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Foto: handwerk.com

Frauen in Männerberufen im Handwerk

Schwere Arbeit – nix für Frauen?

Frauen auf dem Dach. Ein Mann sagt: Kein Problem. Eine Frau sagt: Muss das sein? Wer hat Recht?

Dachdeckermeister Hans-Hermann Ohm sagt, das ist Quatsch. Frauen können auf dem Dach genauso anpacken wie Männer (wir berichteten). Und in der Reetdachdeckerei hat niemand Probleme mit Frauen in der Männerdomäne. Das Team hilft sich gegenseitig aus.

Eine Kollegin aus der gleichen Branche sieht das anders. Marion Windisch kennt keine Gesellinnen, die im Dachdeckerhandwerk beschäftigt sind. Das Argument der körperlich schweren Arbeit, das schon in der Studie aus den 90er Jahren angeführt wurde, sei nach wie vor aktuell. „Frauen arbeiten in den körperlich anstrengenden Gewerken unter extrem erschwerten Bedingungen“, sagt Windisch, die mit ihrem Mann einen Betrieb mit vier Mitarbeitern in Hemmingen bei Hannover führt.

„Es geht nicht nur um Oberarme“
„Aber bedeutet Gleichberechtigung nur, dass Männer und Frauen an den gleichen Arbeiten gemessen werden?“, fragt sie. Es zeichne doch keine Frau besonders aus, wenn sie körperlich genauso schuften kann wie ein Mann. „Es zählen eben nicht nur die Oberarme“, sagt Windisch. Vielmehr sollten die beiden Geschlechter in Betrieben doch als gleichwertige Personen angenommen werden.

Marion Windisch glaubt, dass derzeit in den Betrieben und den Köpfen der „jungen Chefs“ ein Generationen- und Denkwechsel stattfindet. „Die Betriebsinhaber, die jetzt übernehmen, sind Frauen gegenüber nicht mehr so verschlossen“, ist sie sich sicher. Letzendlich profitiere jeder Betrieb von gemischten Teams, in denen Männer und Frauen gemeinsam arbeiten. "Frauen lösen beispielsweise Konflikte anders als ihre männlichen Kollegen und gehen mit Problemen anders um", weiß Windisch. Gute Stimmung in den Betrieben übertrage sie auch auf die Zufriedenheit der Kunden. Und auf die Außenwirkung der Handwerker.


(ja)

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