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Kunstglasermeisterin im Portrait

Sie weiß, was sie will

Ihr Beruf ist vom Aussterben bedroht. Aber Stefanie Schönlau macht die Kunstglaserei lebendig. Ihr Know-how ist gefragter denn je. Ein Werkstattbesuch.

Stefanie Schönlau ist eine gefragte Frau. Nicht nur in Hannover, sondern in der ganzen Region. „Mit normalen Glaserarbeiten habe ich nichts am Hut“, sagt die Solo-Selbstständige. Das habe sie schon während ihrer Ausbildung an der Glasfachschule in Rheinbach bemerkt. Damals wählte sie bewusst den Schwerpunkt Glasveredelung und setzte ein Fachabitur für Gestaltung drauf. Darüber ist sie heute froh: Denn hier im Norden ist Schönlau eine der wenigen Handwerkerinnen, die Restaurierung, Bemalung, Bleiverglasung und andere Kunstglaserarbeiten anbietet.

Genau das wissen auch andere Gewerke zu schätzen: Zu ihren Kunden gehören viele Glasereien. Aber auch Tischler, Steinmetze oder Metallbauer. „Einige kenne ich schon viele Jahre. Sie haben sogar Teile meiner Arbeit mit in ihr Portfolio aufgenommen.“ Und somit muss die Unternehmerin nur wenig Werbung für ihren Betrieb machen.

Rückblick: Schönlau war 37, als sie sich in Hannovers Stadtteil Linden selbstständig machte. Nach Hannover führte ihr Weg nur zufällig. Eine von den großen Glasereien brauchte Verstärkung. „Dort wurde jemand gesucht, der einen neuen Bereich im Unternehmen aufbaut. Das wollte ich unbedingt machen und habe hart für diesen Job gekämpft“, erinnert sie sich. Leicht war die Arbeit nicht: „Ich war die einzige Frau im gewerblichen Bereich. Jeden Tag musste ich mich von Neuem behaupten“, berichtet die heute 54-Jährige.

Als bei ihrem damaligen Arbeitgeber ein Generationswechsel anstand und einige Prozesse umgekrempelt werden sollten, war es für sie Zeit für den „Absprung“. Den Meister hatte sie zuvor nebenberuflich gemacht. Und in den 16 Jahren zahlreiche Kontakte in Hannover genknüpft. Sie fühlte sich reif für die Selbstständigkeit.

Heute genießt sie besonders die Ruhe beim Arbeiten in ihrem eigenen Betrieb „Glas in Form“. In der Werkstatt in einem Lindener Hinterhof gibt es gerade viele Baustellen. „Ich arbeite immer parallel an mehreren Aufträgen“, sagt sie. Zeitweise ist sie auch wochenlang auf Außenbaustellen unterwegs – wie kürzlich für die Restaurierung der Fenster einer hannoverschen Kirche.

Stefanie Schönlau blüht in ihrer Arbeit auf, möchte nichts anderes machen. „Mich fasziniert die Vielfalt der Kunstglaserei. Ich wandele beim Arbeiten durch die verschiedensten Epochen. Und muss mich immer wieder in alte Zeiten versetzen. Dazu kommen wechselnde Arbeitstechniken oder Materialien“, erklärt Schönlau. Sie freut sich, dass heutzutage wieder mehr Menschen den Wert des Bestandes schätzen.

Auch Privatkunden kommen mit anspruchsvollen Vorstellungen oder Entwürfen. Die setzt die Handwerksmeisterin gemeinsam mit ihnen um. Angesagt sei momentan beispielsweise eine Kombination aus Sandstrahltechnik und farbigem Glas. Oder aufwendig gestaltete Glastüren oder –trennwände für den privaten Wohnraum.

Aber nicht immer ist Stefanie Schönlau allein in ihrer Werkstatt. „Kollegen fragen bei mir an, ob Auszubildende hier für eine Zeit schnuppern können“, sagt sie. Denn ihre Arbeiten unterscheiden sich grundlegend von der Arbeit in einer normalen Glaserei. Ihr Wissen und ihre Erfahrung gebe sie gern weiter. Und findet schade, dass ihr Beruf vom Aussterben bedroht ist.

In ihrer Freizeit engagiert sie sich im Stadtteil – beispielsweise für den Jazzclub Hannover. Schon ihr Meisterstück an der Wand verrät die Liebe zur Musik: darauf ist ein gläsernes Saxophon zu sehen.



(ja)

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