faktoren" muss der Bankberater auch seine Einschätzung zu "qualitativen" Faktoren abgeben.

Das wirtschaftliche Umfeld

Bewertet wird nach Risiken. Die Skala reicht von "Einwandfrei" bis "Klare Risiken erkennbar". Erfasst werden dabei:

Stellung im Markt: Geprüft werden Risiken von Produkt- und Serviceangeboten, die Breite und Stabilität des Kundenkreises und die Qualität des Standortes.

Weitere Entwicklung: Hier werden Risiken in der unternehmensinternen Entwicklung sowie im Markt berücksichtigt.

Vertrauenswürdigkeit und Management

Vertrauenswürdigkeit des Kreditnehmers: Sie wird auf der Basis von Schufameldungen, Zahlungsverhalten bei Krediten, Informationsverhalten usw. beurteilt.

Persönliche Situation: Negativ schlagen "unklare persönliche Verhältnisse" wie längere Krankheiten und Rechtsstreitigkeiten infolge von Erbschafts- oder Scheidungsverfahren zu Buche.

Managementqualitäten: Hier muss der Bankberater die kaufmännische und fachliche Qualifikation wie auch das unternehmerische Engagement bewerten.

Von Punkten zum Gesamtergebnis

Jede dieser Aussagen wird mit Punkten bewertet und fließt dann in eine Rasterpunktzahl ein. Die Rasterpunkte sollen Aufschluss über den Risikofaktor geben. Je weniger Punkte, desto besser für den Kreditnehmer, denn jeder Punkt bedeutet Abstriche von der Bonität. Die Risikofaktoren reichen von A+ bis D. Ein D bedeutet sofort das Aus, das Risiko ist für die Bank "nicht vertretbar". Auch im Bereich C- bis C+ hält sich die Bank zurück, das Engagement ist "in der Regel nicht erwünscht". Wer B erreicht, egal ob mit einem Plus oder Minus, kann mit seiner Bank rechnen, wird allerdings weiter kritisch beäugt. Nur wer es zu einem A bringt, dem wird eine "überdurchschnittlich gute Bonität" ohne Wenn und Aber bescheinigt.

Das könnte Ihnen auch gefallen: