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Eigenkapital stärken!

Raus aus der Abhängigkeit

Peinliche Fragen, anmaßende Banker ... Solche Erfahrungen machen nicht nur kleine Handwerker, wenn sie mit ihren Kreditraten in Verzug sind: Haribo-Chef Hans Riegel zum Beispiel zog daraus eine wichtige Lehre: "Nie mehr Schulden bei Kreditinstituten".

Riegel ist heute 86 und der Stress mit den Bankern liegt schon fast 60 Jahre zurück. Vergessen hat er den Vorfall jedoch nie. Für das Wirtschaftsmagazin impulse erinnerte sich der Unternehmer noch einmal an den unangenehmen Besuch der Banker auf dem Werksgelände: Mitarbeiter der Sparkasse liefen damals plötzlich auf dem Werksgelände herum und klebten Zettel auf die Zuckersäcke. "Das sei jetzt Eigentum der Bank", hieß es. Der Grund: Der Unternehmer hatte einen 250.000-DM-Kredit nicht pünktlich getilgt. Ihm fehlte das Geld, weil seine Kunden nicht rechtzeitig zahlten. Am Ende ging es glimpflich für Riegel aus. Die Sparkassenmitarbeiter hatten es übertrieben und ihr Vorgesetzter gab sich mit etwas höheren Zinsen zufrieden. Doch Riegel zog daraus eine Lehre: Er habe danach "nie mehr" Schulden bei einem Kreditinstitut gemacht. "Ich wollte diese Form der Abhängigkeit auf gar keinen Fall noch einmal erleben", zitiert ihn das Wirtschaftsmagazin. Diese Strategie habe sich bezahlt gemacht. Das Unternehmen spüre die Finanzkrise heute kaum.

Eigenkapital stärken!

Wie sehr es sich auszahlt, die eigene Finanzkraft zu stärken, bestätigt Handwerksunternehmer Thomas Wurst aus Bersenbrück. Trotz der aktuellen Krise hat sein Stahlbauunternehmen kräftig in einen Erweiterungsbau und ein neues Verwaltungsgebäude investiert - mit Hilfe der Banken. "Die Planungen liefen schon, als es mit der Krise losging. Da wollten die Banken natürlich wissen, wie sehr uns das betrifft, aber an den Konditionen hat sich dadurch nichts geändert."

Doch für diese stabile Beziehung habe das Unternehmen jahrelang hart gearbeitet. "Das war nicht immer so", erinnert sich der Thomas Wurst. Als das Unternehmen vor zehn Jahren die Liquidität knapp wurde, liefen die Kreditverhandlungen noch ganz anders: Die Banken wollten mehr Informationen und "ohne Sicherheiten und persönliche Bürgschaften ging da nichts". Seitdem haben die Stahlbauer die Gewinne in der Firma belassen und die Eigenkapitalquote kräftig erhöht.

Außerdem setzt Wurst auf Transparenz. So erhalten die Banken nicht nur regelmäßig Jahresabschlüsse und BWAs, sondern auch Planungsdaten, wie sich das Unternehmen in Zukunft entwickeln könnte. "Darin zeigen wir auch auf, wie wir gegensteuern würden, falls wir in die Krise geraten."

Ihre Meinung?

Haben Handwerker wirklich eine Chance, sich aus der Abhängigkeit von Krediten zu befreien? Und wenn nicht: Was hindert Sie daran? Schreiben Sie uns Ihre Meinung.

(jw)

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