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Steuerpolitik

Schlafen für die Konjunktur

Immer eine gute Argumentationshilfe: das Handwerk. Ganz aktuell muss der Wirtschaftszweig herhalten, um die Mehrwertsteuersenkung für Hotel-Übernachtungen zu rechtfertigen. Zu recht?

Ob Interview, Wahlkampf oder Bundestagsrede: Der kleine Handwerksmeister ist allgegenwärtig. An einen Satz wie diesen hat man sich zumindest gewöhnt: "Fleißigen Menschen von der Krankenschwester über den Handwerker bis zum Mittelständler wird viel zu viel von ihrem Einkommen abgenommen."

Dass der Satz in diesem Fall aus einem Interview stammt, das Bundesaußenminister Guido Westerwelle dem Magazin Focus gegeben hat, ist eigentlich nicht wichtig. Wichtiger ist, dass Deutschlands Hoteliers offensichtlich zur Gruppe der fleißigen Menschen gehören, sie dürfen sich bekanntermaßen über ein schwarz-gelbes Steuergeschenk freuen. Wohlgemerkt: Die Hoteliers freuen sich. Nicht unbedingt ihre Gäste.

"Nach einer Umfrage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes wollen die Hoteliers nur gut ein Fünftel der Einsparungen in Preissenkungen stecken", schreibt die Münchner Abendzeitung. Der Verband schiebt sogleich eine Beschwichtigung hinterher: „Gäste, Mitarbeiter sowie Handwerker und Zulieferer werden gleichermaßen profitieren.“ Denn auch Investitionen seien eine "Weitergabe der Steuerentlastung an die Kunden", schließlich steige das Preis-Leistungsverhältnis.

Moment mal: Die Hoteliers geben also weniger Mehrwertsteuer an den Staat ab, dennoch bezahlen die Kunden (fast) die selben Übernachtungspreise wie vorher. Entspricht das nicht schlicht einer Erhöhung der Nettopreise?

Wie bewerten Sie das Thema? Die Redaktion ist auf Ihre Meinung gespannt.

(sfk)

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