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Foto: handwerk.com

Schilderwald in der Ladentheke

Schilderwald in der Ladentheke

Müssen Deutschlands Bäcker und Schlachter künftig Einblick in ihre geheimen Rezeptbücher gewähren? Hintergrund: Niedersachsen wird am 1. März eine verschärfte Version des Verbraucherinformationsgesetzes in den Bundesrat einbringen.

Was ist drin im Brot? Was steckt in der Wurst? Der Entwurf unterscheidet ausdrücklich nicht zwischen der Kennzeichnungspflicht verpackter oder loser Waren. Verbraucherschutzministerin Renate Künast war noch Anfang Februar daran gescheitert, ein ähnliches Gesetz durchzusetzen. Damals hatte Gerhard Schröder dem Druck der Wirtschaft nachgegeben und ein #8222;Kanzlerwort" gesprochen.

Die Bäcker gehörten zu den Branchen, die den Gesetzentwurf am schärfsten kritisiert hatten: #8222;Den Handwerkern wird ein bürokratischer Aufwand zugemutet, den vor allem kleine und mittlere Betriebe nicht leisten können", sagte Peter Becker, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Bäckerhandwerks. Es sei eine existenzgefährdende Schwächung, wenn die Betriebe dazu verpflichtet wären, individuelle Rezepturen und Herstellungsmethoden öffentlich zugänglich zu machen.

"Es wird leichter, höhere Preise zu verlangen"

#8222;Genau wie Frau Künast wollen wir die Verbraucher nur über die Zusammensetzung, nicht über die Rezeptur der Waren informieren. Die Geheimhaltung der einzelnen Herstellungsschritte wird selbstverständlich gewahrt", sagt Christian Grugel, Sprecher des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums, im Gespräch mit handwerk.com.

Grugel sieht in einem Verbraucherinformationsgesetz eine Chanche für das Handwerk: #8222;Wenn die hohe Qualität eines Produktes nachvollziehbar ist, dürfte es auch leichter sein, höhere Preise zu verlangen." Fehlende Transparenz lasse es nicht zu, dass sich Produkte für den Verbraucher unterscheiden. Grugel: "So können sich Märkte nicht entwickeln."

Wir haben einen Praktiker gefragt. Fürchten Sie den Schilderwald in der Ladentheke? #8222;Informationsbroschüren zu den verschiedenen Backwaren und die grobe Erwähnung von Zutaten auf den Preisschildern gibt es in den Geschäften doch schon", sagt Hans-Joachim Mateika, Obermeister der Bäckerinnung Einbeck. Detailliertere Angaben könne sich der Kunde beim Fachmann holen. Alles andere verfehle das Ziel: #8222;Würde man neben alle Artikel große Informationsschilder stellen, wäre der Verbraucher eher verwirrt als informiert."

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