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Beschwerde über Betrieb gerät zum Griff ins Klo

Ein schwäbischer Schulleiter ist nicht einverstanden: Mit so einer Werbung soll ein Handwerker nicht auf dem Gelände seiner Schule parken. Dabei wirbt der Betrieb eigentlich nur mit einem witzigen Detail.

Auf einen Blick:

  • Werbegag: Schwäbischer SHK-Betrieb zeigt auf einem Firmentransporter das Foto einer Kloschüssel. Darauf ist ein Mann mit heruntergelassen Hosen zu sehen.

  • Verbot: Der Leiter einer Schule, deren Heizungsanlage der Betrieb sanieren soll, will den Transporter nicht auf seinem Schulhof sehen.

  • Ergebnis: Die Geschichte verbreitet sich. Der Transporter und der Monteur, der den Firmenwagen fährt, haben mittlerweile eine Art Kultstatus in der Region.

Werbung soll: auffallen. Und das hat SHK-Meister Ulrich Gail mit der Gestaltung eines seiner 10 Transporter eindeutig vollbracht. Auf der Fahrertür des Fahrzeugs ist das Foto einer Toilettenschüssel zu sehen. Man könnte den Eindruck gewinnen, Gails Kundendienstmonteur Martin Czudaj würde auf dem Weg zum Kunden nicht nur seinen handwerklichen Geschäften nachgehen.

Diese Art von Humor mag speziell sein, doch der Schulleiter eines Gymnasiums kann offenbar nicht darüber lachen.

Schulleiter verbietet Parken auf dem Schulgelände

Die Vorgeschichte: Gail beschäftigt 12 Mitarbeiter in der schwäbischen Gemeinde Dasing. Im Rahmen der Generalsanierung eines Gymnasiums der Region hat der Betrieb die Heizungsarbeiten übernommen. Ein Auftrag mit 3.000 kalkulierten Stunden, die Arbeiten stehen noch aus.

Weil einige der alten Heizkörper einem anderen Betrieb im Weg waren, schickte Gail vorab seinen Monteur für die Demontage auf den Weg. Czudajs Einsatz dauerte exakt 40 Minuten. Die kurze Zeit, in der das Firmenfahrzeug auf dem Schulhof stand, genügte dem Schulleiter für eine wichtige Erkenntnis: Die „ästhetische Gestaltung“ des Fahrzeugs widerspreche „dem Bildungs- und Erziehungsauftrag eines Gymnasiums recht eindeutig“.

So steht es tatsächlich in einem Brief, den der Pädagoge seinem Landratsamt geschickt hat. Die Behörde solle Gail doch bitteschön mitteilen, dass der Wagen „an Schultagen während der allgemeinen Pausen- und Unterrichtszeiten […] nicht auf dem Pausenhof abgestellt werden kann“.

Gegenwehr des Handwerkers: Facebook-Eintrag zeigt Wirkung

Das Parkverbot fand Ulrich Gail nicht witzig. Nachdem ihn das Landratsamt informiert hatte, postete der Handwerksmeister den Brief kurzerhand via Facebook: „Das kam gestern per Mail. Was man sich als Handwerker alles gefallen lassen muss.“ Der kleine Zusatz „darf auch geteilt werden!“ zeigte Wirkung.

Für den Schulleiter entwickelt sich die Geschichte zum Griff ins Klo, denn Gails Facebook-Freunde haben den Beitrag mit dem Brief und dem Foto des Transporters erfolgreich verbreitet. Zuerst berichteten regionale Zeitungen und Radiosender über die „Klo-Posse“, jetzt hat sogar die Süddeutsche Zeitung (SZ) dem Fall einen längeren Text gewidmet.

Monteur auf dem Weg zur Kultfigur

In einem neuen Facebook-Post hat sich Ulrich Gail jetzt direkt an den „Herrn Schulleiter“ gewandt. Darin hofft er, der Pädagoge konfrontiere seine Schüler mit einem besonderen „Bildungsauftrag“, der Nachwuchs solle „jeden Morgen die Tageszeitung“ lesen. Denn nur so könnten die Gymnasiasten lernen, dass es oft besser sei, den „Ball flach zu halten“.

Die Kloschüssel-Werbung prangt sei 3 Jahren auf Gails Transporter. Die Reaktionen vor der Schulposse: „Zahlreich und nur positiv, die Leute finden's witzig.“ Ausschließlich Kundendienstmonteur Czudaj fährt mit dem Firmenwagen – und ist damit in der Region auf dem Weg zur Kultfigur. „Er wird mittlerweile an Fußgängerampeln begrüßt, der sollte sogar schon Autogramme geben“, sagt Gail.

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