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Lamborghini

Sesto Elemento: 999 Kilo treffen 570 PS

Dinge, die Sie absolut nicht brauchen – aber garantiert haben wollen. Folge 10: Ein Sportwagen, der jede Pferdestärke gerade mal mit 1,75 Kilogramm belastet.

Binden Sie mal ein 1,75 Kilogramm schweres Buch an ein Pferd und geben dem Tier einen ermunternden Klapps auf den Allerwertesten. Was passiert: Das Fluchttier schießt für gewöhnlich seinem Urinstinkt folgend mit fliegendem Schweif davon. Das Buch tut dem Vortrieb des Vierbeiners nicht wirklich einen Abbruch.

Ob die Entwickler des neuen Sesto Elemento das etwas eigenwillige Bild vom Buch am Gaul vor Augen hatten, als Sie das Kohlefaser-Geschoss mit eben diesem Leistungsgewicht von 1,75 Kilogramm je PS entwickelt haben, weiß ich natürlich nicht. Fest steht aber, dass die Vorgaben im Lastenheft für die aufsehenerregende Studie ziemlich klar gesteckt waren: Unter 1000 Kilo sollte der Prototyp aus Santa Agata auf die Räder stemmen – mehr nicht. Das ist ein Rekord bei den bekannten Supersportwagenherstellern. Weder aus Zuffenhausen noch aus Gaydon und auch nicht aus Maranello gibt es solche Leichtfüße.

Gerade Letzteres würde den guten alten Ferruccio Lamborghini - Gott hab ihn selig - sicher besonders freuen. Schließlich fußt ja auf der Konkurrenzsituation - oder sollte man gar Feindschaft schreiben - zwischen Ferruccio Lamborghini, dem einstigen Treckerbauer, und Sportwagenurgestein Enzo Ferrari die Gründung der Automarke mit dem Kampfstier im Firmenwappen.

Auf der IAA wollten die Italiener aus Santa Agata "nur" ihr bis dato leistungsstärkstes Derivat des Gallardo (der hört auf den leicht eingängigen Namen Lamborghini Gallardo LP 570-4 Super Trofeo Stradale) vorstellen. Doch am Rande der ohnehin schon PS-starken Veranstaltung kündigte Lamborghini-Präsident Stephan Winkelmann die Kleinserienfertigung des Sesto Elemento an.

Was 500 Kilo weniger Gewicht in Zahlen bedeutet, lesen Sie auf Seite 2.

Weniger Verbrauch, mehr Spaß

Vorgestellt hatten die Italiener den Edelrenner im vergangenen Jahr auf dem Automobilsalon in Paris. Verbaut haben die Ingenieure in ihrer bella macchina den Motor des Gallardo. Und der hat leichtes Spiel mit dem zu einem überwiegenden Teil aus superleichter Kohlefaser gebauten Fliegengewicht. Denn gegenüber dem Gallardo bringt der Sesto Elemento satte 500 Kilo weniger auf die Waage.

Das kommt zum einen dem Verbrauch zugute. Zum anderen - und das ist bei solch einem Auto vielleicht doch der wichtigere Faktor - der Beschleunigung. Die ist wahrhaft atemberaubend: Gerade mal 2,5 Sekunden, also genauso viel Zeit, wie der durchschnittliche Leser vom Doppelpunkt bis zum Komma hinter dem Wort Sekunden braucht, vergeht, bis der Extremsportwagen Tempo 100 auf dem Tacho stehen hat.

Kleines Novum in der Firmengeschichte von Lamborghini: das Thema Höchstgeschwindigkeit ist beim Sesto Elemento erstmals kein Thema mehr. Lamborghini nennt fast schon widerwillig über 300 Stundenkilometer als Topspeed. Wichtiger sei bei der Entwicklung vielmehr der Verbrauch und die Beschleunigung gewesen. Zudem soll der Sesto Elemento auch in Sachen Querdynamik neue Höchstleistungen vollbringen.

Und wo ist nun der Haken an der Sache? Da ist zunächst mal das Thema Verfügbarkeit. Limitiert ist die Kohlefaserkiste wohl auf überschaubare 20 Exemplare. Und dann ist da noch der Preis: rund 1,9 Millionen Euro lassen die inzwischen zum Audi-Konzern gehörenden Sportwagenbauer gerüchteweise auf der IAA in Frankfurt durchsickern. Da bleibt dann auch der für Lamborghini-Verhältnisse sparsame Verbrauch nur ein schwacher Trost.

(ha)

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