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Leserstimmen zur Schwarzarbeitsdebatte

"Schwarzarbeit wie Bankraub ahnden!"

Von wegen Bauernschläue - “Schwarzarbeit gehört für mich auf die gleiche Stufe wie Diebstahl oder Bankraub!” Das ist nur eine von vielen Reaktionen auf unsere aktuelle Berichterstattung zum Thema Schwarzarbeit. Hier eine Auswahl der knackigsten Leserstimmen.

“Schwarzarbeit wird in den Köpfen vieler Menschen leider immer noch als ,Bauernschläue’ angesehen und nicht einmal als Straftatbestand”, schreibt Leser Westbau* als Reaktion auf unsere aktuelle Berichterstattung über die Entwicklung der Schattenwirtschaft. Für den Bauunternehmer gehört das Delikt auf die gleiche Stufe wie z.B. Diebstahl oder Bankraub. “Und genau so müsste es auch im Strafrecht verankert sein”, fordert er.

Was ihn ärgert: “Stattdessen werden aber insbesondere in den ländlichen Gebieten (und da spreche ich aus gemachten Erfahrungen) die, welche die Schwarzarbeit aufdecken und zur Anzeige bringen, vielfach als ,Verräter’ dargestellt und für den Kriminellen, der oft auch noch ,Hartzler’ ist, Mitleid empfunden.”

Stempel SchwarzarbeitStempel SchwarzarbeitBilderBox.com


Tatsächlich berufen sich dann die “Kleinen” auf die “Großen” und auch teilweise auf Politiker, “die es ja vormachen und mit Trickserei und Kontakten vielfach ungeschoren davonkommen”.

Vereinfacht werde das Ganze durch “völlig unzureichende Kontrollen und Strafverfolgungen sowie - bei uns im Handwerk - durch den Wegfall des Meisterzwanges”, moniert Westbau weiter. Die so erst möglichen “Hausmeisterbetriebe” hielten dann der Schwarzarbeit “auch noch die Tür auf”. Diese “Betriebe” wickelten dann alle Handwerksbereiche gleich mit ab, zahlen aber Beiträge an Berufsgenossenschaften, Soka-Bau usw. nicht. Die Spirale wird da immer größer und schneller: Die seriösen Klein- und Mittelbetriebe können dagegen nicht ,anstinken’ und werden in den Ruin getrieben. Die arbeitslos gewordenen Mitarbeiter werden dann in manchen Fällen wiederum "Hausmeister "... " Weiter so Deutschland!”, resümiert Westbau.

“Im Hauptberuf Beamter, im Nebenberuf Konkurrent” - lesen Sie weiter auf Seite 2.

“Verbeamtete Billigkonkurrenz” Mauern MaurerUnter der Woche in der Amtsstube ...... und am Wochenende auf dem Bau - kein Einzelfall, schreibt Leser EdEchtner. © Gina Sanders - Fotolia.com

Leser EdEchtner* pflichtet “Westbau” in allen Punkten zu: “Ich lebe nach Jahrzehnten in der Großstadt wieder in meiner alten Heimat in der Provinz. Es macht mich noch immer sprachlos, wie hier mit dem Thema Schwarzarbeit umgegangen wird. Das wird hier noch nicht mal als ,Bauernschläue’ sondern als völlig normal betrachtet”, entrüstet sich EdEchtner.

“Besonders beliebt sind auch verbeamtete Staatsdiener, die in ihrer Freizeit nebenberuflich ein Geschäft führen. Weil sie das aber vom Arbeitgeber nicht genehmigt bekommen, wird die Firma offiziell von der Ehefrau geführt (die vom Geschäft allerdings null Ahnung hat)”, schildert EdEchtner die verbreitete Praxis. Problem: “Die machen die Preise total kaputt, weil die Herren Beamten ja ein gutes Einkommen sicher haben und ihre nebenberufliche Tätigkeit für'n Appel und'n Ei anbieten können”, schreibt EdEchtner.

“Angesichts meiner Preise (halb so hoch wie in der Großstadt) schlagen die meisten die Hände über dem Kopf zusammen: Sooo teuer??? Och nö, dann lieber nicht”, weiß EdEchtner aus bitterer Erfahrung.

Wenn das alles so offenkundig ist - wie wäre es mit einer Anzeige? “Wenn ich meine unlauteren Konkurrenten anzeigen würde, könnte ich gleich ganz einpacken und wieder wegziehen. Daran würde auch eine anonyme Anzeige nichts ändern - weil sich inzwischen rumgesprochen hat, dass ich mich darüber aufrege”, schildert EdEchtner.

Als ehrlicher Unternehmer verhöhnt ... Lesen Sie auch die letzte Seite.

“Ich gehe lieber Samstags los …”SchwarzarbeiterSchwarzarbeit –"Die Zechen zahlen die Ehrlichen", stellt Heidi Prigge klar.BilderBox.com

Frau Langer aus Ihrem Artikel hat recht - denn, wer schwarz arbeitet, sägt an dem Ast, auf dem er sitzt”, schreibt Unternehmerfrau Heidi Prigge auf Facebook.

Bleibe die Frage nach dem "Warum". Die Antworten darauf sind laut Prigge vielschichtig: “Da sind sicher viele, die einfach etwas mehr haben wollen, als sie sich mit einem normalen Einkommen leisten könnten - die kurbeln dann die Wirtschaft an und das findet dann manch einer gut. Aber es gibt auch immer mehr, die einfach nicht mehr auskommen mit dem Einkommen - weil es vorne und hinten nicht reicht - z.B. junge Familien und Rentner - und da muss was getan werden”, findet die Unternehmerfrau.

“Eine Lösung des Schwarzarbeitsdilemmas kann der Mindestlohn sein - den wir in der Baubranche schon lange haben mit einem erfolgreichen Controlling durch die SOKA-Bau. Das funktioniert natürlich nur für Betriebe, die ihre Mitarbeiter dort auch angemeldet haben.”, stellt Heidi Prigge klar. Dann ergänzt die Frau von Jens Prigge, Chef der gleichnamigen Bauunternehmung amp; Fliesenlegerei: “Und die zahlen dann zusätzlich z.Zt. 20,4 % der monatlichen Bruttolöhne ein - z.B. zur Sicherung der Urlaubsansprüche und Ausbildungsförderung.”

“Die Zeche zahlen also die Ehrlichen … Und die werden dann belächelt oder sogar offen verhöhnt. Zu meinem Mann hat mal, nachdem er sich selbständig gemacht hatte, jemand wörtlich gesagt: ,Dass du dir das gibst, da geh ich lieber Samstags los ... und kann mir auch mehr leisten.’”, erinnert sich Prigge noch ganz genau.

“Und das ist eben der Unterschied: Unternehmen tragen eine soziale Verantwortung - für uns zählt das ,wir’ und nicht das ,ich’!”, sagt Prigge.

* Namen der Redaktion bekannt
(ha)

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