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Entscheidungsfindung

Schneller zur Entscheidung

Ja oder nein? Vor dieser Frage stehen Unternehmer jeden Tag. Wer entscheidungsfreudig ist, bringt seinen Betriebe voran. Wem das schwer fällt, kann es lernen.

von Martina Jahn

Bei Thomas Prinzhorn und seinem Geschäftspartner sind die Zuständigkeiten klar geregelt. Wenn einer von beiden nicht im Betrieb ist, trifft der andere die Entscheidungen an seiner Stelle. Durch zügige Entscheidungsprozesse haben die Chefs der Termath AG in Wolfsburg die täglichen Abläufe vereinfacht. Wenn kurzfristig eine wegweisende Entscheidung ansteht, stehen sich die Unternehmer, die sich auf Kommunikations-, Sicherheits- und Netzwerktechnik spezialisiert haben, nicht im Weg.

Entscheidungen nicht verschieben
Das ist nicht in allen Handwerksbetrieben so. #132;Manche Chefs schieben wichtige Entscheidungen lange vor sich her und verschwenden damit wertvolle Zeit #147;, weiß Gitte Härter, Coach für Selbstständige aus München. Damit blockieren sie das gesamte Geschäft. Dabei sollte es doch das Ziel sein, einen Betrieb voranzubringen, Aufträge zu generieren und Umsätze einzufahren.

Wie gelingt das? #132;Wenn Sie jeder Entscheidung die angemessene Priorität einräumen #147;, sagt Härter. Sie rät: Nicht wochen- und monatelang eine Entscheidung vor sich herschieben und andere unwichtige Aufgaben vorziehen. Das sei eine klassische Bremse in Betrieben. Wer weniger entscheidungsfreudig ist, sollte sich beispielsweise fragen: Welche Auswirkung hat es, ob ich die Entscheidung jetzt treffe oder nicht? Was könnte passieren? Was blockiere ich?

Zur Entscheidung gehört die Analyse
Oft haben verschobene Entscheidungen andere Ursachen. Wer diese herausfinden will, müsse konkret werden und sich selbst Fragen beantworten. #132;Dabei sollte niemals nur eine Liste mit Pro- und Contra-Argumenten geführt werden. Man muss die Fragen weiter herunterbrechen #147;, betont Härter. Stehe beispielsweise der Kauf einer neuen Maschine an, sollte der Unternehmer sich nicht nur fragen: Lohnt sich das? Ist das zu viel Geld? Muss die Neuanschaffung jetzt sein? Weitergehende Fragestellungen führten zu anderen Ideen, wie beispielsweise: Was ist momentan außer der Maschine noch wichtig? Wieso sind wir gerade nicht wettbewerbsfähig? Probleme mit der Entscheidungsfindung könnten auch damit zusammenhängen, dass jemand sich scheut, die möglichen Konsequenzen auf sich zu nehmen.

#132;Manche Unternehmer merken im Entscheidungsprozess nicht, dass sie nicht konkret genug sind #147;, betont Härter. Erst später falle ihnen auf, dass die Verzögerung von Entscheidungen vielleicht andere Geschäftsbereiche betrifft. Alternativen zu der zunächst bevorzugten Lösung müssen also her. Dann werden diese Alternativen genau beschrieben und analysiert. Erst dann könne man die beste Lösung für den Betrieb finden. Härter empfiehlt, Entscheidungen aktiv anzugehen und nach vorne zu schauen. #132;Lügen Sie sich nicht selbst an und arbeiten Sie nicht mit veraltetem Wissen #147;, rät sie. Schließlich treffe jeder Mensch auch mal falsche Entscheidungen.

Rat einholen
Handwerksunternehmer Prinzhorn geht in den meisten Fällen gezielt vor und findet schnell eine Lösung #150; ob allein oder gemeinsam mit seinem Geschäftspartner. Wer aber blockiert ist und nicht weiterkommt, sollte sich Rat holen. #132;Ein Kollege aus dem gleichen Gewerk kann ebenso helfen wie ein Berufsverband #147;, sagt Härter und rät von der Scheu ab, die mögliche #132;Konkurrenz #147; zu befragen. Vorsicht sei allerdings geboten, wenn die Helfer auch #132;entscheidungsschwach #147; sind: #132;Dann geht die Lösung garantiert in die falsche Richtung. #147;

So finden Sie systematisch Lösungen

Coach Gitte Härter sagt: #132;Entscheidungsfreude kann man lernen. #147;
Hier Ihre Tipps:

Nehmen Sie sich Zeit: Wer sofort eine Lösung finden will, vergisst oft, wichtige Aspekte einzubeziehen oder noch fehlende Infos einzuholen. Das gilt besonders für komplexe Entscheidungen. Auch wenn die Zeit drängt: Nehmen Sie sich ein paar Minuten, um die Anfrage zu überdenken!

Schreiben Sie Ihre Gedanken auf: Was schwirrt Ihnen im Kopf rum? Aufzeichnungen helfen bei der Entscheidungsfindung. Wichtig: Zensieren Sie nicht und versuchen Sie noch nicht, die Punkte in eine Ordnung zu bringen. Wenn alles schriftlich fixiert ist, gehen Sie die Punkte durch und holen mögliche fehlende Informationen ein!

Seien Sie konstruktiv: Hätte-könnte-würde-wenn #150; das war einmal! Wer Entscheidungen mit Abstand bewertet, kann dazulernen. Aber: Seien Sie fair mit sich selbst. Wenn Sie einen Fehler entdecken, den Sie in der Vergangenheit gemacht haben, stehen Sie dazu und machen Sie es besser!

Hilfe annehmen: Input von außen ist wichtig, denn jede Entscheidung wird dadurch beeinflusst. Das klappt aber nur, wenn Sie sich für diese Infos öffnen, andere Meinungen zulassen und offene Fakten recherchieren.

Abwägen: Nicht jede Entscheidung ist wichtig. Es kommt auf den Zeitpunkt und die Auswirkung an. Wer gezielt Prioritäten setzt und nichts überstürzt hat es leichter.

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